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Sollte es in Deutschland an Silvester ein generelles Böllerverbot geben? Pro und Contra

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Von: Marvin K. Hoffmann, Alexander Schäfer

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Sollte es an Silvester in Deutschland ein allgemeines Böllerverbot geben? Diese Frage beschäftigt derzeit wieder viele Menschen. Wir diskutieren.

Hamm – Silvesterknaller leuchten, glitzern, funkeln – und polarisieren. Immer wieder wird in Deutschland zum Jahreswechsel daher ein Böllerverbot diskutiert. Einige Städte in NRW haben bereits gehandelt und bestimmte Böllerverbotszonen, wie etwa die Stadt Dortmund, eingerichtet, in denen das Abbrennen von Pyrotechnik verboten wird. Auch Bielefeld verkündete bereits Böllerverbotszonen für Silvester 2022. Es stellt sich die Frage: Soll es in Deutschland an Silvester ein generelles Böllerverbot geben? Die wa.de-Autoren Marvin K. Hoffmann und Alexander Schäfer diskutieren.

Pro Böllerverbot: Den Deutschen muss das Böllern an Silvester verboten werden (von Marvin K. Hoffmann)

Böller an Silvester? Finger weg! Und das nicht nur wegen der Unfallgefahr. Klar, in Händen von Kindern, Betrunkenen und übermütigen Pyromanen sind die Knaller alles andere als ungefährlich. Die Finger davon lassen sollte man aber noch aus gänzlich anderen Gründen. Auf die Vernunft der Menschen kann man dabei schon lange nicht mehr zählen – ein Verbot muss also her.

Die private Knallerei richtet mehr Schaden an, als dass sie Freude bereitet. Für Haus- und Wildtiere bedeutet der Lärm einen enormen Stress. Für einige Menschen ebenfalls. Seit Monaten fallen in Europa wieder Bomben, die Ukraine brennt. Bei zahlreichen Geflüchteten, da sind sich Betroffene und Experten einig, löst die Silvesterknallerei schlimme Gefühle – mitunter Todesängste – aus. Das dürfen wir nicht zulassen. Schutzbedürftige müssen eben auch vor derlei Dingen beschützt werden. Wer jetzt noch ein paar egozentrische Argumente für ein Böllerverbot benötigt, bitteschön:

Silvesterknaller belasten die Umwelt viel zu stark

„Jährlich werden rund 2.050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht.“ Das behauptet nicht irgendwer. Das schreibt das Umweltbundesamt. Der Knaller dabei: Diese Menge entspricht in etwa einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die Umweltbelastung ist riesig. Zu riesig.

Die Menschen befeuern den Klimawandel und schießen sich mit ihren Raketen – nicht immer nur im übertragenen Sinne – selbst ins Bein. Lasst es doch bitte einfach sein.

Contra Böllerverbot: Ein Leuchten im Dunkeln muss an Silvester erlaubt sein! (von Alexander Schäfer)

Die Verbotsfreunde haben reichlich Munition: Die armen Tiere, verletzte Menschen in Notaufnahmen und – moralisch treffsicher – Brot statt Böller. Wer sich bei dieser Gemengelage fürs Feuerwerk an Silvester ausspricht, muss ein schlechter Mensch sein. Muss? Nö!

Schlechte Menschen im wahrsten Sinne des Wortes, also böse, gefährlich, misanthropisch sind diejenigen, die echte Raketen abfeuern und damit Tod und Leid verbreiten. Aber Silvesterraketen? Wer meint, diesen Planeten zu einem besseren Ort machen zu wollen, ruft reflexartig gerne nach Verboten. Doch der Preis dafür ist die Freiheit, die das Leben erst lebenswert macht.

Raketen am Silvesterhimmel lassen Kinderaugen leuchten

Starten wir ins neue Jahr pragmatisch statt pedantisch. Die Haustiere bleiben für die Zeit der Knallerei im Haus und wer zu viel getrunken hat, lässt die Finger von der Zündschnur. Es geht auch Brot UND Böller. Man kann wohltätig sein und zugleich noch Geld ausgeben für Raketen, die den Himmel bunt und hell erstrahlen und (Kinder-)Augen leuchten lassen.

In diesen dunklen Zeiten gibt es genug böse Geister, die es zu vertreiben gilt. Zugegeben, das mit den Geistern schafft keine abgefeuerte Silvesterrakete wirklich. Das Böse verschwindet nicht einfach. Gleichwohl hat die Pyrotechnik das Zeug dazu, die Menschen zu erfreuen. Kein Wunder, dass Deutschlands Feuerwerkshersteller gerade in diesem Jahr eine hohe Nachfrage melden. Menschlich.

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