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Kirchengemeinde will offene Jugendarbeit in Bönen stärken

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Von: Sabine Pinger

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Die Evangelische Kirchengemeinde will mehr Angebote für Jugendliche in Bönen schaffen.
Pfarrer Detlef Belter, Melissa Schuster und Hendrik Scheffler vom Jugendreferat des Kirchenkreises Hamm sowie Nico Karpa und Antje Scheffler wünschen sich mehr offene Jugendarbeit in Bönen. © Pinger Sabine

Ein Kicker, gemütliche Sofaecken und eine coole Bar: Es fehlt an nichts im „First Floor“ im Fritz-von-Bodelschwingh-Haus – bis auf junge Menschen. Nur noch selten verirren sich Jugendliche in den für sie gestalteten Raum. Schuld daran ist zum einen die Pandemie, die eine offene Jugendarbeit lange Zeit unmöglich gemacht hat. Zum anderen fehlt es an „Machern“, die den Bereich nicht nur in Altenbögge neu beleben. Die Evangelische Kirchengemeinde und der Kirchenkreis Hamm sind bereit, diesen Part zu besetzten, sind dabei jedoch auf Hilfe angewiesen.

Anders als im Bodelschwingh-Haus läuft in Nordbögge gerade eine neue Jugendgruppe unter dem Dach der Kirchengemeinde an. Etwa zwölf Mädchen und Jungen treffen sich regelmäßig im Bonhoeffer-Haus. Angeschoben hat das Antje Scheffler mit zwei weiteren Müttern. Mit Nico Karpa und Saskia Andresen haben sich jetzt zwei Jugendliche gefunden, die den Treff leiten möchten.

Damit dieser verlässlichen Bestand hat, müsste er aber unter professionelle Regie, findet Hendrik Scheffler. „Es ist überall zu beobachten, dass die Jugendlichen vor Ort Angebote suchen“, berichtet der Geschäftsführer des Jugendreferates im Kirchenkreis Hamm. Bekannt sei das auch beim Kreis Unna, der die Jugendamtsaufgaben für Bönen übernommen hat. „Der Wunsch des Kreisjugendpflegers ist, dass die Jugendarbeit gerade in den Außenbezirken gestärkt wird“, fügt Pfarrer Detlef Belter hinzu. Diese Aufgabe soll, wenn möglich, von freien Trägern erfüllt werden. „Wir als Kirche freuen uns, wenn wir da mit der Kommune zusammenarbeiten können.“

Offene Türen am Treffpunkt Go in

Zurzeit läuft offene Jugendarbeit im Ort hingegen fast ausschließlich im Treffpunkt Go in. „Dort wird wichtige und gute Arbeit geleistet“, stellt Belter fest. Allerdings liege das Jugendzentrum in der Gemeindemitte. Für Kinder und Jugendliche in den Ortsteilen sei es nicht unbedingt gut zu erreichen.

Das zeigt das Beispiel des „Stairway to heaven“ im Fliericher Gemeindehaus. Dort gibt es eine aktive Jugendgruppe, die sehr gut besucht wird. Geleitet wird sie von einem großen, ehrenamtlichen Team. „Das würde gerne mehr machen, zum Beispiel eine Hausaufgabenhilfe anbieten, ein Fest planen oder Netzwerkarbeit“, schildert Scheffler. Das Go-in-Team habe schon signalisiert, an einer Zusammenarbeit interessiert zu sein. Nun müssten die gemeinsamen Interessen zusammengeführt werden.

„Manpower“ fehlt


Herauszufinden, was wo gefragt ist, sei dabei die Aufgabe eines „Profis“. Der könne den Bedarf mit den Jugendlichen ausarbeiten und im besten Fall umsetzen. Um überhaupt Angebote auf die Beine zu stellen, fehle hingegen „Manpower“, erklärt Melissa Schuster. Sie ist beim Jugendreferat im Kirchenkreis zuständig für Bönen. „Es ist nicht so, dass hier keiner Lust hat, etwas zu machen. Doch alle haben zu wenig Zeit dafür.“

Zudem wachsen junge Ehrenamtliche schnell aus ihren Aufgaben heraus. Steht erst der Schulabschluss, die Ausbildung oder das Studium an, müssen viele ihr Engagement zurückfahren oder ganz aufgeben. Deshalb hat der Kirchenkreis beim Kreis-Jugendamt um Unterstützung gebeten und die Einrichtung von eineinhalb Stellen für die hiesige, offene Jugendarbeit beantragt. Entscheiden darüber muss der Jugendhilfeausschuss. Er tagt am 14. März ab 16 Uhr in der Aula des Marie-Curie-Gymnasiums. Anschließend stimmen die Kreistagsmitglieder darüber ab.

Politik und Verwaltung vertagt das Thema

Finanziell will sich der Kirchenkreis darüber hinaus mit 15 000 Euro jährlich für Sach- und Betriebsmittel einbringen. Ausreichend ist dieses Budget nicht, glauben die Fachleute. Die Gemeinde müsste 10 000 Euro zuschießen, haben sie ausgerechnet. Den Antrag dazu hat die Bönener CDU an den Gemeinderat gestellt. Einen Beschluss gibt es jedoch noch nicht. In der jüngsten Ratssitzung riet Bürgermeister Stephan Rotering dazu, diese Summe vorerst nicht in den Haushalt aufzunehmen. Kinder- und Jugendarbeit sei Aufgabe des Kreises, die die Gemeinde über die differenzierte Kreisumlage mitfinanziert. Außerdem sei zunächst das Votum des Kreistages abzuwarten. Thomas Köster (SPD) schloss sich dem an. Es sei nicht sinnvoll, einen zusätzlichen Jugendamtsetat in Bönen aufzumachen, so der Ratsherr.

„Wir hoffen, dass die Politik eine gute Entscheidung trifft“, wünschen sich indes Detlef Belter und seine Kollegen, dass die Kreistags- und Gemeinderatsmitglieder dennoch dem Antrag folgen. „Wir sind alle hoch motiviert, aber allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern können wir das nicht schaffen“, gibt Melissa Schuster an.

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