In den Jahren habe sich das Kundenverhalten verändert. So sei die Dauerwelle seit nunmehr zwanzig Jahren auf dem Rückmarsch. „Früher musste ich in der Woche 30-mal die Dauerwellenflüssigkeit aufbringen, heute sind es nur noch zwei bis drei Kundinnen, die eine Dauerwelle wünschen“, gibt der Friseurmeister zu. Dafür sei die Farbentechnik immer wichtiger geworden. „Das Färben hat die Dauerwelle abgelöst“, so Schriever. Die Handhabung und das Wissen der Friseure hätten sich ebenso verbessert wie die Produkte für die Haarpflege. Die Zahl der Besuche sei trotz der Haarfärbemittel in Drogeriemärkten und Discountern gleich geblieben.
Die Corona-Zeit hat Reinhard Schriever als besonders geschäftsschädigend erlebt. „Es war extrem viel Arbeit“, denkt er an die vielen Hygienevorschriften, um den Salon betreiben zu dürfen.
Ich bin 65 Jahre und habe 51 Jahre Haare geschnitten, das reicht mir.
„Ich bin jetzt 65 Jahre und habe 51 Jahre Haare geschnitten, das reicht mir“, erklärt er den Grund für den Wechsel – auch wenn er in den Jahren immer gut mit den Stewwerten ausgekommen sei. „Ich bin ja quasi mit meinen Kunden alt geworden“, sinniert er. Viele kenne er seit Jahrzehnten, mit ihnen habe er nette Gespräche geführt. „Es war eine schöne Arbeit“, versichert er.
Dass es im Friseursalon weitergeht und dass auch seine beiden Mitarbeiterinnen dort weiter beschäftigt werden, freue ihn besonders.
Der Zufall brachte ihn mit Daxaz Maho zusammen. „Es ist gut, einen Nachfolger zu haben“, findet Schriever. Dass dieser sich mit 24 Jahren in den unsicheren Zeiten einen eigenen Friseursalon zutraut, entlocke ihm Bewunderung. In der ersten Zeit werde er seinen Nachfolger noch ein wenig unterstützen, aber „nicht reinreden“.
Maho kam vor sieben Jahren allein aus seiner Heimat Irak nach Deutschland. Damals wollte er Deutsch lernen und eine Ausbildung machen. „Ich habe mich für den Beruf des Friseurs entschieden, weil ich damit meiner Familie gut von Nutzen sein kann“, gibt er schmunzelnd zu. Dann ergänzt er: „Ich habe zehn Geschwister und die leben, wie auch meine Eltern, mittlerweile alle hier in Deutschland.“
In Hiltrup, im Salon der Drensteinfurterin Christiane Högemann, fand er eine Stelle, die Ausbildung beendete er 2020 erfolgreich. Zwei Monate nach dem Abschluss habe er sich entschlossen, seinen Meister zu machen. Im September 2020 begann Maho den Kurs, den er im Juli 2021 mit der Meisterprüfung beendete. Fast ein Jahr arbeitete er im Salon Goldfinger‘s Hairstyling in Gremmendorf. Doch sein Traum war ein eigener Salon, den er sich jetzt erfüllt hat. Noch wohnt Maho in Gremmendorf, doch wenn er eine Wohnung in Drensteinfurt findet, würde er gerne umziehen.
Die „gewohnte gute Qualität“ will er im Salon beibehalten, aber seinen eigenen Stil einbringen. Besonders für die Herren werden einige Angebote hinzukommen. So legt er wie in einem Barbershop viel Wert auf Rasur und Bartpflege. Auch Augenbrauenzupfen, die Entfernung von Nasen- und Ohrenhaaren mit Wachs, Aftershave und Kopfmassage gehören dazu. „Ich möchte alles anbieten, was ich gelernt habe“, macht er deutlich. Ein Schwerpunkt des jungen Friseurmeisters sind Hochzeitsfrisuren, das Frisieren für Abi-Feiern und anderen Feste und dazu die passenden Make-ups.
Vielleicht kann ich sie ja überraschen.
Am 1. Juni wird Daxaz Maho seinen Salon von 8 bis 20 Uhr öffnen. Für die Kunden gibt es am Eröffnungstag Kaffee und Baklava, zudem Süßigkeiten für die Kinder. „Ich freue mich auf meine neuen Kunden. Vielleicht kann ich sie ja überraschen“, sagt er.
Der Salon Schriever ist ab dem 2. Juni montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und am Samstag von 8 bis 15.30 Uhr geöffnet. Am Mittwoch ist Ruhetag. Eine Anmeldung ist möglich.