Dass eine Erhöhung der Gebühren lange überfällig war, steht für Dr. Timpe außer Frage. Immerhin stammt die Verordnung noch aus dem Jahr 1999. Im Juli 2017 gab es eine leichte Anpassung, aber das sei kaum nennenswert.
„Wir stehen auch in einer Zwangslage“, sagt Timpe. Egal ob Bedarfsmaterial, Spritzen, Hygieneartikel, Medikamente, alles sei teurer geworden. Und es stehe fest, dass jeder, der arbeitet, auch entsprechend verdienen müsse – das gelte auch für den Tierarzt.
„Ein Ausgleich ist also wichtig“, findet er, bemerkt aber gleich kritisch: „Wir können uns natürlich über das Wie und das Wann streiten.“ Aktuell sei der Zeitpunkt eher ungünstig, da die Menschen durch die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten ohnehin belastet seien. Der Regierung müsse er allerdings zugutehalten, dass der Krieg in der Ukraine zum damaligen Zeitpunkt noch nicht Thema war.
Möglicherweise wäre es besser gewesen, die Gebühren schrittweise zu erhöhen und nicht so drastisch. Da hat die Bundesregierung ganz klar was versäumt.
Möglicherweise wäre es besser gewesen, die Gebühren schrittweise zu erhöhen und nicht so drastisch, findet der Tierarzt. „Da hat die Bundesregierung ganz klar was versäumt“, sagt er.
Wenig Verständnis hat er für die enorme Erhöhung ausgerechnet bei Katzen. Hier berichtete der MDR, dass für eine allgemeine Untersuchung statt neun Euro zukünftig 23,60 Euro abgerechnet werden. Die Kastration eines Katers schlägt mit zehn Euro mehr zu Buche. Auch für Hunde zahlt der Besitzer bald zehn Euro mehr und somit ebenfalls 23,60 Euro.
Noch dazu steigen die Kosten für Impfung von Hund und Katze in die Höhe. Statt 5,77 Euro fallen 11,50 Euro an – damit haben sich die Kosten in den meisten Fällen mehr als verdoppelt.
Pferdehalter müssen für eine allgemeine Untersuchung 30,78 Euro bezahlen, also rund 60 Prozent mehr. Die neue Tierärztegebührenordnung sieht ebenfalls vor, dass die einfachen Gebührensätze von Leistungen, die bei Nacht, am Wochenende oder feiertags erbracht werden, um 100 Prozent steigen.
Bei landwirtschaftlich genutzten Tieren steigen sie um 75 Prozent. Auch wenn der Tierarzt im vergangenen Jahr seine Nutztierpraxis aufgegeben hat, weiß er, was die Preiserhöhung für die Landwirte bedeutet. „Die Bauern müssen ja wirtschaftlich arbeiten“, erklärt er.
Eine Alternative für Kleintierhalter sei sicherlich eine Versicherung. Bei größeren Operationen oder Unfällen seien die Kosten immens, jedoch befürchtet er, dass die Beiträge nun auch angehoben würden.
Für den Tierarzt unverständlich ist der Preis, der aktuell für einen Welpen verlangt wird. „Wer 3000 Euro oder noch mehr für einen Welpen bezahlt, der sollte auch das Geld für einen Tierarzt haben“, so seine Meinung.
Wie sich die Erhöhung im Endeffekt auf das Wohl der Tiere auswirkt, vermag Timpe nicht vorherzusehen. Vorstellbar sei, dass die Tiere im Tierheim abgegeben werden oder noch schlimmer, nicht mehr ausreichend behandelt würden, sollten sie krank werden.
Auch vermutet er, dass weniger geimpft werde, um die Kosten zu sparen. Für ihn sei das schwer vorstellbar. „Ein Tier ist keine Sache, sondern ein Lebewesen, das immer vernünftig versorgt werden muss“, macht er deutlich.
Dass Tiere im Laufe ihres Lebens viel Geld kosten, darüber müsse sich jeder Tierhalter vor der Anschaffung im Klaren sein. Er habe kürzlich in einer Studie gelesen, dass man bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung zwischen 12.000 und 15.000 Euro für einen Hund ausgibt.