Dabei ist sich der Inhaber durchaus bewusst, dass diese Entwicklung nicht selbstverständlich war. „Fast 70 Prozent meiner Kunden kommen aus Hamm her“, berichtet Pruß. „Dort habe ich vor meiner Selbstständigkeit 13 Jahre lang in einem Fahrradladen gearbeitet. Hätte ich das nicht gemacht, wäre es hier in Dinker wohl schwer geworden, den Laden zu halten.“ Die Kunden, die ihn schon von seiner alten Station kannten, blieben ihm nämlich auch in Dinker treu und brachten ihre Räder weiterhin zu Pruß. „Das ist wie bei einer Autowerkstatt. Wenn die Leute wissen, man macht gute Arbeit und zieht sie nicht über den Tisch, kommen sie immer wieder.“ Schnell hatte sich das auch in allen Ortsteilen Welvers herumgesprochen, weshalb Pruß bald auch zahlreiche heimische Radfahrer beriet.
Dennoch kommt der Geschäftsmann jetzt nicht drumherum, Dinker zu verlassen. „Hier kann ich keine zusätzlichen Räumlichkeiten mehr bekommen“, sagt er. So habe er unter anderem versucht, neben dem neu gebauten Feuerwehrhaus in Dinker die Genehmigung für die Errichtung einer Halle zu bekommen.
„Doch die Gemeinde hat mir mitgeteilt, dass so etwas außerhalb des Ortes auf gar keinen Fall geht“, berichtet Pruß. Die Chance auf das zentrale – und vor allem deutlich größere – Ladenlokal in Hamm ließ er sich daher nicht entgehen, auch wenn er weiß: „Mit der Eröffnung des Ladens in Dinker bin ich damals kaum ein Risiko eingegangen. Das ist jetzt natürlich ganz anders.“
Obwohl „Radpunk“ in Hamm noch gar nicht eröffnet hat, merkt Pruß schon jetzt die ersten Effekte seines Ortswechsels. „In Dinker war es nicht einfach, Angestellte oder Azubis zu finden“, beschreibt er. „In Hamm ist die Resonanz jetzt ungefähr zehnmal höher. Ständig bekomme ich neue Bewerbungen.“
Viele seiner Kunden freuen sich deswegen auch für Pruß, anderen hingegen fällt das schwerer. „Gerade ältere Leute, die keinen Führerschein haben und auf ihr Fahrrad angewiesen sind, sind traurig darüber“, meint Pruß. „Doch ich habe ihnen gesagt, dass sie mich anrufen können, wenn etwas ist. Irgendwie werden wir dann schon eine Lösung finden.“