Mindestlohn: Kein Problem für Gaststätten und Vereine

DRENSTEINFURT - Seit dem Jahreswechsel gelten zahlreiche Neuerungen: Briefmarken kosten zwei Cent mehr und auch wer beim Schwarzfahren erwischt wird, muss ab jetzt tiefer in die Tasche greifen. Eine wichtige Änderung betrifft unter anderem Hotel- und Gastronomiebetriebe sowie Sportvereine: für sie gilt ab sofort das Mindestlohngesetz. Die Gaststätten und Sportclubs in Drensteinfurt bleiben jedoch entspannt, denn für viele bleibt alles beim Alten.
Raphaela Feseler-Müller, Inhaberin der Gaststätte „Hammer Poat“, beschäftigt sechs Aushilfen als Kellner. Die Personalkosten der Wirtin werden jedoch trotz Mindestlohngesetz nicht ansteigen, denn ihre Kellner bekommen bereits 9 Euro pro Stunde, statt der im Mindestlohngesetz vorgeschriebenen 8,50 Euro. „Den Betrag zahle ich schon eine ganze Weile, auch weil ich finde, dass meine Mitarbeiter das verdient haben“, sagt Feseler-Müller. Ihrer Meinung nach, war die Einführung des Mindestlohngesetzes lange überfällig.
Auch für die Betreiber der Gaststätte La Piccola ändert sich durch die neue Gesetzgebung nichts. „Wir haben vor zwei Jahren einen Stundenlohn von neun Euro für unsere Mitarbeiter eingeführt“, sagt Ahmed Amoura von La Piccola. Neben zwei festen Mitarbeitern arbeiten drei Aushilfen in der Gaststätte an der Marienstraße.
Einige zahlen Mindestlohn schon
Dass in vielen Hotels, Kneipen und Restaurants bereits der Mindestlohn von 8,50 und mehr gezahlt werden, bestätigt auch Renate Dölling von der Geschäftsstelle Münster des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). „Grund dafür ist der in Nordrhein-Westfalen geltende Entgelttarifvertrag für das Gaststätten- und Hotelgewerbe, der im September 2013 eingeführt wurde“, sagt Dölling. Der Tarifvertrag gilt jedoch nicht für alle Betriebe in NRW, klärt Mohammed Boudih, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Region Münsterland, auf: „Der Vertrag ist nicht allgemeinverbindlich, sondern betrifft nur Betriebe, die Mitglied des Dehoga sind“. Durch das neue Mindestlohngesetz müssten nun alle einen Lohn von 8,50 Eurp pro Stunde zahlen. „Es gibt aber sicher einige Betriebe, die diesen Betrag schon vorher freiwillig gezahlt haben“, sagt Boudih.
Schlupflöcher, um die Zahlung des Mindestlohns zu umgehen, gibt es laut dem Gewerkschaftschef weiterhin: „Möglich ist, dass einige Betriebe nicht alle Arbeitsstunden vergüten, oder dass Verträge auf 450-Euro-Basis auf ein steuerpflichtiges Arbeitsverhältnis abgeändert werden“. Bisher lägen bei der Gewerkschaft in Münster nur wenige Beschwerden von Arbeitnehmern vor. „Doch wir werden die nächsten Wochen abwarten müssen, wenn die Beschäftigten ihre erste Lohnabrechnung erhalten haben“, sagt Boudih.
Weitere Drensteinfurter Gaststätten-Betreiber, wie vom Hotel-Restaurants Rodeo oder Haus Buttermann, waren gegenüber unserer Zeitung nicht bereit, sich zum Thema Mindestlohn zu äußern.
Sportvereine sehen kein Problem
Bei den Drensteinfurter Sportvereinen warf die Einführung des Mindestlohns zunächst Fragen auf, wie sich das Gesetz auf sie auswirken wird. Beim Sportverein DJK Olympia arbeiten die Trainer ausschließlich ehrenamtlich, erhalten jedoch Aufwandsentschädigungen. „Wir haben eine Anfrage an den Landessportbund gestellt, doch bisher noch keine Rückmeldung erhalten“, sagte Gerhard Geske, Vorsitzender von DJK Olympia.
Wie der Landessportbund Nordrhein-Westfalen auf seiner Homepage mitteilt, greift das Mindestlohngesetz nicht beim Ehrenamt, auch Aufwandsentschädigungen dürfen weiterhin gezahlt werden. „Damit sind wir vom Mindestlohngesetz nicht betroffen“, folgert Geske. Zwar gelte der Mindestlohn für die vom Sportverein beschäftigten Reinigungskräfte, „da haben wir aber auch aufgestockt“, sagt der Vereinschef.
Auch Werner Schmidt sieht keine Probleme auf seinen Sportverein Drensteinfurt zukommen. „Unsere Spieler bekommen ohnehin kein Geld, die Trainer sind auf 450-Euro-Basis angestellt“, sagt der Vorsitzende. Auch für die Reinigungskräfte des SVD sollen in diesem Jahr keine Mehrkosten anfallen, erklärt Schmidt: „Ihnen haben wir schon immer den Mindestlohn gezahlt“. - fmh