Die drei Frauen haben Kinder in der Kita Alter Bahnhof Lenningsen. „Wir kennen uns aber schon länger. Seitdem ist unser Kontakt wieder intensiver“, sagt Brand. „Religion ist in konfessionellen Kindergärten ja immer Thema“, blickt die 37-Jährige auf den Impuls, der sie aktiv werden ließ. Die Frage, die sich beide nämlich stellten: Wie kann ich das Thema Christsein den eigenen Kindern vermitteln?
Kindgerechte Formen habe es im Online-Angebot des Evangelischen Kirchenkreises Hamm nicht gegeben. Die Pfarrerflaute verhindert die Umsetzung eines eigenen, kindgerechten Gottesdienstes durch die Gemeindevorstände. Also war eben Eigeninitiative gefragt. „Ich glaube, Joachim Zierke schätzt unser Angebot, ist froh darüber, entlastet zu werden“, sagt Britta Schlieper und betont: „Er redet uns nicht rein. Er vertraut uns.“
Brand, die auch Religion in der Grundschule unterrichtet, hatte früher schon einmal, gemeinsam mit ihrer Schwester Anke und Pfarrerin Anette Storck, einen Kindergottesdienst betreut, erzählt sie. „Ich habe die kirchliche Lehrerlaubnis, die Vokation.“
Schlieper ist ebenfalls vorbelastet. Ihre Mutter Beate Lüblinghoff hatte, unterstützt von einem Helferkreis, 13 Jahre lang ein solches Angebot aufrechterhalten. „Da waren wir als Kinder schon dabei“, blickt die 33-Jährige, ebenfalls Grundschullehrerin, und Mutter von Mattis und Lasse zurück.
Pädagogische Expertise ist also vorhanden, Interesse an einer Umsetzung der Idee auch. „Petra hat in der Coronazeit zu Hause einen Gottesdienst nur für ihre Kinder Felix und Lotta gefeiert“, erzählt Schlieper eine Anekdote. Eine Anleitung, Materialien gibt es nicht. Die eigenen Ideen reichen bisher aus. Die Themen ergeben sich. In einer größeren Vorbereitungsrunde mit weiteren Müttern wird der Ablauf des kommenden Gottesdienstes jedes Mal durchgesprochen. „Wir sind übrigens offen für weitere Helfer – auch solche, die älter sind, keine eigenen Kindergartenkinder haben, aber brennen für eine solche Aufgabe.“
Dreimal fand der Gottesdienst jeweils am vierten Sonntag im Monat statt. Zum Auftakt Ende November ging der Esel nach Bethlehem, dem Geburtsort Christi. 15 Minuten dauert der reine Gottesdienst, der momentan wegen der kalten Winterkirche im Gemeindehaus zelebriert wird. „So lange reicht die Aufmerksamkeitsspanne in dem Alter“, erklärt Brand. Die Bilderbuchgeschichte und deren Vertiefung stehen im Mittelpunkt des Gottesdienstes, Gesang und Tanz gehören immer mit dazu. Angestimmt werden zudem jedes Mal die Lieder „Einfach Spitze, dass du da bist“ und „Gottes Liebe ist so wunderbar.“
Die Kinder sollten nach einem Abschlusslied auch immer etwas mit nach Hause nehmen können, ergänzt Schlieper – als Zeichen „Du bist nicht allein, du nimmst etwas mit.“ Zuletzt war dies ein buntes Glaslicht. Thema Ende Februar: Jesus heilt den Blinden Bartimäus. Mit den anderen Sinnen die Umwelt wahrzunehmen, war die Aufgabe der Zwei- bis Zehnjährigen.
„Im Moment ist die älteste Teilnehmerin im ersten Schuljahr“, sagt Schlieper. Die Kinder werden sicher älter und sind irgendwann raus. „Wir hoffen, dass Helfer nachwachsen.“
Pfarrer Zierke wird durch die Arbeit der Mütter zwar entlastet. Als Herr der Alten Kirche soll er aber demnächst mit eingebunden werden in den Kindergottesdienst – sobald es wärmer wird. Die Frauen planen eine „Kirchen-Rallye“. Die Kinder sollen dabei die Funktion des Pfarrers und der einzelnen Bereiche einer Kirche kennenlernen.
Schwierig wird die Aufgabe beim nächsten Gottesdienst am Sonntag, 26. März. Die Kinder haben den Religionsstifter gerade besser kennengelernt, aber Ostern steht vor der Tür. Jesus stirbt folglich. Aber auch das kindgerecht zu vermitteln, werden Schlieper, Brand und Istel-Pohle schaffen. Bastelideen für das symbolträchtige Kreuz sind schon vorhanden.
Über ein neues Projekt, das sie ebenfalls aus der eigenen Kindheit kennen, denken die Frauen schon nach. Es sei noch nicht spruchreif. „Aber vielleicht werden wir eine Kinderbibelwoche anbieten. In den Sommerferien, da haben wir als Lehrerinnen ja unterrichtsfreie Zeit“, erklärt Schlieper.