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Einzelhändler malen mit Schaufenster-Aktion  düsteres Szenario

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Mit schwarzer Folie verklebten die Drensteinfurter Einzelhändler ihre Schaufenster.
Mit schwarzer Folie verklebten die Drensteinfurter Einzelhändler ihre Schaufenster. © Wiesrecker

Drensteinfurt - Rabenschwarzer Protest: Aus Angst vor der Ansiedlung eines weiteren Drogeriemarktes haben die Einzelhändler der Innenstadt jetzt ihre Schaufenster mit schwarzer Folie beklebt.

Noch kann man bei einem Spaziergang durch die Drensteinfurter Innenstadt vor nicht wenigen Schaufenstern stehen bleiben. Ob Tornister, Bücher, Wein oder Haushaltwaren - es gibt so einiges zu sehen. Doch durch die immer wieder aufflammenden Diskussionen um die sterbende Innenstadt und die Forderung nach der Ansiedlung eines weiteren Drogeriemarktes könnte dieser Zustand bald der Vergangenheit angehören.

Thomas Volkmar, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Werbung für Drensteinfurt (IGW), erklärt: „Bei den Kaufleuten herrscht panische Angst. Sie bangen um ihre Existenz.“ Wahlprogramme, negative Facebook-Beiträge und Leserbriefe sorgten für zunehmende Verunsicherung. „Mit unserer Aktion wollen wir die Menschen wachrütteln, wollen sie aufmerksam machen.“ Ziel sei es, in aller Deutlichkeit zu zeigen, wie Stewwert ohne Geschäfte aussieht.

Um das zu erreichen, trafen sich die Geschäftsleute der Innenstadt am Mittwochabend, um etliche Schaufensterscheiben mit riesigen Folien zu bekleben. „Drensteinfurt soll leben! Lebendige Vielfalt statt Tristesse“ - das steht auf den von ihnen angebrachten Plakaten. Ein ungewohnter Anblick, der betroffen machen soll.

Auf dem Marktplatz und entlang der Wagenfeldstraße zeigen die beklebten Scheiben in aller Deutlichkeit ein erschreckendes Szenario. Mit Flyern will die IGW die Bevölkerung über die Situation der Einzelhändler informieren. „Wenn Rossmann kommt, stirbt die Innenstadt“, glaubt Volkmar.

„In dem Drogeriemarkt wird von Schreibwaren über Spielwaren, Textilien und bald auch Schuhe vieles verkauft, was über Drogeriewaren hinausgeht“, zählt er auf. Mit „Ihr Platz“, habe man verhandeln können. Schreibwaren und Spielwaren werden dort nicht verkauft, habe der Betreiber versprochen. „Mit Rossmann kann man nicht diskutieren, da gibt es nicht mal einen Ansprechpartner“, ereifert sich Volkmar.

Fotostrecke zur Aktion der Einzelhändler

Überhaupt sei die Frage, ob die Drensteinfurter überhaupt wüssten, was die Einzelhändler leisten. Ob Sommerfeeling, Dreingaufest, Weihnachtsmarkt oder Weihnachtsbeleuchtung - die IGW und die Einzelhändler sorgen für die Organisation und Mitfinanzierung.

Die großen Geschäfte wie Aldi, Lidl, K&K, Rewe und Netto beteiligten sich nicht daran. „Die geben noch nicht einmal eine Spende für die Tombola“, empört sich Volkmar. „Werbung in Schülerzeitschriften oder auf der Pferderennbahn finanzieren sie auch nicht, das läuft alles über die Einzelhändler. Wer stellt denn Praktikumsplätze für unsere Schüler zur Verfügung? Das sind ebenfalls die Geschäftsleute vor Ort“, so Volkmar. „Regelmäßig unterstützen wir Vereine und Initiativen mit Geld- und Sachspenden. Wir zahlen hier unsere Steuern, große Firmen zahlen am Firmenhauptsitz.“ Sie schöpften lediglich die Kaufkraft ab.

Neue Geschäfte in der Innenstadt anzusiedeln, sei schwierig. „Wir haben etliche Telefongespräche geführt und keine Mühe gescheut“, resümiert er. „Uns fehlen geeignete Ladenlokale in der Innenstadt.“ Wünschenswert wäre es, wenn Privatleute ihre Immobilie umbauten, damit so Raum für neue Geschäfte entsteht. „Wir geben unsere Innenstadt nicht auf“, verkündet er. „Die Stadt und die Menschen liegen uns am Herzen“, darum seien in der Zukunft noch weitere Maßnahmen geplant, um zu informieren. Am heutigen Freitag werden die Schaufenster entpackt und zeigen wieder ihre gewohntes Bild. - mew

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