„Es gibt einige Schwerpunkte, die immer wieder genannt worden sind“, verweist Mende auf einige neuralgische Punkte im Radwege-Netz der Gemeinde. Die Verbindung von Welver und Dinker steht ganz oben auf der Agenda, dazu die Wege von Berwicke nach Recklingsen, von Flerke nach Welver und nicht zuletzt der Alleenradweg entlang der alten Dortmund-Süder Bahntrasse.
Bernhard Metzner aus Scheidingen machte aus seiner Meinung keinen Hehl: „Die Leute, die aus Unna kommen, machen kehrt, weil es an der Straße zwischen Scheidingen und Illingen nicht weitergeht. Dabei würden sie bestimmt weiterfahren, wovon die Gastronomie in Welver profitieren würde“, sieht er eine bis heute verpasste Chance. Der alte Bahndamm war vor sieben Jahren zwischen Unna und Scheidingen in einen Radweg umgewandelt worden; nur die letzten Kilometer bis zum Bahnhof in Welver wurden ausgespart.
Ins gleiche Horn stößt Norbert Quante aus Welver: „Das Gelände ist leider privatisiert worden. Dabei wäre es möglich gewesen, den Radweg auf dem Bahndamm bis nach Welver zu bauen“, bedauert er eine aus seiner Sicht verpasste Chance. Laut Bernhard Metzner fehlt es zudem aktuell an einer Beschilderung, die den ortsunkundigen Radfahrern den Weg über die Wirtschaftswege vom Bahndamm nach Welver weist.
Auch Jürgen Potthoff aus Illingen würde eine Verlängerung des Alleenradweges in den Zentralort begrüßen, zumal er ganz in der Nähe von seinem Zuhause beobachtet, wie intensiv der Radweg auf dem alten Bahndamm genutzt wird. Potthoff wäre kurzfristig aber schon zufrieden, wenn die vorhandenen Wirtschaftswege, die wesentlicher Bestandteil des Radwegenetzes sind, gepflegt würden. „Der Grünschnitt müsste dort regelmäßig erfolgen“, verweist er auf in die Wege ragendes Grün zum Beispiel am Salzbachweg.
Ein gravierendes Problem sieht der Illinger im Bereich der Luisenstraße. „Wenn man von der Liethe kommt und in die Ortsmitte will, stören die dort parkenden Autos“, sieht er den ruhenden Verkehr als Hindernis an. Hier setzen auch Gela und Georg Brill an. „Manche Autofahrer verhalten sich rücksichtslos“, lenken sie den Blick auf die Bahnhofstraße, wo in Höhe des Salons Kaiser Radfahrer zwischen parkenden Autos und dem motorisierten Verkehr eingequetscht werden. „Manchmal halten die Fahrer nicht einmal 50 Zentimeter Abstand. Ich habe mir daher aus Schaumstoff einen Abstandshalter gebaut“, setzt Georg Brill auf ein sanftes Mittel, um seinen Verkehrsraum auf zwei Rädern beanspruchen zu können.
Auch richtet der Welveraner den Blick in die Ortsteile, spult mit seinem Holland-Rad Woche für Woche zig Kilometer in der Niederbörde ab. Vor allem die Kurvenkombination in Dorfwelver sieht er als gefährlich an. „Hier ist immer wieder zu beobachten, mit welch unangemessenem Tempo Autofahrer durch die völlig unübersichtlichen Kurven fahren.“
Dieser Weg erscheint auch für Inge Koers aus Dinker nicht empfehlenswert, wenn Radfahrer von Dinker oder Vellinghausen nach Welver wollen. „Das ist viel zu gefährlich. Der Weg durch den Wald aber ist voller Löcher, die Brennnesseln wuchern, Behinderte kommen da gar nicht durch. Da müsste was gemacht werden“, träumt sie von Lampen, um den im Winterhalbjahr morgens und spätnachmittags zu dunklen Weg zu beleuchten. Auch ein mit dem Rad befahrbarer Schotter wäre wünschenswert.
Der einzige aktuell ohne Einschränkung positiv beurteilte Radweg führt von Welver nach Scheidingen. Franz-Josef Berz aus dem Salzbachdorf räumt daher ein: „Für uns ist es eher ein Luxusproblem, wir kommen mit dem Fahrrad gut nach Welver. Doch die Verbindung nach Werl ist ein Problem. Über die Hauptstraße zu fahren, wäre Harakiri“, wählt er lieber den Umweg über die Feldwege durch Sönnern.
Dieser Bereich steht auf der To-do-Liste bei Straßen NRW, ebenso wie die Hammer Landstraße in Borgeln. Das Land ist einer der Straßenbaulastträger, worauf auch Bernd Mende verweist, wenn es um die Umsetzung geht. „Es gibt Maßnahmen, die ganz schnell erledigt werden können“, weiß er von Anliegen der Radfahrer, Schlaglöcher und Unebenheiten zu beseitigen. Dann gebe es Wege, die von der Gemeinde mittelfristig angelegt werden könnten. Schließlich aber gebe es Land- und Kreisstraßen, wo eben die höheren Ebenen am Zug sind.
„Die Gemeinde muss aber auch hier Flagge zeigen, wenn sie nicht unglaubwürdig werden will“, rät Mende, der mit seinem Team nach dem 29. Juli die vielen Vorschläge bündeln und der Gemeinde zuleiten will. Danach mache sich ein Arbeitskreis an die Arbeit, zu dem neben der Ge-Komm und der Gemeinde auch der Radverkehrsbeauftragte des Kreises sowie das Mobilitäts-Netzwerk NRW zählen. Binnen zwei, drei Monaten soll das Radwegekonzept stehen, über das schließlich die Politik zu entscheiden habe.