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Umbenennung der Uni Münster (WWU) – der neue Name steht fest

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Von: Marvin K. Hoffmann

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Eine Kontroverse rund um Kaiser Wilhelm II. hat an der WWU Münster zu einer Namensdebatte geführt. Bald wird die Uni umbenannt. Der neue Name ist bereits bekannt.

Münster – Der letzte Deutsche Kaiser Wilhelm II. regierte von 1888 bis 1918. Seine Launen und Entgleisungen sind legendär – bekannt sind auch sein Antisemitismus, der ausgeprägte Hang zum Kolonialismus und seine demokratiefeindlichen Ansichten. Allesamt Gründe, die schon vor einer längeren Zeit eine Namensdebatte an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) auslösten. Jetzt ist eine Entscheidung gefallen.

Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster: Klares Votum für Namensänderung

„Studierende haben diesen Prozess bereits 2018 angestoßen. Dass die Universität nun einen neuen Namen erhalten wird, ist eine Entscheidung, die wir sehr begrüßen“, erklärt Jacob Hassel vom AStA Münster im Gespräch mit wa.de. „Als AStA haben wir das schon lange gefordert, weil wir Wilhelms Wirken kritisch gegenüberstehen“, sagt der AStA-Vorsitzende. Ein neuer Name sei auch bereits gefunden, die WWU soll in Zukunft schlicht „Universität Münster“ heißen. Es gebe zudem einen konkreten Zeitplan für den Umbenennungsprozess.

Der Namensgeber sei schlichtweg nicht mehr tragbar, entspricht nicht den Ansichten einer modernen, aufgeklärten Universität. So lautete die Kritik. Wie die WN zuerst berichteten, soll eine Probeabstimmung im Senat der Uni Münster ein klares Votum für eine Namensänderung ergeben haben. Nach Informationen von wa.de wird der Beschluss Anfang April offiziell gefasst. Das bestätigte die WWU am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage von wa.de.

Uni Münster erhält neuen Namen: Beschluss wird am 5. April gefasst

„Der entsprechende Beschluss für die dafür notwendige Änderung der Universitäts-Grundordnung soll in der nächsten Senatssitzung am 5. April verabschiedet werden. Nach einer ausführlichen Diskussion in nicht-öffentlicher Sitzung votierten sowohl die stimmberechtigten als auch die nicht-stimmberechtigten Senatsmitglieder ohne Gegenstimmen für diese Variante. Zu den nicht-stimmberechtigten Mitgliedern zählen beispielsweise die sechs Rektoratsmitglieder, die Dekane der Fachbereiche und der AStA-Vorsitzende“, teilte die Universität Münster mit. Mit dem neuen Namen könnte ab dem kommenden Sommersemester zu rechnen sein.

„Der Name ,Universität Münster‘ ist keineswegs der kleinste gemeinsame Nenner, sondern ein positiver Vollname, hinter dem sich alle Gruppen der Universität versammeln können“, sagte der Vorsitzende des Senats, Prof. Dr. Hinnerk Wißmann, in einem Pressegespräch am Donnerstag. Es gehe zudem nicht darum, einen Schlussstrich zu ziehen.

Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) heißt bald Universität Münster

„Die Beschäftigung mit unserer Identität, zu der auch Wilhelm II. gehört, wird eine wichtige Aufgabe für die Universität bleiben“, sagte Wißmann. Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels begrüßte das Votum des Senats und kündigte – einen entsprechenden Beschluss des Senats am 5. April vorausgesetzt –, eine zügige Umsetzung an, bei der man mit Blick auf die Kosten mit Augenmaß vorgehen werde.

Ihren Ursprung hat die heutige WWU Münster in einem 1588 gegründeten Jesuitenkollegs, das nach Angeben der Universität „zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits philosophisch-theologische Vorlesungen“ anbot und damit die Grundlagen für die Errichtung einer Universität in Münster (NRW), wo bald schon eine Bahnstrecke nach Sendenhorst reaktiviert werden soll, gelegt hat – die Gründung scheiterte vorerst aber „wohl vor allem aus finanziellen Gründen“.

1805 wurde die Universität Münster – damals war der heutige (Noch)-Namensgeber noch gar nicht geboren – zu einer „preußischen Landesuniversität für Westfalen“ ausgebaut. 1902, zwischenzeitlich war die Universität Münster zu einer Akademie herabgestuft worden, war es schließlich Kaiser Wilhelm II., der sie wieder zurück in den Stand einer Universität hob. Fünf Jahre später wurde der Universität schließlich die Bezeichnung Westfälische Wilhelms-Universität verliehen – ein Name, der bis heute Bestand hat. Nun aber wird er sich bald ändern.

Kritiker fordern schon länger eine Umbenennung der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster

Kritiker befürworten schon lange die Trennung von Kaiser Wilhelm II. und Universität. Ihnen ist der Kolonialismus der Kaiserzeit, die Demokratiefeindlichkeit des letzten Kaisers selbst sowie dessen offener Antisemitismus besonders in den Nachkriegsjahren ein Dorn im Auge. „Er hat außerdem nichts für die Uni gemacht. 1907 war Kaiser Wilhelm II. zwar einmal vor Ort, hat aber in keiner Rede die Uni oder die Forschung erwähnt“, meint AStA-Vorsitzender Jacob Hassel und ergänzt: „Das letzte Gemälde von Wilhelm II. wurde schon Anfang der 1920er-Jahre abgehangen.“

Es erinnerte also nur noch der Name an den umstrittenen Kaiser – doch auch der ist bald Geschichte.

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