Schwimmmeister Andreas Willuweit kann nicht einfach den Stöpsel ziehen

Im Sommer arbeitet ein Schwimmmeister förmlich rund um die Uhr. Dafür, so scheint es jedenfalls, hat er das übrige Jahr frei. Andreas Willuweit, Schwimmeister im Erlbad, erzählt wie es wirklich ist. Wenn am Ende der Saison der letzte Schwimmer das Bad verlassen hat, fängt die Arbeit für ihn und das Team erst richtig an.
Drensteinfurt – Willuweit ist seit über 40 Jahren mit Herz und Seele Schwimmmeister, davon die vergangenen 30 Jahre im Erlbad. Gelernt hat er in Hamm. „Damals gab es in Hamm noch viele Bäder. Ich wurde überall eingesetzt und hatte eine sehr umfassende Ausbildung“, erinnert er sich. Kurz nach der Meisterausbildung bewarb er sich auf die Stelle im Erlbad und bekam eine Zusage.
Anfangs habe er von Mitte Mai bis Ende August sieben Tage die Woche gearbeitet. „Ich wusste das und habe mich daran gewöhnt“, sagt er. Nur im Winter Urlaub zu nehmen, war für ihn normal, und da er noch keine Familie hatte, auch völlig unproblematisch. „Man muss das aber wollen“, verdeutlicht er.
Aufwendige Verwaltungsarbeiten
Die Arbeit habe sich im Laufe der Jahre verändert, umfangreiche Verwaltungsarbeiten seien dazugekommen. „Das ist so aufwendig, das Homeoffice mittlerweile dazu gehört, denn alles wird schriftlich gemacht.“ Durch Corona sei die digitale Entwicklung noch einmal beschleunigt worden. Auch wenn das einfacher ist, sieht der Schwimmmeister die Umstellung auch kritisch. „Man sieht sich kaum noch und unterm Strich ist das mehr Arbeit.“ Weiter führt er aus: „Das gesprochene Wort wird weniger, das geschriebene Wort gewinnt an Bedeutung.“ Er wisse wohl, dass das eine Entwicklung ist, die nicht nur die Arbeit im Schwimmbad betrifft, sondern alle Bereiche. Früher sei er zur Arbeit gekommen und habe direkt gearbeitet, heute müsse er erst einmal seine Mails durchsehen.
Sieben Tage die Woche arbeiten während der Saison brauchen er und seine beiden Kollegen per Gesetz heute nicht mehr. „Die Stadt ermöglicht uns, auch in der Saison einen freien Tag in der Woche“, sagt Willuweit. In den vergangenen Jahren konnte er sogar im Sommer eine Städtetour mit seiner Tochter unternehmen. Die Stadt achte sehr auf Vereinbarkeit von Schule und Beruf, so der Schwimmmeister.

Ist die Saison Anfang September vorbei, wird das Bad vom Team in kürzester Zeit „fertiggemacht“. Dann gehen alle in den verdienten Urlaub. Frost steht noch nicht an, das Bad kann sich eine gewisse Zeit selbst überlassen bleiben.
Für Andreas Willuweit bedeutete das im vergangenen Jahr: vier Wochen Urlaub mit seinem Wohnmobil in Schottland. „Nach der intensiven Arbeit hat das gutgetan“, erklärt er.
Danach geht für ihn die Arbeit allerdings erst richtig los. Als Leitung obliege es ihm, den „Rest“ zu machen. „Da wird nicht nur einfach der Stöpsel gezogen“, erzählt er. Tatsächlich müssen alle Gebäude, alle Leitungen winterfest gemacht und die gesamte Technik gewartet werden.
Vorbereitungen
Ende März wird das Stewwerter Bad schon wieder auf die neue Saison vorbereitet. Dazu wird zunächst das Wasser aus dem Becken gelassen und es wird grundgereinigt, ebenso die Überlaufrinnen, Kinderbecken, Umkleidekabinen und die gesamten Außenanlagen. Mitte April wird das frische Wasser eingefüllt, das dauert rund eine Woche. Danach muss die Fachfirma für die Chlorung kommen.
Nach dem Umbau vor 20 Jahren wurde die Wartung zunächst weniger, da alles neu war. Mittlerweile fallen im Winter deutlich mehr Wartungsarbeiten an, wie etwa die Erneuerung von Pumpen und Klappen. Teilweise könne er das allein bewerkstelligen, oft müssten auch Firmen beauftragt werden. „Das alles muss koordiniert und die Firmen rechtzeitig bestellt werden.“ Alle anderen Bäder werden auch gewartet und könnten in dieser Hinsicht ebenfalls von Mai bis September nicht aktiv werden. In den Jahren habe er sich intensive Kontakte zu den Firmen aufgebaut, das komme ihm zugute, sagt Willuweit.
Für ihn ist es wichtig, dass das Bad bereit ist, wenn das Wetter eine Öffnung zulässt. „Dass aufgrund der Technik nicht geöffnet werden kann, darf nicht passieren“, findet er. Seine Devise: „Lieber eine Woche früher als geplant fertig sein.“
Die Arbeit im Winter werde nicht langweilig – auch weil die Planung für das nächste Jahr quasi beginnt, wenn der Schlüssel nach der Saison umgedreht wird. Unter anderem geht es um die Personalplanung, sprich Kassenpersonal, Reinigungskräfte, Rettungsschwimmer – alles natürlich in Abstimmung mit dem Fachbereich eins der Stadt (Personal, Steuerung und Zentrale Dienste). Aber auch Veranstaltungen müssen überlegt werden.

Im Januar, Februar ist dann Zeit für Fortbildungen, das Abarbeiten der Überstunden und Urlaub. Eine ideale Zeit für Wintersport, doch da winkt Willuweit lachend ab: „Wintersport ist nicht meins.“ Da fahre er lieber mit dem Wohnmobil nach Marokko oder nach Spanien oder ins Baltikum. Das sei für ihn der Ausgleich.
Blick auf andere Bäder
Dass das Wetter nicht sonnig sei, darauf stelle er sich ein. Er fahre viel Rad, und obwohl er den Sommer nahezu täglich am Wasser verbringt, ist Schwimmen für ihn im Urlaub ein Muss. Im Herbst habe er in Liverpool bei 16 Grad Wassertemperatur in einem Bad an den Docs draußen geschwommen. Das habe einfach Spaß gemacht, und es sei so voll gewesen wie in Drensteinfurt an einem Sonntagvormittag bei bestem Wetter. „Ich bin da familiär vorbelastet, das war schon früher als Kind im Urlaub so“, sagt Willuweit. Außerdem schaut er sich in größeren Städten aus Interesse die Bäder an. Mit einem Augenzwinkern versichert er: „Das Erlbad ist doch das Beste.“
Was den Urlaub anbelangt, hat Andreas Willuweit noch einige Ziele. „Ich würde gerne nach Irland fahren und ich möchte unbedingt die Nordlichter sehen“, verrät er. Und dann wirft der 58-Jährige schon mal einen vorsichtigen Blick in Richtung Pensionierung: „Ich könnte mir gut Schweden, Norwegen oder Finnland im Sommer vorstellen.“