Schülerbeförderung ein Sorgenkind in der Gemeinde Welver

Immer mehr Eltern melden ihre Kinder an den Offenen Ganztagsschulen (OGS) an. Die gleichzeitige Berufstätigkeit von Vätern und Müttern macht die Betreuung der Kinder nach Ende des Unterrichts in den Grundschulen notwendig. Bis 16 Uhr sind die Steppkes in der Obhut der OGS; dann aber müssen sie nach Hause. In der Regel kein Problem, wenn sie in der Nähe der OGS wohnen – in Welver oder Borgeln zum Beispiel.
Welver – Wehe aber, wenn sie in anderen Dörfern wohnen. Dann stellt sich die Frage nach der Beförderung, die in einer ländlich strukturierten Gemeinde wie Welver nicht immer gewährleistet ist. Das ruft nun die Politik auf den Plan. Auf Anfrage der CDU diskutierte der Ausschuss für Ehrenamt, Kultur, Bildung, Sport, Soziales und Generation über die Schülerbeförderung.
Wie Andreas Braun erläuterte, sind seine Parteikollegen immer wieder von Eltern auf dieses Thema angesprochen worden. Daher stelle sich die Frage, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind und mit welchen Kosten für die Gemeinde zu rechnen hat, wenn sie einen Transport der Schüler gewährleisten wolle.
Cornelia Plassmann, diesmal nicht als Politikerin der Grünen im Ausschuss, sondern als Leiterin der Grundschule in Welver, begrüßte ausdrücklich die Anfrage der CDU. Denn sie ist sich nach ihrem Bekunden mit ihrer Borgelner Kollegin Stefanie Markus einig, dass ein großer Bedarf bestehe, Schüler nach der OGS nach Hause zu bringen. „Es würden mehr Eltern ihre Kinder bei der OGS anmelden, wenn der Rücktransport gewährleistet wäre. Doch das ist nicht gesichert“, weiß sie von Fällen, dass Elternteile aus diesem Grund auf eine berufliche Tätigkeit verzichten müssen.
„Wir haben richtig Druck auf dem Kessel“, umriss Andreas Braun die Lage mit dem Verweis auf Alleinerziehende, die ganz besonders auf einen Platz in der OGS für ihr Kind und damit auch auf einen gesicherten Rücktransport angewiesen seien.
Plassmann schilderte, dass in einigen Fällen Angehörige, Freunde oder Nachbarn als Chauffeure einspringen. Auch gebe es Ehrenamtler, die sich in den Dienst als Fahrer stellen. „Das ist ihnen hoch anzurechnen.“ Doch das sei längst nicht in allen Fällen gewährleistet.
Als Beispiel nannte Plassmann betroffene Kinder in Scheidingen, die nach Einstellen der Schnellbusverbindung keine Möglichkeit mehr haben, nachmittags von Welver zurückzukommen. Seitens der Verwaltung wurde erläutert, dass derzeit 22 Kinder aus Scheidingen nach Borgeln zur Schule gehen, 15 nach Welver. Zur OGS gehen davon aber nur sieben Kinder; vielleicht auch eben wegen der fehlenden Beförderungsmöglichkeiten.
Amtsleiter Detlev Westphal schilderte, dass die Gemeinde als Schulträger für die Beförderung zu sorgen habe. Dafür seien in einem Konzessionsverfahren Vereinbarungen mit den Betreibern des ÖPNV getroffen worden, die den Transport der Kinder vor und nach der Schule auf drei Linien übernommen haben. Eine Erweiterung zur Abdeckung der OGS-Zeiten aber sei schwierig, da der Konzessionär die Linien nur fahren würde, wenn die Zahlen der Fahrgäste entsprechend seien.
Je mehr Kinder aber dieses Angebot nutzen würden, desto eher könnte ein Konzessionär gesprächsbereit sein. Daher müsse man abchecken, welche Kosten dadurch entstehen würden. Oder die Gemeinde regele es selber. Auf jeden Fall sei mit einer gesteigerten Nachfrage zu rechnen, wenn im Laufe der nächsten Jahre immer mehr Eltern ihre Kinder an den Offenen Ganztagsschulen anmelden wollen.
Der Idee, den Bürgerbus dafür einzusetzen, erteilte Bürgermeister Camillo Garzen zumindest für jene Ortsteile eine Absage, wo die Linien an Konzessionäre vergeben sind, wie eben Scheidingen und Illingen. Gleichwohl nehme die Verwaltung den Auftrag mit, mit den Konzessionären darüber zu sprechen, ob Linien wieder reaktiviert werden könnten. Ohnehin stehe das Thema ÖPNV angesichts der bestehenden Probleme auf der Agenda.
Im nächsten Schulausschuss im August wird die Angelegenheit wieder aufgerufen. Ausschussvorsitzender Tim-Fabian Römer (BG) empfahl, im Vorfeld der nächsten Sitzung Erfahrungen aus anderen Kommunen einzuholen.