Vor der weiteren Behandlung erhielt Paulina eine Betäubung und Schmerzmittel. Die Wunde im Innern musste mit mehreren Stichen genäht werden. Damit es nicht zu Infektionen kommt, erhielt das Pferd Antibiotika. „Es war ein Glück, dass die Verletzung so schnell aufgefallen ist“, sagt Wiese. Aufgrund der Blutung glaubt sie, dass Unbekannte die 16 Jahre alte Stute in den frühen Morgenstunden misshandelten. Weil das Pferd niemals stillgehalten hätte, geht sie weiter davon aus, dass der ober besser die Täter eine Nasenbremse eingesetzt haben. Diese zwingt das Pferd, still zu stehen, setze aber voraus, dass es sich wohl um zwei Täter handelt: einer, der die Nasenbremse festgehalten hat, und der eigentliche Misshandelnde.
Wer verübt so ein fürchterliches Verbrechen gegen ein unschuldiges Tier? Die Tierärztin hat darauf eine Antwort: „Meistens sind es perverse Männer mit wenig Selbstwertgefühl, die bei Frauen nicht ankommen und in der Verletzung des Tieres Befriedigung sehen“, sagt Wiese.
Noch ist die Stute nicht über den Berg. „Die Nachbehandlung ist langwierig und kostspielig“, berichtet Ortmann und sagt mit Tränen in den Augen: „Mir ist aber wichtig, dass Paulina wieder gesund wird.“ Als Folge drohen Vernarbungen, und auch die Gefahr einer Infektion ist noch nicht vom Tisch. „Weil wir frühzeitig behandeln konnten, stehen die Chancen aber gut, dass es keine Komplikationen gibt“, so die Tierärztin.
„Die Kriminalpolizei war am Mittwochnachmittag da und hat Ermittlungen aufgenommen“, sagt Ortmann. Vermutlich haben die Unbekannten das Gelände westlich hinter dem Außenstall betreten. In diesem Bereich gab es ein durchgeschnittenes Stromband am Weidezaun. „Wir haben das Innere des Stalls mit einer Kamera überwacht“, informiert die Besitzerin. Die Pferde waren aber im eingezäunten Gehege, das nicht überwacht wurde. Das will Beate Ortmann jetzt ändern. „Wir werden den Radius der Kamera auch auf das Gelände ausweiten.“
Für Paulina gelten die nächsten zehn Tage Stallpflicht. Damit so etwas nie wieder passiert, seien alle Anwohner – seien es Autofahrer, Fußgänger oder Radfahrer – aufgefordert, die Augen aufzuhalten und bei Verdacht auf eine Straftat die Polizei zu alarmieren. Vielleicht hat jemand am frühen Mittwochmorgen Unbekannte gesehen, die das Gelände betreten oder sich auffällig verhalten haben. Wer Hinweise zu den Tätern geben kann, sollte sich bei der Polizei in Ahlen, Telefon 02382/965-0, E-Mail: poststelle.warendorf@polizei.nrw.de, melden.
Im April 2021 hatten Tierquäler in Hamm-Westtünnen einer Stute den Schweif abgeschnitten. Anfang 2019 hatte ein Unbekannter in Bockum-Hövel ein Schaf gequält.