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„Es ist die Liebe zur Sprache“

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Von: Karl Löbbe

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VHS-Dozentin Sigrid Neuhaus-Goldmann möchten anderen Menschen das Plattdeutsche näher bringen.
Sigrid Neuhaus-Goldmann (rechts) gibt ihre „Muttersprache“ auch an Tochter Gesa weiter. © Löbbe Karl

Das Plattdeutsche zu bewahren hat sich Sigrid Neuhaus-Goldmann seit Langem auf ihre Fahnen geschrieben. Seit den 1980er bis in die späten 1990er Jahre gab sie Kurse an der Volkshochschule, gestaltete plattdeutsche Abende und Lesungen. Ein erneutes VHS-Angebot „Plattdeutsch für Anfänger und Liebhaber“ wurde wegen zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt. Mit WA-Mitarbeiter Karl Löbbe hat sie zum Internationalen Tag der Muttersprache an diesem Dienstag über ihre Sprach-Leidenschaft gesprochen.

Frau Neuhaus-Goldmann, sind Sie enttäuscht von der Absage?

Mir liegt am Herzen, diese Sprache zu erhalten, nicht nur im Gedächtnis oder in Büchern, sondern in der Praxis. In einigen Bundesländern steht sie sogar auf dem Lernplan von Schulen. Bei uns ist das nicht der Fall. Vielleicht war die Absage bei vier festen Teilnehmern etwas verfrüht. Es gibt oft direkte Anmeldungen am Abend. Außerdem hatte ich entsprechende telefonische Kontakte.

Wie war das früher bei Ihren Kursen?

Da kamen oft 20 bis 30 Interessierte, vor allem aus den Ortsteilen. In der überwiegenden Zahl ältere Personen, die zum Teil selber noch platt sprachen. Aber auch jüngere Leute stießen dazu.

Mit welcher Motivation besuchten sie Ihre Kurse?

Es ging um das gemeinsame Sprechen, sich mit anderen unterhalten können. Auch Neues zu lernen, eventuell spezielle Ausdrücke. Schreiben spielte auch eine Rolle. Das ich ja nicht so ganz leicht.

Wie kam es zur Unterbrechung?

Es waren private Dinge. Vor allem aber die zunehmende Unterrichts- und Verwaltungsarbeit in der Schule machten eine Kursfortsetzung unmöglich.

Warum wollen Sie das Programm jetzt wieder auflegen?

Ich möchte etwas zum Erhalt der plattdeutschen Sprachtradition beitragen. Ich könnte auch sagen, es ist die Liebe zur Sprache, die ich bereits als Kind erlernt habe.

Was sollen Ihre Kursteilnehmer mitnehmen?

Es wird unterschiedliche Ansätze erfordern. Es gibt diejenigen, die diese Mundart bereits beherrschen, neben denen, die Neues lernen wollen. Beides muss sinnvoll koordiniert werden. Grundlagenarbeit und Erweiterungspraxis sind hier die Stichworte. Jeder kann kommen, der Freude und Interesse am Plattdeutschen hat. Vielleicht geht es auch nur um bestimmte Ausdrücke oder Begrifflichkeiten. Was sagen Ihnen zum Beispiel „ke-ienhüchte“, „wandgört“, „molkentoimer“ oder - ganz speziell- „peppenräöpe“?

Zugegeben: gar nichts. Ich könnte Ihnen aber mit Eifeler Platt Rätsel aufgeben. Und wie soll das Erlernte umgesetzt werden?

Man kann Texte lesen, eigene schreiben. Unterhaltungen im kleinen Kreis sind denkbar mit Familie, Nachbarn, Bekannten, Stichwort „Plattdeutscher Kaffeeklatsch“.

Ist es nicht generell schwierig, sich mit dem Plattdeutschen zu beschäftigen in einer fast dialektfreien Umgebung?

Ich will einfach, dass die Sprache nicht untergeht. Dazu nutze ich meine persönlichen Kontakte und natürlich solche geplanten Kurse. Ich sehe mich damit durchaus in einer Tradition mit bekannten Bönenern wie Gertrud Schlachta, Karl Wimpelberg oder Wilhelm Pankauke. Dazu noch Maria Roppertz aus Hamm.

Zum kommenden VHS-Semester soll es einen zweiten Anlauf geben?

Das stimmt. Ich hoffe auf bessere Ergebnisse.

Übersetzung:

ke-ienhüchte - Löwenzahn,

wandgört - Maulwurf, molkentoimer - Mücke, (speziell) peppenräöpe - Büstenhalter

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