Dortmunder „Nazi-Kiez“ verändert sich radikal: Politiker berichtet Überraschendes

Es ist still geworden im sogenannten „Nazi-Kiez“ in Dortmund Dorstfeld. Ein örtlicher Politiker hat sich nun zu Wort gemeldet und berichtet Erstaunliches.
Dortmund – „Dortmund-Dorstfeld, ach da wohnen doch die ganzen Nazis, oder?“ - Wenn über die Stadtgrenzen hinaus über den westlichen Stadtteil der Westfalenmetropole gesprochen wird, dann fällt die Sprache nicht selten auf das Thema Rechtsextremismus. Das könnte sich jetzt aber möglicherweise ändern. Die Rede ist von Auflösungserscheinungen der rechtsextremen Szene, weiß RUHR24.de*.
Stadt | Dortmund |
Stadtteil | Dorstfeld |
Einwohner | 15.943 (2019) |
Dortmund-Dorstfeld: Neonazi-Kiez vor der Auflösung?
Gegenüber dem WDR hat sich nun der SPD-Bezirksbürgermeister Ralf Stolze zum Thema geäußert - und hat Erstaunliches im Gepäck. Man werde in Dorstfeld nicht mehr „angequatscht“, „behindert“ oder „belästigt“. Das führe dazu, „dass man mehr Vertrauen hat in die Situation hier“, so Stolze.
Was ist passiert im sogenannten „Nazi-Kiez“ von Dortmund? Einer der stärksten Faktoren für die möglichen Auflösungserscheinungen: der Wegzug von Nazi-Führungskopf Michael Brück nach Chemnitz*. Der stellvertretende NRW-Landesvorsitzender der Kleinpartei „Die Rechte“ und das ehemalige Ratsmitglied wolle nun im Osten seine Ideologie „in der Fläche“ bekannt machen (RUHR24 berichtete).
Dortmund: Neonazis wie Michael Brück haben die Stadt verlassen
Doch nicht nur Brück ist die Stadt Dortmund jetzt erst einmal los, laut WDR-Recherchen hätten zehn führende Neonazis die Stadt verlassen.

Alles gut also? Nein, denn nun gibt es Befürchtungen, die Szene könnte sich aus Frust weiter radikalisieren. Laut Informationen die RUHR24 vorliegen, gibt es zudem schon weitere, teils radikalere Neonazis, die sich nun in den Vordergrund drängen und das Vakuum füllen wollen, das Michael Brück hinterlassen hat. Grund zur Entspannung gibt es in Dortmund daher vorerst nicht.
Dortmunder Neonzi-Szene: Image deutschlandweit geschädigt
Politikwissenschaftler wie Dierk Borstel sehen den Ruf der Neonazi-Szene von Dortmund durch die drohende Auflösung in ihrem Image unter Gleichgesinnten geschädigt: „Die Dortmunder Szene hat den Status, den sie mal hatte, als innovative und neue Kraft, als eine Kraft, die neue Strategien und Provokationen entwickelt, bundesweit verloren“, zitiert der WDR Borstel.
Video: Razzia gegen Neonazi-Netzwerk: Mindestens 10 Festnahmen
Bei der Polizei Dortmund nennt man indes vor allem zwei Gründe für die geschwächte Neonazi-Szene in Dorstfeld*: die harten Repressionen der Polizei und die starke Zivilgesellschaft in der Stadt, die es der Szene in Dorstfeld und Marten schwer mache.
Osten von Deutschland rechnet mit Zuzügen von Neonazis aus Dortmund
Unterdessen sieht sich nun der Osten Deutschlands mit Zuzügen von Neonazis - auch aus Dortmund - konfrontiert. Das Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet dort mit Sorge die Initiative „Zusammenrücken Mitteldeutschland“ bei ihrem Versuch, westdeutsche Neonazis oder Gleichgesinnte zum Umsiedeln nach Mitteldeutschland zu bewegen (Hier weitere Blaulicht-News aus Dortmund* auf RUHR24.de lesen).
Das Ziel: eine Konzentration rechtsextremistischer Familien in kleineren Ortschaften, um von da aus die Ideologie in die Mitte der jeweiligen Dorfgemeinschaft zu tragen. Also genau das, was in Dortmund-Dorstfeld scheinbar gescheitert ist. *RUHR24.de ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.