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Carina S. (17) aus Iserlohn getötet und in Hamm verbrannt: Urteil gesprochen

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Von: Martin von Braunschweig

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Urteil im Prozess der getöteten 17-jährigen Carina S. aus Iserlohn: Das Dortmunder Schwurgericht hat den Ex-Freund der Jugendlichen wegen Totschlags zu 13 Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte zeigte keine äußere Regung.

Hamm/Iserlohn/Dortmund - Auch wenn der 27-jährige Angeklagte die Tat nie zugegeben hat, sind die Richter sicher, dass er Carina getötet hat, ehe sie am 24. Juni 2022 in Hamm gefunden wurde. „Die Indizienkette ist lang und in sich schlüssig“, sagte der Vorsitzende Richter Thomas Kelm am Mittwoch, 24. Mai, in der Urteilsbegründung. Gedanken an einen anderen Täter oder gar einen natürlichen Tod Carinas, wie sie von den beiden Verteidigern in den Plädoyers geäußert worden waren, nannte Kelm „abstrus“ und „fast schon grotesk“.

Nach dem Urteilsspruch zeigte der Angeklagte äußerlich keine Regung. Auch Carinas Angehörige und Freunde, die in großer Anzahl zu dem Prozess erschienen waren, blieben während der gesamten Urteilsbegründung gefasst. Erst nachher flossen auf dem Gerichtsflur viele Tränen.

„Der heutige Tag gibt der Familie die Möglichkeit, mit dem Prozess abzuschließen“, sagte ihr Anwalt Philippos Botsaris. Mit dem Verlust der 17-Jährigen an sich werde aber natürlich niemand je fertigwerden, fügte er hinzu. „Carina wird immer fehlen. Und man kann ihr Fehlen auch nicht in Jahren aufrechnen.“

Das Bild zeigt den Angeklagten mit seinen Verteidigern Victoria Grenz und Matthias Düllberg am Tag des Urteils in Dortmund.
Das Bild zeigt den Angeklagten mit seinen Verteidigern Victoria Grenz und Matthias Düllberg am Tag des Urteils in Dortmund. © Martin von Braunschweig

Tote Carina S.: perfider Fake-Account „The Morning Sun“

Aus Sicht der Richter hat sich die Tat so zugetragen: Nach der Trennung von Carina legte der Angeklagte auf den Namen „The Morning Sun“ einen Account bei einem Messengerdienst an und nahm darüber Kontakt mit seiner Ex auf. Er gab sich als ehemalige Schulfreundin der Iserlohnerin aus und verabredete sich für den 14. Juni 2022 mit ihr zu einem Treffen im Wald.

Die Richter sind davon überzeugt, dass der Angeklagte Carina S. dort mit einem Kabel erdrosselte und die Leiche anschließend mit seinem Lieferwagen wegbrachte. Wo genau er sie in den folgenden zehn Tagen aufbewahrte, sei unklar geblieben, so die Richter. Am 24. Juni 2022 wurde Carinas Leiche dann in einem Naturschutzgebiet in Hamm-Sandbochum abgelegt, mit Benzin übergossen und angezündet. Zuvor hatte ihr der Täter noch einen Arm abgesägt.

Leichenfund in Hamm-Sandbochum: Ermittlungen der Polizei vor Ort.
Ein Polizist am Fundort der Leiche in Hamm-Sandbochum. © Frank Lahme

Tote Carina S.: Blutspuren und Fahrtenschreiber wichtig

Hinweise auf perverse sexuelle Neigungen des Angeklagten, der mit Freunden mehrmals von seiner Lust auf sexuellem Kontakt mit verstümmelten Toten geredet haben soll, nahmen die Richter nicht wirklich ernst. „Das hilft uns bei der Bewertung der Tat jedenfalls nicht weiter“, so Kelm.

Andere Indizien seien viel aussagekräftiger: Im Lieferwagen des Angeklagten hatte die Polizei Blutspuren und das Handy der 17-Jährigen gefunden. Außerdem hatte der Angeklagte auf seinem Computer Satellitenaufnahmen von Sandbochum angeschaut. Und darüber hinaus legt ein Fahrtenschreiber aus seinem Lieferwagen nahe, dass er am Tag des Verschwindens in Iserlohn und am Tag des Leichenfunds in Hamm war.

Der 27-Jährige hat die Möglichkeit, gegen das Urteil Revision einzulegen. Dann prüft der Bundesgerichtshof die Entscheidung auf eventuelle Rechtsfehler. Bis dahin bleibt der Angeklagte aber auf jeden Fall in Untersuchungshaft.

Vor wenigen Tagen wurde eine Frau auf dem Parkplatz eines Obi-Baumarktes in Aachen getötet. Ihr dringend tatverdächtiger Ehemann wurde festgenommen.

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