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Frühjahrsputz für die Orgel von St. Regina

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Allein die 1 200 Pfeifen der Orgel müssen gereinigt, ausgebeult und intoniert werden. Vier bis fünf Monate werden die Arbeiten dauern.
Allein die 1 200 Pfeifen der Orgel müssen gereinigt, ausgebeult und intoniert werden. Vier bis fünf Monate werden die Arbeiten dauern. © Fmh

Drensteinfurt - Über 200 Jahre sind seit dem Bau der Orgel in der Kirche St. Regina vergangen. Viel Zeit, in der sich Staub, Dreck und Kerzenruß in den Orgelpfeifen angesammelt und Verwitterungsprozesse ihre Spuren an den Metallkörpern hinterlassen haben.

Jetzt soll das historische Instrument von einer Orgelbaufirma aus Bonn gewartet werden. Am Dienstag haben die Fachmänner mit dem Abbau der Orgel begonnen. Vier bis fünf Monate werden für die Instandsetzung eingeplant.

Denn die Wartung geschieht in mühevoller Kleinarbeit. Allein das acht Tonnen schwere Instrument abzubauen, dauert rund eine Woche. „Wir müssen zunächst eine Bestandsaufnahme machen, alle Einzelteile ausmessen, fotografieren und vergleichen, was noch im Originalzustand ist und was verändert wurde“, erklärt Hans-Wolfgang Theobald, der die Restaurierungsarbeiten der Orgelbaufirma Klais in Bonn leitet.

1789 hat Caspar Melchior Vorenweg die Orgel in St. Regina gebaut, die damit fast so alt ist, wie die Kirche selbst. Als Schüler von Christian Ludwig König zählt Vorenweg zu den bedeutendsten Orgelbauern des Spätbarock.

Jedes Einzelteil der Orgel – darunter allein 1 200 Pfeifen – muss nun gereinigt und instandgesetzt werden. Die Pfeifen werden frisch gelötet,

Helmut Winterscheid vom Kirchenvorstand (von links) und Pfarrer Matthias Hembrock sind froh, dass das historische Instrument jetzt gewartet werden kann. Derzeit wird die Orgel von Orgelbauer Hans-Wolfgang Theobald abgebaut. - Foto: Herder
Helmut Winterscheid vom Kirchenvorstand (von links) und Pfarrer Matthias Hembrock sind froh, dass das historische Instrument jetzt gewartet werden kann. Derzeit wird die Orgel von Orgelbauer Hans-Wolfgang Theobald abgebaut. - Foto: Herder © Fmh

Dellen und Krümmungen ausgebeult, mit einer Weinsäurelösung werden Oxidationsschäden an den aus Zinn und Blei gefertigten Pfeifen entfernt. Bevor sie wieder eingebaut werden, muss der promovierte Musikwissenschaftler Theobald die Pfeifen intonieren. Auch der Windkanal wird repariert.

„Zweimal wurde die Orgel bereits umgebaut, im Jahr 1891 und 1974“, berichtet Theobald. Am liebsten würde der Orgelbauer das historische Stück komplett restaurieren und in seinen Originalzustand bringen. „Doch das würde eine halbe Million Euro kosten“, sagt Theobald.

„So viel Geld steht uns nicht zur Verfügung“, räumt Matthias Hembrock, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, ein. Günstig werden Reinigung und Wartung der Orgel aber auch jetzt nicht: 90 000 Euro lässt sich die Kirchengemeinde die Instandsetzung kosten. 40 000 Euro steuert das Bistum Münster aufgrund der historischen Besonderheit der Orgel bei, 40 000 kommen aus dem Kirchenhaushalt. Die restlichen 12 000 Euro will die Gemeinde durch Spenden finanzieren. „Ich sehe es als unsere Verantwortung an, diesen Schatz den wir hier haben, zu bewahren“, macht Hembrock deutlich. 2 400 Euro an Spenden fehlen der Kirchengemeinde jedoch noch.

Bis zu fünf Monate werden die Wartungsarbeiten an der Orgel in Anspruch nehmen. Auf Orgelbegleitung der Gottesdienste müssen die Gemeindemitglieder in dieser Zeit jedoch nicht verzichten: „Gespielt wird auf einem kleinen Instrument, das uns die Firma Klais ausgeliehen hat“, verspricht Helmut Winterscheid vom Kirchenvorstand. - fmh

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