Gender-Pricing: Friseur-Trend bei Unterschied zwischen Frau und Mann
Ein Friseur-Besuch kann gerade für Frauen sehr teuer werden. Sie zahlen häufig höhere Preise als Männer. Aber das ist nicht überall so.
Münster – Es scheint wie ein ungeschriebenes Gesetz: Frauen müssen beim Gang zum Friseur tiefer in die Tasche greifen als Männer. Preistafeln mit „Damenhaarschnitt“ und „Herrenhaarschnitt“ gelten vielerorts als normal.
Nicht so in Münster. „Teurere Preise für Damenfrisuren – also die Unterscheidung zwischen Frauen und Männern selbst bei einem Kurzhaarschnitt – haben mich schon immer gestört“, sagt Daniela Gil, Leiterin des Salons Kopfwerk. im Gespräch mit wa.de. Daher handhabt die Friseurmeisterin dies in ihrem Betrieb seit rund einem Jahr anders.
Das Ende des Gender-Pricings? Friseure in Münster denken um
„Wir orientieren uns mittlerweile nur noch an der Haarlänge“, erklärt Gil. „So konnten wir unsere Preisliste auch stark vereinfachen.“ Bei Kopfwerk wird daher nur noch unterschieden zwischen einer Kurzhaarfrisur ( Haare bis auf der Schulter aufliegend, Kostenpunkt: 26 Euro) und einer Langhaarfrisur (alles was länger ist als auf der Schulter aufliegend, Kostenpunkt: 33 Euro) – unabhängig vom Geschlecht.
„Damit wir die Kurzhaarschnitte für Damen im Preis senken konnten, mussten wir die Preise für Herrenkurzhaar leicht erhöhen“, sagt die Friseurmeisterin, fügt aber an: „Unsere Kunden haben die Veränderung sehr positiv aufgenommen, wir werden auf jeden Fall an diesem Preismodell festhalten.“
Das Ende des Gender-Pricings? Bezahlen pro Minute
Schon wesentlich länger – nämlich seit Beginn des mittlerweile mehr als zehnjährigen Bestehens – wird auch im Salon Aus der Wieschen auf geschlechtsspezifische Preise verzichtet. „Wir leben in einer Zeit, in der wir keine Unterschiede mehr wegen des Geschlechts machen sollten“, begründet Serdal Bengi, einer der Inhaber des Betriebs, im Gespräch mit wa.de.
Daher habe es in all den Jahren nie zur Debatte gestanden, gesonderte Preise für einen Damen- oder Herrenhaarschnitt zu nehmen. Stattdessen wird in dem Salon – anders als bei Kopfwerk – der Preis pro Minute berechnet. „Nur wenn uns durch etwaige Zusatzprodukte weitere Kosten entstehen, nehmen wir einen Aufpreis“, sagt Bengi.
1,30 Euro pro Minute kostet es vor diesem Hintergrund, sich im Aus der Wieschen die Haare schneiden zu lassen. Soll einer der beiden Inhaber die Aufgabe übernehmen, kostet dies 1,80 Euro pro Minute.
Friseure in Münster denken um: Unisex-Preise weit verbreitet
Das Prinzip als solches ist dabei in Nordrhein Westfalen und speziell in Münster nicht unüblich, wie Rosemarie Ehrlich, Obermeisterin der Friseur-Innung Münster, verrät wa.de: „In unserer Branche sind Unisex-Preise mittlerweile weit verbreitet.“
Doch kennt Ehrlich, die den Friseursalon Haargenau leitet, auch die Argumente „herkömmlicher“ Preismodelle, immerhin differenziert sie selbst zumindest marginal zwischen den Geschlechtern. Ein Haarschnitt für Frauen kostet in ihrem Salon mit 39 Euro zwei Euro mehr als einer für Herren.
„Das liegt daran, dass bei Frauen der durchschnittliche Material- und Arbeitsaufwand höher ist. Es kommen schlicht mehr Produkte zum Einsatz, die wir auch alle vorrätig haben müssen“, erklärt Ehrlich. „Wir können ja vorab keine Angebote schreiben.“ Besonderen Aufwand verrechnet die Obermeisterin im Übrigen auch extra, etwa wenn Männer sehr lange Haare haben.
Trend „Silent Cut“ erreicht Münsters Friseurlandschaft
Nicht nur bei den Preisen kommt Bewegung in Münsters Friseurlandschaft: Der Trend „Silent Cut“ hat die NRW-Stadt erreicht. In einem Salon in Münster kann man das Schweigen beim Friseur jetzt dazu wählen.