Zahl der Blutspenden in Bönen geht drastisch zurück

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bönen steht vor einer großen Herausforderung. Nach dem letzten Spendentermin in 2022 wird deutlich: In diesem Jahr gingen erneut weniger Menschen zur Blutspende. Nur 978 waren es. Die Zahl an Spenden hat in den vergangenen zehn Jahren nahezu kontinuierlich abgenommen. Das hat Auswirkungen – die umliegenden Krankenhäuser haben bereits Probleme.
Bönen/Hagen - Mit rund 250 Spenden pro Mehrfachtermin – drei Termine innerhalb kurzer Zeit – wurde in diesem Jahr erneut ein Tiefstwert am Königsholz erfasst. Angelika Poth, Blutspende-Beauftragte, zeigt sich besorgt. „Jedes Jahr werden es immer weniger. In diesem Jahr haben wir vier Mehrfach-Termine angeboten, doch die Spenden waren verhältnismäßig gering“, so Poth. Genaue Gründe für den Rückgang kann sie nicht ausmachen. Zwar wünsche sie sich ein paar Spender mehr, doch oft erkenne sie eine Gleichgültigkeit bei den Menschen. Dass die Spenden bald möglicherweise nicht mehr ausreichen, bereitet ihr Sorgen. „Es passiert ganz schnell, dass man sich in einer kritischen Lage befindet.“
Allerdings ist dies kein Einzelfall, denn die Problematik lässt sich auch auf Standorte des DRK außerhalb der Gemeinde übertragen. Der Blutspendedienst West (BSD) mache dafür den demografischen Wandel verantwortlich, erklärt Pressesprecher Stephan Küpper. Der BSD mit Sitz in Hagen ist für Bönen zuständig. „Es spenden vor allem ältere Menschen. Die fallen allerdings selber immer öfter aus“, so Küpper. Dies liege schlicht daran, dass die Personen mittlerweile zu alt seien oder meinten, dass sie genug gespendet hätten.
Viele Erstspender kommen nicht wieder
Obwohl es in diesem Jahr ein paar Erstspender am Königsholz gab, sei dies nicht vielversprechend. „Viele kommen ein erstes Mal, aber dann sieht man sie leider nicht wieder“, so Poth. Auch Küpper sieht das Problem bei den Erstspendern. „Wichtig ist die Kontinuität. Durch eine einzige Spende kann der Rückgang nicht aufgehalten werden“, erklärt er.
Blutspender beim DRK Bönen
- 2012: insgesamt 1624, darunter 40 Erstspender
- 2013: insgesamt 1426, darunter 44 Erstspender (Zusatztermin im Dezember: 69/1)
- 2014: insgesamt 1535, darunter 43 Erstspender
- 2015: insgesamt 1352, darunter 27 Erstspender (Zusatztermin im Dezember: 120/4)
- 2016: insgesamt 1362, darunter 33 Erstspender
- 2017: insgesamt 1277, darunter 44 Erstspender
- 2018: insgesamt 1135, darunter 29 Erstspender (Zusatztermin im Dezember: 37/1)
- 2019: insgesamt 1129, darunter 28 Erstspender
- 2020: insgesamt 1122, darunter 39 Erstspender
- 2021: insgesamt 1123, darunter 45 Erstspender
- 2022: insgesamt 978, darunter 29 Erstspender
Des Weiteren fehle oft das Wissen über die vielzähligen Einsatzgebiete der Blutspenden. Zwar komme das Spenderblut häufig bei Unfällen zum Einsatz, doch die Dringlichkeit bei Organtransplantationen sei nicht bekannt. „Bei Geburten haben Frauen auch nicht selten Probleme mit hohem Blutverlust“, so Küpper. Am häufigsten werde das Blut allerdings in der Krebsbehandlung eingesetzt. Deshalb sei ein sicherer Vorrat unverzichtbar. Eine Rücklage von fünf bis sechs fertig aufbereiteten Tagessätzen sei das Ziel. „Leider sind wir davon ein ganzes Stück entfernt. Momentan haben wir ungefähr zwei Tagessätze im Durchschnitt“, so Küpper.
Im Oktober lag die Anzahl an Spenden im Zuständigkeitsbereich des BSD konstant zehn bis 15 Prozent unter den benötigten Tagessätzen. „Dadurch vergrößert sich natürlich das Loch. Langsam befinden wir uns auf dem Weg in die kritische Phase“, erklärt er.
In den umliegenden Kliniken sei der Rückgang ebenfalls deutlich spürbar. „Die Lage ist sehr besorgniserregend“, sagt Prof. Dr. Alexander Baraniskin, Klinikdirektor und Chefarzt für Innere Medizin am EVK Hamm. Regelmäßig gebe es Engpässe, und die Corona-Pandemie habe die Situation zusätzlich verschärft, erklärt Baraniskin. Wenn das Blut knapp werde, müsse man es umverteilen – auf die Personen, die es am dringendsten benötigen. „Das kann dazu führen, dass ein Patient, der Blutkonserven braucht, sie erst einige Tage später bekommt.“