First Responder mit dem aktuellen Vorgehen bei Notfällen unzufrieden

In allen drei Ortsteilen der Stadt Drensteinfurt stehen die First Responder bereit, um noch vor dem Eintreffen der Rettungsdienste Erste Hilfe zu leisten. Seit der Umstellung auf georeferenzierte Alarmierung des Rettungsdienstes ist es aber öfter vorgekommen, dass die manuelle Alarmierung der First Responder vergessen wurde. Das missfällt denen.
Drensteinfurt – Bei medizinischen Notfällen sind oft die ersten Minuten entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf. Der Rettungsdienst ist oft erst nach zwölf Minuten am Einsatzort. Bei einem Kammerflimmern sinkt die erfolgreiche Genesung mit jeder Minute um zehn Prozent. In allen drei Ortsteilen der Stadt Drensteinfurt stehen die First Responder bereit, um noch vor dem Eintreffen der Rettungsdienste Erste Hilfe zu leisten. Seit der Umstellung auf georeferenzierte Alarmierung des Rettungsdienstes ist es aber öfter vorgekommen, dass die manuelle Alarmierung der First Responder vergessen wurde.
Jeder First Responder ist ein rettungsdienstlich ausgebildeter Ersthelfer. Ausgestattet mit medizinischen Geräten zur Erstversorgung und Erhaltung der Vitalfunktion, trifft er beim Notfallpatienten ein. Im Kreis besteht ein flächendeckendes First-Responder-System mit aktuell 14 Gruppen. Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Drensteinfurt stellt drei dieser Gruppen mit 69 Einsatzkräften und etwa 110 Einsätzen im Jahr (siehe Infobox).
Einsätze
In Rinkerode sind die First Responder schon seit 1999 aktiv. Mit durchschnittlich 49 Einsätzen im Jahr leisten die 19 Einsatzkräfte einen wertvollen Beitrag für die medizinische Notfallversorgung. 2016 wurden die First Responder in Drensteinfurt gegründet. Seitdem rückten 31 Einsatzkräfte durchschnittlich 38 Mal im Jahr zum Einsatz aus. 2018 ergänzten die Walstedder First Responder die gute medizinische Versorgung in Drensteinfurt. 26 Einsätze fuhren die 19 Einsatzkräfte durchschnittlich im Jahr.
Im Oktober 2021 stellte der Kreis die Alarmierung der Rettungsdienste auf eine georeferenzierte Alarmierung um. Im Klartext bedeutet das: Per GPS wird das nächstgelegene Einsatzfahrzeug zum Einsatzort geschickt. Bei einem Einsatz in Rinkerode würde ein zufällig auf der B54 vorbeifahrender einsatzbereiter Rettungswagen alarmiert.
Im Zuge der Umstellung wurde die Alarmierung der First Responder im gesamten Kreis vereinheitlicht. Die erfolgt automatisiert, wenn der Rettungswagen zwölf Minuten oder länger benötigt. Bei unter zwölf erwarteten Minuten werden die First Responder manuell informiert. Genau dort liegt das Problem. „Die Alarmierung, so hat sich gezeigt, erfolgt nur dann, wenn der Disponent im Rahmen seiner Lagebewertung daran denkt“, erklärt der stellvertretende Leiter der Drensteinfurter Feuerwehr, Frank Kronshage.
Wir haben das Gefühl, dass dieses Thema nicht ernst genommen wird.
Vor der Umstellung, so erläutert der Rinkeroder Löschzugführer Christian Bruns, wurden Notarzt, Rettungswagen und First Responder automatisch alarmiert. „Die First Responder trafen bereits nach vier bis sechs Minuten beim Patienten ein“, macht er den Unterschied deutlich.
Da die Umstellung als Testphase erfolgte, trugen die Verantwortlichen der Feuerwehr Drensteinfurt die Mängel beim Kreis Warendorf und der Leitstelle vor. In der Folge trafen sich Leitstelle und alle First-Responder-Gruppen im August 2022 zum Austausch.
Noch keine Antwort des Kreises
Trotz der Unterstützung der Stadt Drensteinfurt warten der Bürgermeister, der Ordnungsamtsleiter und die Feuerwehr bis heute auf eine Antwort des Kreises Warendorf. Der Kreis sei, so Kronshage, intensiv in die Vorbereitung einer Energiemangel-Lage eingebunden. „Wir stehen mit dem Kreis in einem guten Kontakt, haben aber das Gefühl, dass dieses Thema nicht ernst genommen wird“, berichtet der stellvertretende Leiter der Feuerwehr und erklärt den Grund für die Annahme: Es sei schwer vorstellbar, dass 2023, wo künstliche Intelligenz durch die Medien geht, eine differenzierte Alarmierung nicht möglich sein soll, wie der Kreis es mitgeteilt habe.
Auch die Aufforderung des Kreises, Alarmierungen, die nicht funktioniert hätten, zu melden, könne nicht ernst genommen werden. „Wie sollen wir Einsätze melden, von denen wir keine Kenntnis haben oder erst sehr spät von Bürgern erfahren?“, fragt Kronshage. Gleichwohl habe man Vertrauen in die Leitstelle und die dortigen Mitarbeiter. „Unter Stress, wenn vielleicht mehrere Notrufe eingehen, kann schon mal eine Alarmierung vergessen oder falsch bewertet werden“, erläutert Kronshage das Dilemma.
Zum Schluss sprechen Frank Kronshage und Christian Bruns noch einmal für alle First Responder: „Unser Ziel ist es, rechtzeitig alarmiert zu werden, um der Bevölkerung eine gute Ergänzung zur Notfallversorgung zu bieten. Ob es am Ende fünf oder 50 Alarmierungen im Jahr sind, ist uns völlig egal.“