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„Innenstadt muss unverwechselbar sein“: Centro schuld am Untergang der City?

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Von: Lea Creutzfeldt

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Das Centro in Oberhausen ist immer gut besucht – und die Neue Mitte soll bald kräftig wachsen. Die Innenstadt jedoch verödet. Gibt es einen Zusammenhang?

Oberhausen – Das Einkaufszentrum Centro Oberhausen lockt mit seinen über 250 nationalen und internationalen Geschäften und einem großen Foodcourt jährlich 15 Millionen Besucher in die Stadt. Auf dem 830.000 Quadratmeter großem Gelände rund um das Einkaufszentrum – in der sogenannten Neuen Mitte – findet man zudem viele Freizeitangebote, wie das Legoland oder das Aquarium Sea Life. Das gastronomische Angebot rund um das Centro vergrößert sich ebenfalls stetig: Zuletzt eröffneten auf der Promenade am Centro gleich mehrere neue Restaurants. Auch die Anreise zum Centro ist denkbar einfach – den Gästen stehen 14.000 kostenlose Parkplätze zur Verfügung.

Die Oberhausener Innenstadt hingegen kann mit diesen Superlativen nicht mithalten. Auch wenn die Fußgängerpassage in der Innenstadt zukünftig attraktiver für Bewohner und Besucher gestaltet werden soll, verödet die City seit Jahren. Ist das Mega-Projekt Neue Mitte, das in den nächsten Jahren deutlich wachsen soll, daran Schuld?

Centro Oberhausen

Adresse: Centro-Promenade 555, 46047 Oberhausen

Eigentümer: Unibail-Rodamco-Westfield

Eröffnet: 12. September 1996

Gesamtfläche: 830.000 m²

Innenstadt trotz Centro Oberhausen beleben

Stefan Müller-Schleipen ist Mitgründer der Initiative Stadtretter, die gemeinsam mit Unternehmen, Verbänden und Instituten Ideen gegen das Aussterben von Innenstädten sammeln und diese mithilfe von Umsetzungspartnern in Modellregionen umsetzen. Seiner Meinung nach war das Centro zu der Zeit der Eröffnung des Einkaufszentrums eine gute und moderne Entscheidung.

Die leere Fußgängerzone Elsässer Straße in Oberhausen.
Die Fußgängerzone Elsässer Straße in der Oberhausener Innenstadt: Die City verödet zusehends. (Archivbild) © Ralph Peters/stock&people/Imago

Dennoch muss man ihm zufolge jetzt überlegen, was man tun kann, um die Innenstadt trotz des Centros zu beleben. „In Oberhausen ist, wie in vielen anderen Städten auch, angekommen, dass ein Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt auch immer eine Gefahr für die Innenstadt ist. Es geht jetzt darum zu gucken, welche Möglichkeiten es gibt, eine Innenstadt am Leben zu erhalten und neue Funktionalitäten zu finden, die ein Einkaufszentrum gar nicht abbilden kann. Natürlich macht ein Jeans-Geschäft in der Innenstadt wenig Sinn, wenn es im Centro den Jeans-Hotspot Nummer 1 gibt“, erklärt Müller-Schleipen im Gespräch mit wa.de.

Innenstadt Oberhausen braucht ein Alleinstellungsmerkmal

Laut den Stadtrettern punktet das Centro Oberhausen vor allem mit einem Entertainment-Charakter, Komfort, einer durchdachten Gastronomie-Mischung und damit, dass für Kunden die Wahrscheinlichkeit groß ist, bestimmte Waren vor Ort zu finden. Man müsse sich nun die Frage stellen, was eine Innenstadt dem entgegensetzen kann. Die Initiative ist der Meinung, dass man dabei auch auf die Trends der nachrückenden Generation setzen muss – also Nachhaltigkeit, Regionalität und eine gewisse Loyalität zum inhabergeführten Einzelhandel. All das würde man im Centro mit den großen Ketten nicht abbilden können, da zum Beispiel schnelle Modehändler noch wenig mit Nachhaltigkeit zu tun haben.

„Eine Innenstadt punktet, wenn sie unverwechselbar ist. Wenn sie Sachen hat, die es nicht überall gibt. Dabei geht es um unsere Sinne, also Sehen, Riechen, Fühlen, Schmecken, Ausprobieren und Anfassen“, so Müller-Schleipen. „Das wird viel zu wenig gespielt. Wenn wir dahin kommen, dass wir das wieder schaffen, dann haben unsere Innenstädte meiner Meinung nach eine Chance.“

Markthalle für Oberhausen?

Es gibt auch schon konkrete Beispiele dafür, die in der Vergangenheit funktioniert haben: „Was gut funktioniert sind Markthallen, die ein gewisses regionales Lebensmittelangebot anbieten, wie die Kleinmarkthalle in Frankfurt. Dort kann man einkaufen, man kann aber auch verköstigen, beim italienischen Stand einen Espresso trinken, beim türkischen Stand Gemüse probieren – das funktioniert immer gut.“ (lc)

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