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Schmuckstück aus Bronze: Kunstgießerei repariert 40 Jahre alte Bergmannsfigur

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Von: Mechthild Wiesrecker

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Repariert die Figur: Metallgießmeister Josef Volmer, Inhaber der Kunstgießerei Anft im Drensteinfurter Gewerbegebiet.
Repariert die Figur: Metallgießmeister Josef Volmer, Inhaber der Kunstgießerei Anft im Drensteinfurter Gewerbegebiet. © Wiesrecker

In der Kunstgießerei Anft im Drensteinfurter Gewerbegebiet wird derzeit ein besonderes Schmuckstück repariert. Es ist die Bronzeskulptur eines Bergmanns, die seit 40 Jahren im Innenhof der Sachsenhalle an den Bergbau in Heessen erinnert. Bei der Dokumentation aller Kunstwerke im öffentlichen Raum im Jahr 2016 war das Fehlen der einseitigen Spitzhacke, der sogenannten Keilhaue, erstmals aufgefallen.

Drensteinfurt – Der bronzene Bergmann stammt von der Hammer Künstlerin Marianne Heimbrock, die noch einige weitere Kunstwerke in Hamm wie das Mahnmal zur Hexenverbrennung am Damm der Fährstraße und die Barbara-Statue am Ennigerweg geschaffen hat.

Nachdem der Verlust der Spitzhacke aufgefallen war, unternahm die Stadt erst mal nichts. Erst im Rahmen der umfangreichen Renovierungsarbeiten an der Sachsenhalle und der damit verbundenen Auslagerung des Bergmanns in den Keller der Alfred-Fischer-Halle rückte die Figur wieder in den Fokus.

Brennecke erinnert sich

„Damals kam die Idee auf, den Bergmann umzusetzen“, erinnert sich die Bezirksbürgermeisterin Erzina Brennecke. Nachdem Bernd Kösters Kontakt zu Kirsten Kaiser, der Tochter der im vergangenen Jahr im Alter von 93 Jahren verstorbenen Künstlerin, aufgenommen hatte, um über die Umsetzung zu sprechen, erfuhr er von der noch vorhandenen Originalform der fehlenden Keilhaue. Kirsten Kaiser erklärte sich sofort bereit, die Form zur Verfügung zu stellen, damit der Bergmann wieder sein Werkzeug bekommt.

Vor 40 Jahren war die rund 80 Kilo schwere und 1,30 Meter große Figur in der Kunstgießerei Anft hergestellt worden. Genau dort wird sie jetzt auch repariert. „Für den Transport haben wir ein Unternehmen aus Heessen gefunden“, berichtet Brennecke. Das sei nicht so einfach gewesen, immerhin steht die Figur auf einem 85 Zentimeter großen massiven Steinsockel.

Vandalen und Metalldiebe haben vor nichts Respekt.

Josef Volmer

Josef Volmer, Inhaber der Kunstgießerei, hat sich der Reparatur angenommen. „Es ist ein Glück, dass die Form noch vorhanden ist“, sagt er. So sei es kein Problem, die Hacke neu zu gießen. Anschließend werde diese im Stein verdübelt und an der Hand verschweißt. Fehlt nur noch die Patina, die an die vorhandene angepasst werden muss. „Im Verlauf dieser Woche wird der Bergmann fertiggestellt“, sagt Volmer.

Reparaturarbeiten wie diese gehören zum Alltag des Metallgießmeisters, denn der Vandalismus habe in den Jahren immer mehr zugenommen. So habe er einen Kunden, für den er seit zehn Jahren immer nach dem Schützenfest eine Bronzefigur im Garten reparieren müsse.

Häufiger aus Aluminium

„Vandalen und Metalldiebe haben vor nichts Respekt“, sagt er – weder vor einem Christus am Wegesrand noch vor Exponaten auf dem Friedhof. „Je höher die Metallpreise, umso höher die Versuchung“, so sein Eindruck. In der Praxis – vor allem bei Kommunen – würden darum häufiger Skulpturen aus Aluminium in Auftrag gegeben. Die seien zwar nicht so schön und auch nicht so haltbar, aber eben nicht so wertvoll wie Figuren aus Bronze.

Figuren aus der Schmiede der Kunstgießerei Anft kennt wohl jeder Drensteinfurter, stammt doch das besonders bei Kindern beliebte Bronzepferd am Schlosspark von dort und auch die kleinen Bronzepferde für die Sieger beim jährlichen Trabrennen werden dort gefertigt. Für Josef Volmer und seine fünf Mitarbeiter ist das Gießen von Kunstwerken die liebste Beschäftigung. Dabei verstehen sie sich nicht als Künstler, sondern vielmehr als Dienstleister für den Künstler. Dieser liefere im Idealfall das Gipsmodell, von dem bei Anft eine Sand- oder eine Silikonform im anschließenden Wachsausschmelzverfahren erstellt wird, ehe die Figur gegossen werden kann.

Figur von Heidi Kabel

Nicht nur in Drensteinfurt, sondern fast weltweit sind Figuren, Bilder oder Tafeln aus der Stewwerter Firma zu finden. Besondere Berühmtheit erlangte die lebensgroße Figur von Heidi Kabel im Jahr 2011, die seitdem vor dem Ohnsorg-Theater in Hamburg an die große Schauspielerin erinnert.

Rund 800 Euro kostet die Reparatur der Bergmannsfigur, hinzu kommen laut der Bezirksbürgermeisterin 1300 Euro für den An- und Abtransport und zusätzliche Kosten. Der Bergmann wird im Herbst, nach abgeschlossener Renovierung des Innenhofs der Sachsenhalle, in einer Feierstunde wieder aufgestellt. „Die Idee eines neuen Standorts haben wir verworfen“, so Brennecke. Dafür wird eine neue Beleuchtung den Bergmann mit neuer Spitzhacke ins rechte Licht rücken.

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