Nachfrage ist groß: Viele Flüchtlinge profitieren von der Fahrradwerkstatt des DAF

Hochbetrieb herrschte am Montagnachmittag in der Fahrradwerkstatt „bike repair“ des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises (DAF) an der ehemaligen Feuerwache an der Sendenhorster Straße. Franz-Josef Bregenhorn und Klaus Matuszewski hatten alle Hände voll zu tun, um die Wünsche der Flüchtlinge zu erfüllen. Bis zum Feierabend hatten sie neun Fahrräder und ein Kinderfahrrad vermittelt.
Drensteinfurt – In der Fahrradwerkstatt türmen sich alte, ausgebaute Ersatzteile, Werkzeug und jede Menge Fahrräder. Viele sind schon fahr- und abholbereit, anderen steht eine kleine oder sogar größere Reparatur bevor. Herren über die Vielzahl an Zweirädern samt Zubehör sind Franz-Josef Bregenhorn, Klaus Matuszewski und Jürgen Lange. Jeden Montag von 15.30 bis 18 Uhr stehen die drei in der Werkstatt und warten auf Kunden. Im Schnitt sind es drei bis fünf Räder, die sofort repariert werden. Der Mittwoch dient den größeren und kleineren Reparaturen – in Ruhe und ohne Publikumsverkehr. Dazu gehören auch umfangreiche Arbeiten an der Schaltung oder Beleuchtung. Insgesamt kommen die drei ehrenamtlichen Schrauber auf knapp 20 Arbeitsstunden in der Woche plus die Unterstützung wechselnder Flüchtlinge.
Vor sieben Jahren hat Bregenhorn die Werkstatt für den DAF eröffnet. Damals, nach dem großen Flüchtlingsansturm 2015, wurden händeringend alte Fahrräder gesucht, um sie den Geflüchteten zu geben für Fahrten innerhalb von Drensteinfurt und den Ortsteilen, zur Schule, zum Einkaufen oder gegenseitigen Besuchen.
Über 500 Räder und viele Werkzeuge gespendet
Die Werkzeuge für die Reparatur der gespendeten Räder wurden zum großen Teil ebenfalls gespendet. Seit dieser Zeit hat das Team 521 gespendete Räder bei der Polizei überprüfen lassen, falls möglich repariert und verkehrstauglich gemacht oder andernfalls ausgeschlachtet, um die Ersatzteile wiederzuverwerten. „So wurde manchmal aus zwei oder drei kaputten Rädern ein brauchbares Rad“, verrät Bregenhorn schmunzelnd.

Insgesamt konnten auf diese Weise 437 Fahrräder an Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern – besonders Afghanistan, Syrien, Eritrea und in letzter Zeit Ukraine – abgegeben werden. Im Prinzip waren die Räder für die Empfänger kostenlos. Lediglich eine Schutzgebühr von 10 Euro musste entrichtet werden. Wer sein Rad fahrtüchtig zurückbringt, bekommt die Gebühr zurückerstattet. Mit jedem Rad gab es auch ein einfaches Schloss. „Uns war wichtig, dass auch die alten Räder immer gesichert sind“, so der DAF-Mitarbeiter.
Kommen die Flüchtlinge mit Reparaturen, ist Hilfe zur Selbsthilfe angesagt. Dass die Radbesitzer mithelfen, ist gern gesehen. „Manches Mal arbeiten gleich mehrere Personen und wir brauchen nur anleiten“, informiert Bregenhorn. Auf diese Weise lernten die Geflüchteten, ihre Fahrräder eigenverantwortlich mit dem Werkzeug von „bike repair“ zu reparieren und zu pflegen. Schutzbleche und Sattel austauschen, Schläuche flicken oder Ketten ölen sei da schnell kein Problem mehr, so Bregenhorn.
Schwieriger sei das Luftaufpumpen mit den unterschiedlichen Ventilen oder das Mantelaufziehen, wenn nicht das geeignete Werkzeug genommen wird. Da komme es schon mal vor, dass ein neuer Schlauch mit dem Schraubenzieher durchstochen wird oder der Schlauch platzt, weil der nicht richtig aufgezogen oder zu doll aufgepumpt wurde. „Beim Einsatz von falschem Werkzeug entsteht schon mal Totalschaden“, verrät Bregenhorn und ergänzt: „Wir mussten schon viele Standluftpumpen neu kaufen.“

Mit Beginn des Krieges in der Ukraine ist der Bedarf an Fahrrädern wieder gestiegen. In den Monaten des Krieges wurden allein 114 Fahrräder an Flüchtlinge aus der Ukraine und weitere 40 Räder an Flüchtlinge aus anderen Staaten herausgegeben, sagt Franz-Josef Bregenhorn, der akribisch Buch führt. Möglich wurde das, weil allein seit Anfang 2022 Bürger aus Drensteinfurt, Walstedde, Rinkerode, Sendenhorst und Ahlen insgesamt 192 Fahrräder spendeten. Viele dieser Räder seien mit wenig Aufwand verkehrssicher repariert werden.

Der Bedarf an Jugend-, Damen- und Herrenrädern besteht aber noch weiterhin, da immer wieder neue Flüchtlinge nach Drensteinfurt kommen. Auch benötigen manche ein Zweitrad für ihre Arbeit in den Nachbarstädten wie Münster, Ahlen oder Hamm. Hinzu kämen Totalschäden durch Unfälle oder Verlust durch Diebstahl. Am Ende verlassen auch einige Geflüchtete Drensteinfurt und nehmen ihre vom DAF erhaltenen Räder mit.
Das Team von „bike repair“ möchte sich – auch im Namen der Flüchtlinge – bei allen Spendern von Fahrrädern, Fahrradzubehör wie Körbe, Taschen und Kindersitze sowie funktionsfähigen Ersatzteilen, bedanken. Ein besonderer Dank geht an die Firma Zweirad Dortmann, die mit teilweise gut erhaltenen Austauschteilen und bei der Beschaffung von aktuellen oder auch veralteten Ersatzteilen unterstützt.