Pater Johny Abraham verabschiedet sich von der St.-Regina-Gemeinde

Seit elf Jahren ist Pater Johny Abraham in der St.-Regina-Gemeinde zu Hause. Für viele war er als Seelsorger ein guter Ansprechpartner, er brachte sich in Vereine ein und übernahm das Amt des Präses der Kolpingsfamilie. Egal ob Messfeiern, Andachten oder Veranstaltungen – Pater Johny war da, um die Menschen zu begleiten.
Drensteinfurt/Walstedde – Ende Januar verlässt der beliebte Seelsorger die Gemeinde, um am 1. Februar in Wachtendonk am Niederrhein eine Stelle als Seelsorger anzutreten. Der indische Pater schaut voller Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre zurück, freut sich aber auf seinen Dienst in einer neuen Gemeinde.
„Als ich in Drensteinfurt meine erste Stelle in Deutschland antrat, war ich fremd“, erinnert sich Pater Johny. Damals bezog er in Walstedde eine Wohnung mit Blick auf die Kirche, in der er bis heute wohnt. „Alles war anders: die Sprache, das Wetter, das Essen, die Menschen, die Kultur.“ Das sei für ihn keine leichte Zeit gewesen. Vor seinem Einsatz als Seelsorger war er als hauptamtlicher Sekretär bei der Bischofskonferenz in Kochi (Bundesstaat Kerala) angestellt. „Gemeindearbeit ist anders. Ich kannte die Gemeindepolitik nicht gut, habe sie aber schnell gelernt“, sagt er schmunzelnd.
Schnell im neuen Land zurechtgefunden
Dass er sich so schnell im neuen Land zurechtgefunden hat, habe er vielen netten Menschen zu verdanken. Langsam habe er sich akzeptiert gefühlt. „Die Leute haben mir erlaubt, der zu sein, der ich bin. Ich durfte meine Individualität behalten“, stellt er fest.
Die Leute haben mir erlaubt, der zu sein, der ich bin. Ich durfte meine Individualität behalten.
Heute fühle er sich in der Gemeinde gut angenommen, sowohl als ausländischer Priester als auch als Mensch mit all seinen Ecken und Kanten. Auch die Zusammenarbeit innerhalb des Seelsorgeteams klappe gut. „Ich habe nur Positives in diesem Land erlebt“, sagt Pater Johny.

Warum er trotzdem geht? „Priester und Piloten bleiben nicht immer am selben Ort“, sagt er lachend und dann ernst: „Nach elf Jahren war es Zeit für etwas Neues.“ Schon im Mai habe er das Gespräch mit dem Bistum gesucht und um Versetzung gebeten. „Ich habe viel gelernt, möchte jetzt aber eine neue Erfahrung machen“, erklärt er. Viele seiner 25 Ordensbrüder, die in Deutschland von Hamburg bis München verteilt sind, wechselten schon nach fünf oder zehn Jahren die Stelle.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich so lange hier in der Gemeinde bleiben durfte“, versichert der 51-Jährige. Am meisten fehlen wird ihm das „Wohlgefühl“, das er besonders in Walstedde hatte. „Ich habe viele gute Freundschaften gefunden, bin hier der einzige Seelsorger.“ Die Menschen grüßten ihn und freuten sich, ihn zu sehen. Besonders die jährliche Fußwallfahrt nach Telgte werde ihm fehlen, ebenso das Friedensgebet am 1. Januar, das er selbst eingeführt hat und auch Yoga mit der Kolpingsfamilie. Als er vor mehr als elf Jahren kam, sei er in die Kirche gegangen und habe gebetet: „Herr Gott, ich kenne hier niemanden, nur dich, hilf mir.“ Das war damals, heute falle es ihm schwer, zu gehen, weil er so viele Menschen kenne und lieb gewonnen habe. Aber die Gemeinde zu verlassen, bedeute nicht, sich nicht wiederzusehen. „Ich freue mich, wenn ich Besuch bekomme, und werde selbst zu Besuch kommen.“
Neue Gemeinde hat viele Ähnlichkeiten mit Drensteinfurt
In der Pfarrei St. Marien in Wachtendonk wird Pater Johny in Wankum, einem Ortsteil der Gemeinde, im Pfarrhaus mit einem kleinen Garten wohnen. „Es ist schön dort“, sagt er. Als ihm die Stelle vorgeschlagen wurde, habe er mit dem Pfarrer dort das Gespräch gesucht, das Seelsorgeteam und die Kirchen kennengelernt und sich alles angesehen. „Es hat mir gefallen und ich habe dem Bistum zugesagt.“ Er hätte auch nein sagen können, aber die Gemeinde weise viele Ähnlichkeiten mit Drensteinfurt auf. Es gibt dort 6500 Katholiken, verteilt auf drei Ortsteile, und drei Kirchen. Neben dem dortigen Pastor Manfred Stücker wird Pater Johny der einzige Seelsorger sein. „Ich freue mich jetzt auf neue Menschen mit einer anderen Mentalität und auf eine neue Aufgabe.“

Der Geistliche denke nicht daran, wieder nach Indien zurückzugehen. „Ich würde gerne in Deutschland bleiben“, versichert er. Im Moment habe er einen Vertrag für fünf Jahre, der aber hoffentlich für weitere fünf Jahre verlängert werde.

Die Wohnung in der Straße „Zum Winkel“ in Walstedde wird übrigens nicht leer stehen, sein Nachfolger Pfarrer Modestus Adimekwe aus Nigeria zieht dort ein und kann alle Möbel komplett übernehmen.
Am 22. Januar wird sich Pater Johny offiziell von der Gemeinde verabschieden – im Rahmen des sonntäglichen Gottesdienstes um 11 Uhr in der St.-Regina-Kirche. Anschließend findet im Alten Pfarrhaus ein Empfang statt. Alle sind dazu eingeladen. Pater Johny erwartete keine Geschenke, würde sich aber über eine Spende freuen, mit der die schulische Ausbildung armer Kinder in Indien finanziert werden soll. Dazu wird es im Gottesdienst eine Kollekte geben und beim Empfang ein Sparschwein aufgestellt.