Wie die Stadt Erftstadt auf ihrer Facebook-Seite mitteilte, sollten aus dem Becken im Laufe des Montags noch fünf weitere Fahrzeuge geborgen werden. Die Stadt erklärte aber auch: „Glücklicherweise wurden dort keine Personen in den Fahrzeugen aufgefunden.“
Nach Angaben des Kreises wurden auch im besonders stark getroffenen Erftstädter Stadtteil Blessem bislang keine Todesopfer der Hochwasser-Katastrophe gefunden. 29 Menschen gelten aber noch als vermisst, sagte der Sprecher des Kreises.
[Erstmeldung] Erftstadt - In Erftstadt ist nichts mehr, wie es noch vor einer Woche war. Die Stadt im Rhein-Erft-Kreis (NRW) wurde von der Hochwasser-Katastrophe besonders hart getroffen. Die Aufräumarbeiten laufen, das Ausmaß der Zerstörung wird immer deutlicher.
Tausende Menschen haben alles verloren, was sie hatten. „Hier herrscht der absolute Ausnahmezustand“, sagt Erftstadts Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Der einzige Trost liegt aktuell in der Tatsache, dass bis Montag noch keine Toten gefunden wurden - anders als im benachbarten Kreis Euskirchen, wo das Hochwasser zwei Dutzend Menschenleben kostete. Allerdings weiß man in Erftstadt, dass es jederzeit passieren kann.
Die Rückkehr zur Normalität in Erftstadt liegt wenige Tage nach dem Hochwasser in weiter Ferne. Das Aufräumen ist auch seit den frühen Morgenstunden des Montags wieder im vollen Gange. Besonders angespannt ist die Lage im Stadtteil Blessem, wo Fachleute die Abbruchkanten eines Erdrutsches untersuchen. Dort war durch der Fluten ein riesiger Krater entstanden, mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein. Es herrscht dort akute Lebensgefahr.
Zwar sei die Kiesgrube hinter Blessem weiträumig abgesperrt, sagte Bürgermeisterin Carolin Weitzel am Montag im WDR2-Morgenmagazin. „Ein weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jedoch jederzeit möglich.“ Die betroffenen Stadtteile würden permanent mit Drohnen überwacht.
Unter Hochdruck und Einsatz sämtlicher verfügbarer Ressourcen laufe auch die Suche nach Vermissten, berichtete die Bürgermeisterin. Im Einsatz mit den Rettungskräften vor Ort seien Roboter, Sonargeräte, Drohnen und Suchhunde. Schwerpunktmäßig würden jetzt Liegenschaften in Blessem und die Bundesstraße B265 untersucht. Dort liegen Autos wie riesiges Strandgut herum, zwischen und unter Lastwagen gedrückt. Die Bundeswehr hilft mit Panzern bei der Bergung.
„Die Überschwemmungen und Zerstörungen sind unvorstellbar. Deshalb konnten wir die Schäden bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig erfassen“, sagte Carolin Weitzel dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Das Ausmaß der Katastrophe macht es uns noch nicht möglich, alle Bereiche zu begehen. Häuser, Brücken, Straßen – alles muss noch geprüft werden.“ Wenigstens das: „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagte Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Am meisten gebraucht würden nun Geldspenden und möblierte Unterkünfte. Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, für Betroffene zu spenden.
Von Stunde zu Stunde wird immer deutlicher: Die Infrastruktur der 50.000-Einwohner-Stadt südwestlich von Köln muss wieder aufgebaut werden. Das gilt auch für Autobahnen. Nach der Unwetterkatastrophe müssen sich Autofahrer auf der A1 und der A61 im Süden Nordrhein-Westfalens noch monatelang auf Beeinträchtigungen einstellen. Bei Erftstadt und Swisttal hatten die Wassermassen Teile der Fahrbahn weggerissen.
Bis auf Weiteres gelten Vollsperrungen auf der A1 zwischen dem Autobahndreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth in der einen Fahrtrichtung und in der anderen Fahrtrichtung vom Kreuz Köln-West bis nach Erfttal. Die A61, die sich bei Erftstadt mit der A1 verbindet, ist in beiden Fahrtrichtungen zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und Meckenheim voll gesperrt. Grund für die Sperrungen sind nicht nur die beiden Abbruch-Stellen. An anderen Stellen der gesperrten Strecken ist noch unklar, ob der Untergrund instabil ist. „Es gibt noch viele Unterspülungen - in verschiedenen Abschnitten muss man damit rechnen, dass etwas nachrutscht oder wegbricht.“
Am Samstag machten sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ein Bild von den Folgen des Hochwasssers in Erftstadt. Dabei zog der Unionskanzlerkandidat großen Unmut auf sich. Ein Video von Laschets Patzer auf Twitter sorgte für heftige Reaktionen.