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Björn Höcke spricht in Münster: AfD-Chef will seine Basis in der Partei verbreitern

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Von: Alexander Schäfer

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Thüringens AfD-Chef war als Redner bei dem Neujahrsempfang der Partei in Münster eingeladen. Willkommen war er in der Stadt allerdings nicht.

Münster - Björn Höcke arbeitet daran, seine Basis in der AfD zu verbreitern. Auch und gerade im Westen der Republik. Am Freitagabend (20. Januar) trat der Thüringer AfD-Landeschef, der vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft wird, beim Neujahrsempfang der AfD in Münster auf. Willkommen war Höcke in der Stadt in NRW nicht. In der Nähe des historischen Rathauses, wo der Empfang stattfand, demonstrierten Tausende gegen seinen Besuch im Münsterland.

Björn Höcke spricht in Münster: AfD-Chef will seine Basis in der Partei verbreitern

Ausgerechnet Münster. In der nordrhein-westfälischen Großstadt ist nicht nur Höcke nicht willkommen, sondern auch seine Partei. Bei der Bundestagswahl 2021 fuhr die Alternative für Deutschland im Wahlkreis Münster ihr schlechtestes Ergebnis ein. Nur 2,86 Prozent aller Wähler machten ihr Kreuz bei der AfD. Vier Jahre zuvor bekamen die Rechtsausleger ebenfalls in Münster das schlechtestes Bundestagswahlergebnis, 2017 lagen sie nur in diesem Wahlkreis unter fünf Prozent. Die rhythmischen Sprechchöre der rund 5.000 Demonstranten am Freitagabend in der Münsteraner Innenstadt waren jedenfalls eindeutig: „Ganz Münster hasst die AfD.“

Höcke musste durch einen Nebeneingang ins Rathaus kommen. Draußen auf der Demo-Bühne wurde er von einem Kirchenvertreter als „einer der übelsten Hetzer“ bezeichnet, drinnen erhielt er von den mehr als 200 AfD-Anhängern starken Beifall. Sein Auftritt in der Stadt des Westfälischen Friedens darf man durchaus als Zeichen verstehen. In Umfragen liegt die AfD in den östlichen Bundesländern teils über 20 Prozent, im Westen dagegen verfangen die Botschaften von Parteichefin Alice Weidel und Co. weniger. Bei der NRW-Landtagswahl im Mai vergangenen Jahres schaffte die AfD mit 5,4 Prozent nur knapp den Wiedereinzug in den Landtag.

Fraktionschef im Landtag und Chef des AfD-Landesverbands in NRW ist Martin Vincentz. Dieser bezeichnet sich selbst als konservativ. Im Landtag forderte Vincentz ein Mal die anderen Parteien dazu auf, zwischen „Erzkonservativen“ und Rechtsextremen zu trennen. Am Freitagabend war Vincentz als Redner an Höckes Seite.

AfD-Neujahrsempfang in Münster: Nicht nur Höcke als Gast dabei

Am Empfang nahm auch der NRW-Landtagsabgeordnete Christian Blex teil. Ausgerechnet Blex. Er gilt als begeisterter Höcke-Fan, der sich gerne an dessen Seite zeigt. Blex machte im vergangenen Jahr mit einer letztlich abgebrochenen Ukraine-Reise in den von Russland besetzen Donbass bundesweit Schlagzeilen. Vincentz und die AfD-Landtagsfraktion warfen Blex deshalb aus der Fraktion, Mitglied der Partei ist er aber weiterhin. In Münster gehörte auch er zu den Rednern.

„Mit der Einladung des Faschisten Björn Höcke positioniert sich die AfD Münster nun ganz offen eindeutig“, hieß es vom Demonstrationsbündnis „Keinen Meter den Nazis – keinen Meter der AfD!“. Deren Teilnehmer machten am Freitag ordentlich Lärm gegen Rechts. Die Demos gegen die Neujahrsempfänge der AfD haben in Münster bereits Tradition.

Und wie erklärt die AfD in Münster den Auftritt von Höcke? Man müsse doch miteinander reden und sich selbst ein Bild machen dürfen, sagte uns ein Gast des Neujahrsempfangs. Dabei müsste auch das letzte Parteimitglied mitbekommen haben, wer Björn Höcke ist. Seine antisemitischen oder rassistischen Anspielungen sind allesamt nachzulesen.

Björn Höcke in Münster: Thüringens AfD-Chef will Nummer eins der Partei werden

Auf Twitter wirbt Thüringens Landeschef, den man laut eines Gerichturteils einen Faschisten nennen darf, für seine Social-Media-Kanäle mit diesem Spruch: „Heute schon lesen, was in etwa zwei Jahren im Verfassungsbericht steht.“ Und: „Die einen studieren Geschichte. Andere machen sie.“ Nicht zuletzt sein Blick auf die deutsche Geschichte hat Höcke ins Visier des Verfassungsschutzes gebracht. Dem Mann aus Thüringen schreibt der Inlandsgeheimdienst großen Einfluss in der Partei zu.

Münster war für Höcke zumindest geografisch fast ein Heimspiel. Der 50-Jährige ist in Lünen geboren, eine knappe Autostunde von Münster entfernt. Heute lebt er in Thüringen und will, wie manche Beobachter sagen, Nummer eins der AfD werden.

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