Das hört sich gut an, doch bei den Grünen erinnert man daran, dass Laschet als NRW-Ministerpräsident noch nicht einmal in der Lage gewesen sei, den Konflikt um den Hambacher Forst gewaltlos zu lösen. Wie soll so jemand bitte schön mit Russland oder China klarkommen? „Er hat NRW gut regiert“, bescheinigt ihm dagegen ein Vertreter des damaligen Koalitionspartners FDP.
Näher bei den Liberalen als an den Grünen wäre ein Kanzler Laschet in der Corona-Politik. Auf Twitter lobte der 61-Jährige jetzt die bayerische Staatsregierung für die Abschaffung der Maskenpflicht im ÖPNV und schrieb: „Respekt für die bayerische Staatsregierung zu dieser Kurskorrektur. Nahezu ganz Europa hat die Maskenpflicht abgeschafft. Gut, dass Bayern als erstes deutsches Bundesland restriktive Auflagen und Vorschriften in Bus und Bahn abschafft.“
In der Pandemie scheine das Gefühl für staatliche Freiheitseinschränkungen und Verhältnismäßigkeit verloren gegangen zu sein. Selbstkritisch schrieb Laschet: „Wir hätten uns noch stärker dem Verbotsrausch zulasten der Kinder widersetzen müssen.“ Von Scholz hört man solch klare und ehrliche Worte selten.
Einig sind sich Grüne und FDP darin, dass die Union im Herbst 2021 nicht regierungsfähig gewesen sei. „Laschet konnte sich mit Jamaika in der Union nicht durchsetzen.“ Diese Konstellation sei nicht an den Verhandlern von FDP und Grünen gescheitert, sondern an den Heckenschützen in der Union.
Kein Wunder, dass ein CDU-Präsidiumsmitglied mit Blick auf die Bundestagswahl heute sagt: „Das war ein geschenkter Sieg für die SPD.“ Der interne Streit mit der CSU und deren Chef Markus Söder, der sich bis zuletzt für den Besseren hielt und selbst Kanzlerkandidat werden wollte, habe zwei bis drei Prozentpunkte gekostet. Ohne die bayerischen Querschüsse wäre Laschet heute wohl Kanzler – trotz seines Lachens im Flutgebiet.