Sterbebegleitung bereichert: Margret Becker ist neue Ansprechpartnerin

Die Hospizgruppe in Drensteinfurt hat mit Margret Becker eine neue Ansprechpartnerin. Die Drensteinfurterin hat die Nachfolge von Sibylle Vornholt angetreten. Ihr verantwortungsvolles Amt übt sie aber nicht allein aus, sondern gemeinsam mit Margarete Naerger, die schon einige Jahre als Mitsprecherin dabei ist.
Drensteinfurt – Als Kinderkrankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe und langjährige Pflegedienstleitung im Marienkrankenhaus in Hamm wurde Becker immer wieder mit den Themen Tod und Sterben konfrontiert. „Ich habe erlebt, wie schnell man an die Grenze des Lebens kommen kann“, sagt sie.
Gleichzeitig musste sie feststellen, wie wenig das Thema in der Ausbildung der jungen Menschen integriert war. Schon damals war es ihr ein Anliegen, so führte sie für die Schüler in jedem Jahr einen einwöchigen Workshop zur Sterbebegleitung ein. Als Pflegedienstleitung entwickelte sie mit den Stationsschwestern ein Konzept zur guten Sterbebegleitung im Haus. Dabei musste sie erfahren, dass die Praxis der Theorie Grenzen setzte. „Damals wusste ich, dass ich nach meinem beruflichen Leben in dem Bereich aktiv werden möchte“, sagt Becker.
2011 machte sie sich auf die Suche nach einer für sie geeigneten Hospizgruppe. „Ich habe mir die Konzepte von Hamm und Warendorf genau angesehen“, erinnert sie sich. Dass die Entscheidung für Warendorf gefallen ist, habe zwei Gründe. „Zum einen wohne ich hier in Drensteinfurt, fühle mich sehr wohl und möchte mich am Ort einbringen“, betont sie. Zum anderen habe ihr die Philosophie der Hospizgruppe Warendorf gefallen. „Unser Leitgedanke ist Bürger für Mitbürger. Ganz gleich welche Weltanschauung und Religion – bei uns ist jeder willkommen“, berichtet sie. Sie sei zwar selbst im christlichen Glauben verwurzelt, aber das spiele keine Rolle. „Nicht meine Vorstellungen sind wichtig, sondern die des Betroffenen.“
Stück Distanz ist wichtig
2012 begann Margret Becker ihre Ausbildung, übrigens gemeinsam mit Margarete Naerger. Seit 2013 ist sie aktiv in der Sterbebegleitung. 2014 qualifizierte sie sich zusätzlich für die Trauerbegleitung. Welche Sterbenden oder Trauernden sie begleitet, entscheidet die Hospizbewegung Ahlen. Die führt das Erstgespräch und überlegt, welche Ehrenamtliche passend ist, und fragt nach, ob man sich das vorstellen könne. „Ein Stück Distanz ist wichtig“, erklärt sie. Das lernt man bei den Fortbildungen, denn es sei wichtig, auch auf sich selbst zu achten. Aus diesem Grund vermitteln die Koordinatoren selten Sterbebegleitungen aus der Nachbarschaft. Man müsse schon ein Stück weit mobil sein.
Dass sie nun gemeinsam mit Margarete Naerger das Amt als Sprecherin übernommen hat, erklärt sie pragmatisch. „Einer muss es machen“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Dabei ist sie mit ihrer Mitstreiterin schon länger gemeinsam unterwegs. Mit Naerger organisierte Margret Becker Infoveranstaltungen für die Hospizbegleitung. Später warb sie mit Käthe Mertens aus Rinkerode auf Infoveranstaltungen für Sterbebegleitung und Patientenverfügung im Malteserstift, im Café Malta, auch schon mal in Arztpraxen und dann in Ahlen gemeinsam mit der dortigen Hospizgruppe im Franziskus-Krankenhaus. Corona hat das gestoppt, die Beratung sei aber jetzt wieder angelaufen.
Hospizgedanken öffentlich machen
Ein großes Anliegen ist der 70-Jährigen die Öffentlichkeitsarbeit. „Ich möchte den Hospizgedanken öffentlich machen, die Hemmschwelle überwinden“, erklärt sie. Sei es durch die frisch gedruckten Heftchen, die ausgelegt werden oder Infostände bei Events wie dem Weihnachtsmarkt oder die Herbstzeit.
Die Sterbebegleitung habe ihr Leben bereichert. „Man darf nicht denken, dass nur über Tod und Sterben geredet wird“, erläutert sie. Es werde viel gemeinsam gelacht, die Menschen erzählen Anekdoten aus ihrem Leben. „Wir gehen solange es möglich ist spazieren, Hobbys werden ausgetauscht und zum Ende kann man vorlesen, gemeinsam Musik hören oder einfach nur da sein. „Gerade Musik erreicht viele Menschen.“
Ich habe erlebt, wie schnell man an die Grenze des Lebens kommen kann.
Natürlich sei die Begleitung auch schwer, aber man bekomme auch viel zurück. „Es eröffnen sich für mich neue Perspektiven, ich lerne von anderen Weltanschauungen und Ansichten. In der Regel wird immer nur eine Familie oder Einzelperson begleitet. „Man kann auch mal an Grenzen kommen und darf dann sagen, dass man nicht mehr kann“, so Becker.
Die Sterbebegleitung kostet Kraft und erfordert von Zeit zu Zeit ein Auftanken der eigenen Kraftreserven. Für Margarete Becker ist es die Natur – seien es Spaziergänge im Wald oder Arbeiten im Garten. Neue Energie schenken ihr auch die Malerei und regelmäßige Auszeiten: Wochenendseminare, Yoga und einmal im Jahr ein Wochenende im Kloster.
In der kfd aktiv
Neben der Arbeit in der Hospizbewegung ist die engagierte Drensteinfurterin auch in der kfd aktiv. Dort hat sie mit einer Bekannten die Vorbereitung der Gottesdienste übernommen.
Alle, die sich für die Hospizarbeit interessieren, empfiehlt Margret Becker das neu erschienene Buch „Du tust mir gut“ der Hospizbewegung, das in der Bücherecke erworben werden kann.
Weitere Infos
Als Ansprechpartnerinnen sind Margret Becker unter Telefon 02508/997075 und Margarete Naerger unter 02508/984433 erreichbar.