Modellregion für Cannabis-Legalisierung: Münster hat gute Chancen
Münster möchte sich als Modellregion für die geplante Cannabis-Legalisierung bewerben. Die Chancen für einen Zuschlag für die NRW-Stadt stehen gut.
Münster/Hamm – Cannabis soll in Deutschland endlich legal werden. Die Bundesminister Karl Lauterbach (SPD) und Cem Özdemir (Grüne) hatten entsprechende Pläne zur Gras-Legalisierung bereits vorgestellt. Unter anderem beinhalten sie sogenannte Modellregionen – und genau dafür will sich nun die Stadt Münster in NRW bewerben. Es gibt gute Gründe, warum sie den Zuschlag erhalten könnte.
Münster will Modellregion werden für Cannabis-Legalisierung: „Infrastruktur ist da“
Grüne, SPD, Volt, die Internationale Fraktion sowie die Linke haben einen entsprechenden Ratsantrag gestellt und die Stadtverwaltung dazu aufgefordert, sich als Modellregion zu bewerben. Sollte Münster den Zuschlag erhalten, würde das den wissenschaftlich begleiteten Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften bedeuten. Die Chancen stehen offenbar gut.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen in Münster, Ratsmitglied Harald Wölter, sprach von einer „Herzensangelegenheit“. Man führe das konsequent fort, was der Bund wolle, wird Lia Kirsch (SPD) von den Westfälischen Nachrichten zitiert. Und auch Lara Neumann (Volt) sehe in dem Antrag den Schritt zu einer „modernen Drogenpolitik, die gegen Suchterkrankungen, aber nicht gegen die Menschen gerichtet ist“.
In den Modellregionen soll der Cannabis-Verkauf nicht nur in den geplanten Cannabis-Clubs, wie sie etwa schon in Spanien existieren, erlaubt sein. Auch Unternehmen soll die Produktion, der Vertrieb und die Abgabe in Fachgeschäften an Erwachsene in einem „lizenzierten und staatlich kontrollierten Rahmen“ gestattet werden. Eines dieser Unternehmen könnte das von Tim Spieker aus Ibbenbüren sein, der sich schon länger mit dem Anbau von Cannabis in NRW beschäftigt.
Cannabis-Anbauer würde sich über Münster als Modellregion freuen
„Es ist schön, dass Münster jetzt dazu kommen wird. Wir begrüßen diesen Schritt natürlich sehr aufgrund der geografischen Nähe. Regional ist immer gut“, sagt Spieker aus Ibbenbüren im Gespräch mit wa.de. Er und seine Mitstreiter seien aber „generell bundesweit ausgelegt“ und auf alle Eventualitäten in Sachen Cannabis-Legalisierung vorbereitet. Der Pflanzenfachmann glaubt, dass Münster Erfolg haben könne mit der Bewerbung.
„Ich denke, die Chancen stehen ganz gut. Münster verfügt über die nötige Infrastruktur, um zur Modellregion werden“, sagt Spieker. Er nennt auch den Faktor Studenten-Hochburg und ist sich sicher: „Münster könnte hier als Vorreiter für andere Städte fungieren.“
Kritik an geplanter Cannabis-Legalisierung wird wieder lauter
Neben den zahlreichen Befürwortern der geplanten Cannabis-Legalisierung werden derzeit auch die kritischen Stimmen wieder lauter. Sie sehen sich in aktuellen Zahlen bestätigt: In nordrhein-westfälischen Krankenhäusern sind 2021 fast doppelt so viele Menschen wegen der Folgen von Cannabiskonsum behandelt worden wie zehn Jahre zuvor. Wie das Statistische Landesamt IT.NRW am Donnerstag mitteilte, waren 2021 fast 4000 Patienten aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen durch Cannabis im Krankenhaus. Im Jahr 2011 habe es rund 2100 Fälle gegeben. Der Großteil (61 Prozent) der 2021 behandelten Cannabis-Patienten war zwischen 21 und 39 Jahre alt. 28 Prozent waren jünger als 21 Jahre und 11 Prozent älter als 39 Jahre. Gut drei Viertel aller Behandelten waren Männer.
Verfechter der Legalisierung halten dagegen, dass diese Zahlen auf minderwertiges Cannabis zurückzuführen sind. Für sie ein Grund mehr, schneller voranzukommen – vielleicht schon bald mit Münster als Modellregion. – maho/dpa