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Schädlingsbekämpfer aus Drensteinfurt hat Hochkonjunktur

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DRENSTEINFURT - Wenn Ralf Groß-Heitfeld nachmittags im Garten Kuchen isst und von Wespen nicht in Ruhe gelassen wird, dann geht es ihm wie den meisten Drensteinfurtern: Er ist genervt von den Flugtieren. Dennoch ist seine Beziehung zu den Insekten eine besondere: Seit zehn Jahren arbeitet er nebenberuflich als Schädlingsbekämpfer.

Und das bedeutet für den Drensteinfurter weitaus mehr, als die Insekten wahllos zu vernichten. Bei jedem Anruf, den der Schädlingsbekämpfer von insektengeplagten Stewwertern erhält, steht eine umfassende Beratung im Vordergrund. Wespen und Bienen sind sein Spezialgebiet.

Damit der 41-Jährige überhaupt im Kampf gegen die lästigen Tiere tätig werden kann, muss er wissen, um welche Art von Insekten es sich handelt. „Die Artenbestimmung ist extrem wichtig“, erklärt der Experte. Schließlich gebe es 500 verschiedene Bienen- und Wespenarten. Einige davon seien weniger lästig als ihre Artgenossen, weil sie nicht auf Gegrilltes und Süßes fliegen. Nur zwei Wespenarten haben laut Angaben der NRW-Stiftung für Natur, Heimat und Kultur, noch genug Kraft und Gift, um Menschen zu stechen. Zudem gibt es Spezialfälle: Um gegen ein Hornissennest vorzugehen, bedarf es zum Beispiel einer Genehmigung der unteren Landschaftsbehörde. Die Tiere stehen unter Artenschutz, weiß der Fachmann.

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Hat Groß-Heitfeld herausgefunden, welche Art Wespe oder Biene einem Anwohner zu schaffen macht, hat er zwei Optionen: Entweder rottet er das Nest mit einem Insektizid aus, oder er siedelt es um. Die Entscheidung trifft der Kammerjäger dabei zusammen mit seinen Auftraggebern. Meistens fällt diese aber zugunsten der Giftspritze aus.

Zwölf Nester hat der zweifache Familienvater in diesem Jahr in Drensteinfurt und Umgebung schon vernichtet. Sein Vorgehen ist immer gleich: Nachdem Groß-Heitfeld das Nest der Tiere aufgetan hat, sprüht er mit einer Druckluftspritze insektiziden Staub in das Einflugloch. Das Pulver bleibt an den Haaren der Tiere hängen, sodass die Arbeiterinnen selbst den Staub in das Nest hineintragen und ihre Königin vergiften. Damit ist die Arbeit des Schädlingsbekämpfers vor Ort meist getan. „Das Nest verrottet von selbst“. sagt der Kammerjäger. Zudem seien Wespen einjährig, erklärt er. Das Nest würde nicht noch einmal besiedelt werden.

Etwas mehr Aufwand bedeutet es für Groß-Heitfeld, wenn er ein Nest umsiedeln muss. Dreimal hat er das in diesem Jahr schon getan. Dann gilt es zunächst einen geeigneten Standort für das unpopuläre Getier zu finden. „Der neue Ort muss fünf Kilometer von dem alten Nest entfernt sein“, so der Drensteinfurter, sonst würden die „nesttreuen“ Tiere automatisch wieder ihr altes Zuhause ansteuern. Häufig kooperiert der 41-Jährige bei seiner Standortsuche für die Nester mit den Landwirten aus der Umgebung. An Wegesrändern, Wäldern und Feldern stellt er die Bauten dann in einer Holzkiste auf. Eine Kennzeichnung macht auf die Häuser der Tiere aufmerksam.

Zwar ist die Umsiedlung eines Wespenstammes aufwendiger und zeitintensiver. Dennoch bevorzugt der Stewwerter diese Methode. „Wenn es möglich ist, sollten Nester erhalten werden“, sagt er. Denn, ob man es glaubt oder nicht: Die surrenden Sommerplagegeister spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. „Sie jagen zum Beispiel Fliegen“, erklärt der 41-Jährige. In seinen zehn Jahren als Schädlingsbekämpfer hat der Drensteinfurter auch schon die eine oder andere kuriose Situation erlebt: Mit Wasser geflutete oder mit Silikon verklebte Nester sind nur einige davon. „Das zeigt, wie unwissend die Leute sind“, sagt er. Auf eigene Faust gegen die Insekten vorzugehen, davon rät der Fachmann ab. Wespen zum Beispiel reagieren auf einige Maßnahmen allergisch: „Nesterschütterung, anpusten und das Zustellen ihres Einfluglochs“, gehören nach Meinung des Experten dazu.

Mehr Wespen als in den vergangenen Jahren gebe es in diesem Sommer nicht, schätzt der Stewwerter. Aufgrund des nassen Frühlings haben die Flugtiere aber gut vier Wochen Verspätung. Und bei den warmen Temperaturen legen viele von ihnen richtig los. „Sie fallen jetzt erst richtig auf“, so Groß-Heitfeld.

Vor Wespenstichen verschont bleibt der 41-Jährige nicht. Obwohl er bei der Arbeit Schutzkleidung trägt, die eine oder andere Wespe hat ihn in diesem Sommer schon erwischt. Ob das nun aber bei der Arbeit oder beim Kuchen essen im Garten passiert ist – das konnte der Drensteinfurter im Nachhinein nicht mehr sagen. - sho

Kontakt zu Ralf Groß-Heitfeld ist unter Telefon 99 33 93 möglich

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