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James Schäfer sorgt am Prinzipalmarkt für Klänge und Konzerte

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Von: Mechthild Wiesrecker

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Mit der kleinen Glocke, die ihn als Glockenspieler im Stadthausturm ausweist: James Schäfer aus Rinkerode. Foto: Wiesrecker
Mit der kleinen Glocke, die ihn als Glockenspieler im Stadthausturm ausweist: James Schäfer aus Rinkerode. © Wiesrecker

James Schäfer hat seit 2016 ein ungewöhnliches Amt inne. Der Rinkeroder ist Glockenspieler im Stadthausturm am Prinzipalmarkt in der Stadt Münster. Seit 2001 erklingen die Glocken des Turmes dreimal täglich mit jahreszeitlich wechselnden Melodien.

Rinkerode/Münster – Die 14 Bronzeglocken in der Turmhaube hängen in 32 Metern Höhe. Beginnen sie zu klingen und eine Melodie zu spielen, bleiben die Menschen auf der Straße stehen. Die Lieder wurden elektronisch eingespielt und sind dort im System in der Dachstube eingespeichert. Täglich um 11, 15 und 19 Uhr werden die Glocken zum Schwingen gebracht. Zu besonderen Anlässen wie etwa am Koningsdag, dem Nationalfeiertag in den Niederlanden anlässlich des Geburtstags von König Willem-Alexander, oder am Tag des Westfälischen Friedens erklingen besondere Melodien.

Der Rinkeroder James Schäfer gibt zusätzlich kleine Konzerte im Frühling und zur Weihnachtszeit. Die Lieder sucht er selbst aus, lässt kleine Liederhefte drucken, die an die Wartenden auf dem Prinzipalmarkt verteilt werden, damit sie mitsingen können. Derweil sitzt der Rinkeroder in einem Raum im Turm und spielt live an seinem Midi-Keyboard. Die Daten werden über ein Kabel zur Dachstube geleitet und ins System gespielt. Für viele Einheimische sind die Mitmach-Konzerte ein Geheimtipp. „Sie sind beliebt“, berichtet Schäfer. In der Regel kämen bis zu 80 Leute zu den Konzerten. Lebhaft erinnert er sich an das Jahr 2018, als das Konzert zum 101. Katholikentag stattfand und plötzlich über 200 Besucher lauschten und die Liederhefte nicht mehr ausreichten.

Die Glocken im Stadthausturm: James Schäfer war selbst noch nie oben im Turmzimmer.
Die Glocken im Stadthausturm: James Schäfer war selbst noch nie oben im Turmzimmer. © Wiesrecker, Mechthild

Eine Besonderheit ist die Lambertinacht. Dann gibt es in der Lambertikirche ein Orgelspiel, anschließend spielen die Blechbläser auf dem Turm, dabei wechseln sie sich mit dem Glockenspieler im Stadthausturm ab. „Leider fand die Veranstaltung in den letzten Jahren zuerst Corona-bedingt, dann aufgrund der Renovierung des Turmes im März 2021 nicht statt.“ Im Zuge der Renovierung wurden die Glocken vom Stromnetz genommen, sodass auch die täglichen Melodien nicht mehr erklangen.

Die Musik liegt James Schäfer im Blut, auch wenn er 40 Jahre bei der Post gearbeitet hat. Schon mit fünf Jahren lernte er Blockflöte spielen und ein Jahr später Klavier. Mit 13 Jahren kam die Orgel dazu und mit 15 Jahren die Gitarre. Zwei Jahre später lernte er, eine Bass-Tuba zu spielen, und mit 21 Jahren das Akkordeonspiel. „Nur an ein Streichinstrument habe ich mich nie rangetraut“, verrät er schmunzelnd. Schon früh, mit 15 Jahren bekam er einen Vertrag als Aushilfsorganist. 1973 absolvierte er eine Ausbildung und Prüfung zum Chorleiter. 1978 übernahm er dann seinen ersten Chor, den Gesangverein Sängerlust in Dülmen-Hiddingsel. Seitdem hat er weitere Chöre geleitet, aktuell leitet er den MGV Cäcilia in Münster-Kinderhaus und den Projektchor Jakobus in der Evangelischen Thomasgemeinde Münster. Nebenbei hat er an der Jakobikirche einen Arbeitsvertrag als amtlicher Neben-Organist.

Die Melodien

Die Lieder, die dreimal täglich vom Stadthausturm zu hören sind, wurden 2001 über eine Zeitungsumfrage ermittelt. Damals speicherte man die 30 meist gewünschten Melodien in den Computer ein. In der Adventszeit vom 25. November bis zum 20. Dezember sind die Lieder „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „O Heiland, reiß die Himmel auf“ zu hören, in der Weihnachtszeit vom 21. Dezember bis zum 10. Januar „Adeste fideles“ und „O du fröhliche“, im weiteren Winter vom 11. Januar bis zum 20. März der Gefangenenchor aus „Nabucco“ oder „Guten Abend, gute Nacht“. Am 26. August sollen voraussichtlich wieder Turmbläser und Glockenspiel im Wechsel zu hören sein.

Sein Amt als Glockenspieler hat er 2016 von seinem Vorgänger Manfred Schneider, seines Zeichens erster Glockenspieler am Stadthausturm, übernommen. Damit einhergehend erhielt er auch die Insignie, die ihn als Glockenspieler auszeichnet. Es ist eine kleine Bronzeglocke, gegossen aus der gleichen Glockenspeise wie die großen Glocken im Turm. Behalten darf er das gute Stück aber nur, solange er sein Amt ausübt, danach wird die kleine Glocke in die Hände seines Nachfolgers weitergegeben.

Der 71-Jährige versteht sich als Ehrenbeamter der Stadt Münster, der der Bevölkerung durch das Spielen von Konzerten kulturell dient. Eine Aufgabe, die ihm wohl ebenso Freude bereitet wie seinen Zuhörern.

Das nächste Mitmach-Konzert mit dem Glockenspieler aus Rinkerode findet am Samstag, 17. Dezember, um 12.05 Uhr statt. Gesungen werden dann weihnachtliche Lieder. Damit auch alles gut funktioniert, wird es am 8. Dezember einen ersten Test geben.

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