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Drensteinfurt könnte den gesamten Strombedarf durch Solarenergie decken

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Von: Linda Ehrhardt

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Freiflächen-Photovoltaikanlagen wie diese könnten Strom für alle Einwohner der Stadt erzeugen. Foto: dpa
Freiflächen-Photovoltaikanlagen wie diese könnten Strom für alle Einwohner der Stadt erzeugen. © dpa

Drensteinfurt kann den gesamten Energiebedarf durch Freiflächen-Photovoltaikanlagen decken – jedenfalls theoretisch. Das erfuhren die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt bei ihrer jüngsten Sitzung.

Drensteinfurt – Friederike Torunsky, Projektmanagerin bei der mit der Erstellung eines Freiflächen-PV-Konzepts erstellten tetraeder.solar GmbH, erklärte, dass sie ein Flächenpotenzial von rund 854 Hektar in Drensteinfurt für realistisch halte. Diese Fläche hat die Projektmanagerin im Rahmen der „Vorzugsvariante“ berechnet, die sie neben der „Maximal-“ und der „Minimalvariante“ vorstellte.

Würde die gesamte Fläche der Vorzugsvariante mit Freiflächen-Photovoltaik bebaut, könnten theoretisch rund 740 Gigawattstunden Strom jährlich produziert werden – was rechnerisch ausreicht, um etwa 600 000 Menschen mit Strom zu versorgen.

Wir rechnen bei uns mit einer Reaktionsquote von etwa 25 Prozent.

Friederike Torunsky

In dieser Variante haben die Planer neben sogenannten EEG-Flächen – also den Flächen, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2021) förderfähig sind – auch sogenannte PPA-Flächen eingerechnet, also solche Flächen, auf denen es keine Fördermittel für Freiflächen-Photovoltaik gibt. Viele dieser Flächen seien zwar aktuell wegen des geltenden Regionalplans nicht für den Bau von Freiflächen-PV zulässig. Die Planer und die Verwaltung gehen aber vor dem Hintergrund der aktuellen Energiepolitik und der Neuaufstellung des Regionalplans Münsterland von Lockerungen diesbezüglich aus.

Aber auch ohne die PPA-Flächen bliebe reichlich Potenzial: „Betrachtet man in der Vorzugsvariante nur die EEG-Flächen, gibt es immer noch das Potenzial, rund 203 GWh/a zu erzeugen, also Strom für etwa 150 000 Menschen“, erklärte Torunsky.

Maximal- und Minimalvariante

In der Maximalvariante käme Drensteinfurt sogar auf rechnerische 1 500 bis 1 900 Hektar Fläche für die Freiflächen-PV. „Aber nur, weil etwas möglich ist, ist es nicht auch sinnvoll“, schränkte Torunsky ein. In der Minimalvariante blieben rund 85 Hektar übrig, was genug Fläche wäre, um den Strom für etwa 53 000 Einwohner zu erzeugen.

Ein großer Unterschied in den jeweiligen Varianten sind vor allem die Abstände zum Beispiel zu Allgemeinen Siedlungsbereichen (ASB) und Gewässern: In der Maximalvariante beträgt der festgelegte Mindestabstand zu ASB nur 100 Meter, zu Waldflächen 30 Meter, zu Fließgewässern 50 Meter, zu Sehenswürdigkeiten 300 Meter und zu den Themenradwegen 300 Meter. In der Vorzugsvariante rechnen die Planer mit 500 Metern Abstand zu Siedlungsgebieten, 30 beziehungsweise 50 Metern zu Wald und Fließgewässern, mit 300 Metern Abstand zu Sehenswürdigkeiten und 100 Metern entlang der Themenradwege.

Reaktionsquote von etwa 25 Prozent erwartet

Torunsky plädierte dafür, die Vorzugsvariante in den Blick zu nehmen und den Fokus dort zunächst auf die besten zehn Prozent Fläche zu richten. „Damit fängt man an und wenn weitere Bedarfe bestehen, schaut man weiter“, sagte sie. Naturgemäß seien nicht alle Eigentümer potenziell geeigneter Flächen daran interessiert, ihren Grund und Boden zur Verfügung zu stellen. „Wir rechnen bei uns mit einer Reaktionsquote von etwa 25 Prozent“, erläuterte die Fachfrau. „Dementsprechend sollte man die vierfache Menge der Fläche vorhalten, die man braucht, um die jeweiligen Ziele der Energieversorgung zu erreichen.“

Unabhängig vom Freiflächen-Photovoltaik-Konzept, das die Verwaltung nach positiven Signalen aus der Politik nun in Gespräche mit dem Kreis, der Bezirksregierung und der Unteren Naturschutzbehörde konkretisieren möchte, gibt es bereits Flächen, in denen der Bau der Anlagen möglich wäre: Jeweils 200 Meter breite Streifen entlang zweigleisiger Bahntrassen sind als Priorisierungskorridore ausgewiesen.

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