1. wa.de
  2. NRW

Abschiedstour von Fettes Brot: Traurig und begeistert in der Westfalenhalle Dortmund

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Frank Zöllner

Kommentare

Viele Bilder: So war der Auftritt von Fetts Brot in Dortmund
Fettes Brot schippern auf Yasmin ihrem Bandende engegen. © Frank Zöllner

Es war ein Konzertabend zwischen Freude, Nostalgie und wehmütiger Abschiedsstimmung. Mit riesigen Hafenkränen und Containern als klar erkennbare Skyline ihrer Hamburger Heimat im Hintergrund, einer fliegenden Riesenmöwe und dem Kutter „Yasmin“ auf der Bühne ist das Hip-Hop-Trio zu seiner Abschiedstournee aufgebrochen.

Dortmund - An Deck: Dokter Renz (Martin Vandreier, 48), König Boris (Boris Lauterbach, 48) und Björn Beton (Björn Warns, 49) alias Fettes Brot. Der Auftakt ist gleich ein Statement. Mit dem mittlerweile 27 Jahre alten Riesenhit „Jein“ zündeten die Drei im Rahmen ihrer „Fettes Brot... is history“-Tour den ersten Riesenhit wie ein Signalfeuer. Es sollten zwei Stunden folgen, die den Abschiedsschmerz bei allen Beteiligten noch einmal vergrößerten. „Schön, dass Ihr es einrichten konntet“, sagte Dokter Renz zur Begrüßung beim Blick in das riesige Hallenrund zu dem „kleinen Clubkonzert“..

Abschiedstour von Fettes Brot: Traurig und begeistert in der Westfalenhalle Dortmund

Von Anfang an rissen die Musiker 30 Jahre nach ihrer Gründung in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle ihre Fans mit, als sie am Donnerstag um 21 Uhr zum ersten Konzert in Nordrhein-Westfalen und dem zweiten auf ihrer Abschiedstournee nach dem Start in Rostock auf die Bühne traten. Als der Vorhang fiel, gab es einen fünfminütigen und launigen Bilder-Reigen, der die Band-Vergangenheit destillierte.

Keine Anekdoten-Aneinanderreihung

Die Legenden des Deutschraps hatten im August vergangenen Jahres ihre Auflösung angekündigt, verzichteten aber auf einen Anekdoten-geladenen Abend nach dem Motto „Wisst Ihr noch?“ „Was wir am meisten vermissen werden, sind die Schnacks mit Euch“, sagte etwa König Boris. Und Björn Beton alias Schiffmeister erinnerte sich an ein frühes Konzert Anfang der 90er Jahre in Stuttgart, als ein gewisser Smudo von den Fantastischen Vier im Publikum war und anerkennend fragte: „Ihr tretet aber auch häufiger auf. Seid ihr mit einem Nightliner hier?“ Björn Beton tat zwar wissend, wusste aber zu dem Zeitpunkt nicht, was ein Nightliner-Bus ist. Denn das Trio aus Pinneberg vor den Toren Hamburgs war mit einem Kleinbus angereist.

Viele Bilder: So war der Auftritt von Fetts Brot in Dortmund
Wilde Choreografie von Björn Beton, Dokter renz und König Boris. © Frank Zöllner

Zur Abschiedstour ging es natürlich mit großem Equipment auf der Bühne, einer achtköpfigen Begleitung inklusive Schlagzeug, Gitarre, Bläsersatz und auch natürlich dem Stamm-DJ Pauli (auch bekannt als Bandmitglied von „Deine Freunde“). Das bedarf einer größeren Logistik und auch größere Fahrzeuge. Und so ein Abschied soll ja auch gebührend gefeiert werden. „Bevor wir also bald unsere eigenen Wachsfiguren bei Madame T einweihen dürfen, schaufeln wir ewigen Teenager uns mit „fast 50“ lieber unser eigenes Grab“, begründeten sie den Schritt.

König Boris gibt noch einmal den Kirmes-Proll

Irgendwie scheine die gemeinsame Geschichte auserzählt. „Aber klaro: Ehrensache, dass unsere gemeinsame Epoche mit einem Knallerfinale enden muss.“ Und das gab es inklusive der Hoffnung, dass einige Songs, die für Werbejingles, verwendet werden, sie reich machen, von Unternehmen wie Quelle, Karstadt, Tchibo oder Lätta. Hier wurde gleich ein Rap improvisiert, schließlich sind Fettes Brot nun einmal auch Wortakrobaten.

Viele Bilder: So war der Auftritt von Fetts Brot in Dortmund
Die Fans waren begeistert. © Frank Zöllner

Ob König Boris als Kirmes- und Autoscooter-Proll im Cover „The Grosser“ mit roter Glitzerjacke, „Hamburg Calling“ als The Clash-Cover mit dem Freibeuter-Fahne schwenkenden DJ Pauli, der Evergreen „Nordisch by nature“ - die Fans waren nicht nur bei den Refrains textsicher, hüpften ausgelassen und feierten die singenden „Brote“ tanzend und mit einer perfekten La-Ola-Welle von Unterrang, zum Oberrang und in die Hallenmitte hinüber.

Zwei Dutzend Songs in zwei Stunden

Insgesamt zwei Dutzend Songs bekam die tanzende Menge zu hören, darunter Klassiker und Erfolgsnummern wie „Bettina“, „Emanuela“ und zum Abschluss „Schwule Mädchen“ - die Hymne, mit der sich Fettes Brot sich selbst durch den Kakao gezogen haben.

Auch der eigentliche Abschiedssong „Brot weint nicht“ fehlte nicht. „Ja, Papa und Papa und Papa trenn‘n sich. Fans sagen: „Bitte nicht“, Hater sagen: „Endlich““ - sangen alle drei mit Schrammelgitarren und ohne Band-Unterstützung. Genau wie bei „Tagen wie diesen“ machte sich Melancholie breit, hier kam auch Pascal Finkenhauer am Gast auf die Bühne, mit dem die Band diesen Hit 2001 zusammen aufgenommen hatte.

Viele Abschiedsworte oder eine Verbeugung nach dem letzten Lied gab es nicht, es wäre vermutlich auch eine schwere emotionale Prüfung für König Boris, Dokter Renz und Björn Beton auch mit Blick auf die folgenden Abende, zu denen noch im April und Mai drei weitere NRW-Konzerte in Bielefeld (15.4.), Köln (27.4.) und Münster (5.5.) gehören, wobei Bielefeld und Münster ausverkauft sind. Anfang September ist mit zwei Konzerten in der Heimat Hamburg dann endgültig Schluss.

Auch interessant

Kommentare