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Immer mehr Menschen wegen Cannabis im Krankenhaus — Soest sticht heraus

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Von: Sascha-Nikolai Paschedag

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Laut einer Statisik von IT.NRW wurden 2021 fast doppelt so viele Menschen wegen psychischen Auffälligkeiten mit Cannabis behandelt wie zehn Jahre zuvor. Eine Region sticht hervor.

Hamm — Die Cannabis-Legalisierung kommt, auch wenn anders als viele ursprünglich erwartet haben. Viele Menschen freuen sich jetzt auf die zumindest teilweise Legalisierung in Deutschland.

Jüngste Zahlen unterstreichen jedoch auch die Gefahren des Cannabis-Konsums. Denn in den Krankenhäusern in NRW sind 2021 im Vergleich zu 2011 fast doppelt so viele Menschen wegen der Folgen des Cannabis-Konsums behandelt worden. Das geht aus den Zahlen des Statistischen Landesamtes IT.NRW hervor.

Immer mehr Menschen wegen Cannabis im Krankenhaus — Eine Region sticht hervor

Insgesamt waren im Jahr 2021 fast 4000 Menschen wegen der psychischen Störungen durch Cannabis im Krankenhaus. 2011 waren es lediglich knapp 2100 Personen. Ein ähnliches Bild zeigen auch Daten des Statistischen Bundesamtes für die Zeit von 2000 bis 2018. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte hat sich in Deutschland in dieser Zeit sogar versechsfacht.

Die meisten Menschen, die behandelt werden mussten, waren Personen, die zwischen 21 und 39 Jahre alt sind. Der Anteil liegt hier bei 61 Prozent. Unter 21 Jahre alt waren 28 Prozent – und elf Prozent waren älter als 39 Jahre. Die meisten Patienten waren Männer: Hier lag der Anteil bei über 77 Prozent.

Die meisten Behandlungen gibt es in Soest und Hamm — doch es gibt einen Grund

In diesen Städten gibt es laut Statistik die meisten bzw. geringsten Behandlungen pro 100.000 Einwohner:

Auf Nachfrage von wa.de bestätigten sowohl der Kreis Soest als auch die LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, dass in der Region so viele Menschen behandelt werden, weil die psychiatrische Versorgung hier sehr groß sei. Die Stadt Hamm verfüge mit den LWL-Kliniken (Kinder- und Jugendpsychiatrie) und dem St.-Marien-Hospital mit der Erwachsenenpsychiatrie über Strukturen, um auch Leute außerhalb der Stadt aufzunehmen.

Im Kreis Soest sieht die Versorgung ähnlich aus. Die Fachkliniken in Warstein und Lippstadt verfügen nach Aussage des Kreises über wesentlich mehr Behandlungsplätze als notwendig für den Kreis, weswegen auch hier Personen aus anderen Regionen behandelt werden. Viele andere ländliche Regionen würden diese Strukturen nicht verfügen, so der Kreis. Einen Rückschluss darauf, dass dort mehr Cannabis konsumiert werde, kann die Statistik also nicht geben.

Diagnose durch Gespräche vorgenommen

Um herauszufinden, ob die psychische Erkrankung vom Cannabis-Konsum herrührt, müssen laut Dr. Moritz Noack, Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm, mehrere Kriterien erfüllt sein. Dazu gehört etwa die Schwierigkeit, den Konsum zu kontrollieren oder ob der Körper Entzugssymptome zeigt.

„Wir fragen diese Kriterien in unseren Diagnostikgesprächen bezüglich des Suchtmittel-Konsums ab und definieren dann zusammen mit der Suchtanamnese, welche Diagnosen in Betracht kommen“, sagt Noack auf Nachfrage von wa.de. „Wenn überwiegend Cannabis als Hauptdroge konsumiert wird, dann diagnostizieren wir dies.“

Der Konsum von Cannabis ist derzeit in aller Munde. Doch was gilt beim Autofahren? Sicher ist, dass es teuer werden kann, wenn man sich nach dem Kiffen hinters Steuer setzt.

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