Joline Schmidt will es mit Rennboot in der Formel-5-Klasse allen zeigen

Herkömmliche Sportarten wie Fußball, Handball oder Reiten begeistern Joline Schmidt aus Walstedde nicht. Ihre Leidenschaft gilt dem schnellen Wassersport. Die angehende Abiturientin fährt Rennboot, und das kann ihr gar nicht schnell genug sein.
Walstedde – Anfang des Jahres hatte Joline Schmidt noch auf den Titel „Deutsche Meisterin für MS 11“ gehofft. Sie hätte auf dem Treppchen stehen können, denn ihr Fehler an der Boje war von den Prüfern nicht bemerkt worden. Freiwillig verzichtete die 18-Jährige auf den zweiten Platz, indem sie selbst ihren Fehler meldete. „Ich fand das den anderen gegenüber unfair“, erklärt sie, auch wenn sie dadurch auf den achten Platz zurückgefallen sei. „Ich war schon enttäuscht“, gibt sie zu, doch unterkriegen lassen kam für sie nicht infrage.
Stattdessen stieg sie in der Bootsklasse eine Stufe höher, um zukünftig schneller unterwegs zu sein. Den Umstieg ermöglichte ihr der Deutsche Motoryachtverband, der ihr mit dem Katamaran ein Rennboot der Formel-5-Klasse zur Verfügung stellte. Das Boot fährt auf zwei Rümpfen und hat 30 PS. „Wenn alles passt, kann ich damit mit 90 Stundenkilometern über das Wasser jagen“, begeistert sie sich und schwärmt weiter: „Es liegt wie ein Brett im Wasser, es fährt interessant, das finde ich cool.“
Das einzige Mädchen
In Traben-Trarbach nahm sie zum ersten Mal an einem Formel-5-Rennen teil. Das habe sie als Training gesehen, sodass sie der letzte Platz nicht enttäuschte. Es waren insgesamt auch nur fünf Teilnehmer an den Start gegangen, klärt sie auf. Davon sei sie das einzige Mädchen gewesen. Auch beim zweiten Rennen belegte sie nur den letzten Platz. „Das hat mich nicht aufgeregt. Ich weiß ja, dass ich es besser kann,“ sagt sie selbstbewusst. Als Newcomer in einem Rennen erhalte man eine rote Nummer. Die oute den Teilnehmer als Anfänger, der den anderen zum Überholen Platz machen muss. „Das ist schade, weil man da keine Chance hat“, findet Joline.
Zudem konnte sie sich auf die Rennen nicht vorbereiten, denn zum Training musste man sich Anfang des Jahres anmelden und zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch gar kein Formel-5-Boot. Das bekam sie erst am Morgen vor dem ersten Rennen.
Wenn alles passt, kann ich mit 90 Stundenkilometern über das Wasser jagen.
Bei ihrem dritten Rennen vor den Herbstferien in Berlin-Grünau belegte die Walstedderin immerhin den dritten Platz von fünf Startern.
Joline Schmidt will es allen zeigen. Die kommenden Rennen möchte sie mit einem eigenen Team, einem eigenen Namen und eigener Farbe fahren. Das Folieren übernimmt sie selbst. „Damit spare ich viel Geld.“

Jetzt sucht sie noch Mitstreiter und Sponsoren, denn der Rennsport ist kostspielig. Im Gegenzug können diese auf dem Boot gerne Werbung anbringen. Einen Funker hat sie schon, den Posten übernimmt ihr Vater. Es fehlen noch zwei Helfer, die das Boot im Wasser halten. Die beiden müssten an dem Tag vor Ort sein. Wenn ihre Freunde keine Zeit haben, müsse sie Helfer bezahlen. Allein die Spritkosten und eventuell Übernachtungskosten seien teuer.
Damit Joline Schmidt eine Chance auf die Meisterschaft im Formel-5-Rennen hat, muss die 18-Jährige alle Rennen mitfahren. Denn am Ende des Jahres werden die Ergebnisse aller Rennen zusammengezählt und der wird Meister gekürt. Das ist ihr Ziel – und ganz nebenbei steht noch das Abitur am Adolph-Kolping-Berufskolleg in Münster auf ihrer To-do-Liste 2023.