Vor allem im südlichen Bereich der FBG mussten viele abgestorbene Bäume eingeschlagen werden. Damit sollte der Borkenkäfer aber in Zukunft kein Unwesen mehr treiben können, weicht er doch selten bis nie auf andere Nadelbäume wie Lärchen oder Douglasien aus. Und Laubbäume sind durch ihn nicht gefährdet.
Denen machen andere Kalamitäten zu schaffen. So ist der Wasserhaushalt mächtig durcheinandergeraten, seit die Regenmengen nicht nur im Sommer, sondern auch in den anderen Jahreszeiten seit 2018 drastisch gesunken sind. So leiden die Buchen, neben den Eichen der wichtigste Baum in der Börde, ganz erheblich.
Dabei spielen die beiden genannten Laubbäume die Hauptrolle für die Waldbesitzer, wenn sie sich an die Wiederaufforstung machen. Wie Friedrich Krächter, Fachgebietsleiter für die Privatwald-Betreuung im Regional-Forstamt in Rüthen, erläutert, sieht das Waldbaukonzept vor, dass vier Baumarten gepflanzt werden müssen, wenn der Waldbauer Fördermittel in Anspruch nehmen will. Dazu gehören eben Eichen und Buchen. Die beiden anderen Baumarten kann er frei wählen.
Für die Experten vom Forstamt ist es von großer Bedeutung, dass die Waldbesitzer bei ihren Wiederaufforstungsplänen die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. „Wir leisten jetzt die Arbeit für die Folgegenerationen“, mahnen Krächter und sein Kollege Allan Mitchell, der als Revierförster von der Ruhr in Wickede bis an die Lippe im Norden von Welver unterwegs ist.
Ihnen zufolge wäre es daher wenig ratsam, sich bei der Wiederaufforstung nur auf eine Baumart zu beschränken. „Das liegt aber letztlich in der Verantwortung jedes einzelnen Waldbesitzers“, können Krächter und Mitchell den Forstwirten nicht vorschreiben, auf Monokulturen zu verzichten, wie sie vor allem im Sauerland mit den Fichten bekannt waren; mit den jetzt erlebten Ergebnissen.
Vielmehr bauen die Revierförster darauf, dass sich die Waldbesitzer mit ihnen auf Experimente einlassen und Baumarten ausprobieren, die bislang ein Schattendasein führten oder gar aus anderen Klimazonen kommen. So ist die Rede von Esskastanien, der Walnuss und der lindenblättrigen Birke. Nicht außer Acht gelassen werden sollten aber auch hierzulande bekannte Gewächse wie die Linde, die Elsbeere, die Flatterulme und die Erle.
„Erst in zehn bis 50 Jahren wird man wissen, ob wir den richtigen Weg einschlagen“, wissen doch auch die Experten nicht, wie die Insektenwelt auf neue Baumarten reagiert, wie sich der Klimawandel entwickelt, wie sich die Nährstoffgrundlage dadurch verändert. „Es sind eben Experimente.“
Experimente, bei denen den Waldbauern auch das Forstbetriebswerk hilft. So werden anhand von gesammelten Daten wie Alter und Größe der Bäume, die auch in kartografischen Darstellungen veranschaulicht werden, von Experten Handlungsempfehlungen abgeleitet. „Das wird alle zehn Jahre gemacht. Im August beginnt die Bestandsaufnahme, soll im April 2024 abgeschlossen sein“, erklärt Krächter.
Diese Daten sind dann Grundlage auch für ein nachhaltiges Management im Wald, wovon die Nachkommen profitieren sollen. Hans Wilms aus Berksen, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft, bringt es auf den Punkt. „Wenn wir nicht in Generationen denken, dann war es das“, appelliert er an seine Kollegen. Sie dürfen darauf hoffen, dass es in diesem Jahr etwas besser läuft. „Der Regen in diesen Wochen hilft, der Grundwasserspiegel ist gestiegen“, ist Karl-Eric Frielinghausen aus Möhnesee, 2. Vorsitzender der FBG, zuversichtlich. „Die Ausgangslage ist besser als in den vergangenen Jahren.“
Daher ist Revierförster Mitchell in diesen Tagen fleißig, hat 140 Hektar wiederaufgeforstet von den 300 verlorenen Hektar. Dabei konnte er im Herbst wegen der extremen Dürre noch gar nicht pflanzen. Hans Wilms macht dies an einem Beispiel deutlich: „Im Hacheney war der Boden früher stets nass. Jetzt hatten wir sogar Risse im Boden, so ausgetrocknet war er.“
Aktuell macht den Waldbauern und Revierförstern noch ein anderes Problem zu schaffen. „Es ist schwer, gute Pflanzer zu finden“, machte Frielinghausen deutlich, dass Fachkräfte für die Wiederaufforstung rar gesät sind. Und auch der Nachschub aus den Baumschulen stockt. Viele Probleme, denen sich die Waldbauern stellen müssen.