Bistum Münster schließt Beratungsstelle: Kritik wirft Fragen auf
Das Bistum Münster schließt die Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt. Es habe Kritik an der Art der Beratung gegeben. Das ist nicht alles.
Münster – Die Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt des Bistums Münster (NRW) wird zum 13. März schließen. Das teilte das Bistum am Montagabend mit. Das Angebot der Beratungsstelle habe die psychosoziale Begleitung Betroffener organisierter sexueller und ritueller Gewalt umfasst und sei bei der Ehe,- Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Münster angesiedelt gewesen. Die Hintergründe zur Schließung werfen Fragen auf.
Bistum Münster schließt Beratungsstelle für Opfer ritueller Gewalt
„Sicher ist, dass es organisierte sexualisierte Gewalt gibt, etwa im Zusammenhang mit Kinderpornografie. In der Fachwelt, sowohl in der psychotherapeutischen als auch in der juristischen, ist jedoch der professionelle Umgang mit dem Thema rituelle Gewalt umstritten“, erklärte Dr. Antonius Hamers, Bischöflicher Beauftragter für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster.
„Es stehen hier Aussagen über die Existenz ritueller Netzwerke auf der einen Seite Aussagen der Nicht-Beweisbarkeit ritueller Gewalt auf der anderen Seite gegenüber. Es sind weder Theorien über rituelle Netzwerke belegt, noch konnte ritueller Missbrauch durch angeblich im Verborgenen organisierte Täterorganisationen nachgewiesen werden“, erklärte Hamers weiter.
Die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt „ZARTbitter“ in Münster, wo der Frühjahrssend 2023 gestartet ist, habe nach eigenen Angaben immer wieder mit Opfern ritueller Gewalt zu tun. Dort bedauere man die Haltung des Bistums, wie der WDR berichtet. „Ein Angebot, das es nicht mehr gibt, ist ein Angebot weniger“, sagte Astrid-Maria Kreyerhoff von ZARTbitter demnach. Dem Bistum Münster scheint es aber nicht alleine um die „Nicht-Beweisbarkeit ritueller Gewalt“ zu gehen.
Schließung der Beratungsstelle des Bistums Münster wirft Fragen auf
Die Fortführung der Beratungsstelle sei zwar vor diesem Hintergrund nicht mehr länger vertretbar, hieß es. Darüber hinaus habe es aber auch Kritik an der Art der Beratung gegeben. „Die beiden bislang dort tätigen Beraterinnen werden im Auftrag des Bistums nicht weiter beratend im Bereich der organisierten rituellen Gewalt tätig sein“, erklärte Dr. Antonius Hamers. Was das genau bedeutet, ist unklar. Das Bistum war am späten Abend auf Nachfrage von wa.de nicht mehr zu erreichen.
Da Betroffene jeder Form sexualisierter Gewalt nach wie vor auf ein umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot angewiesen sind, will das Bistum Münster sich mit der Schließung der Beratungsstelle keinesfalls aus der Beratung für Betroffene zurückziehen. „Aus Sicht des Bistums Münster ist es allerdings wichtig, im Kontext von ritualisierter Gewalt unabhängige, hochkompetente Beratungsangebote für Betroffene bereitzustellen. Wie das gelingen kann, wird derzeit geprüft. Wir empfehlen Betroffenen organisierter sexualisierter Gewalt, sich an Beratungsstellen zu wenden, auf die wir etwa bei uns im Internet verweisen“, hieß es.