Unbekannte Substanz in einem Brief an Bönener Versicherungsbüro löst ABC-Alarm aus

Das waren wahrscheinlich die längsten Minuten ihres Lebens. Zwei Mitarbeiter des LVM-Versicherungsbüros Dirk Brunnert an der Bahnhofstraße in Bönen mussten am Mittwoch über eine Stunde in ihrem komplett abgeriegelten Büro ausharren und abwarten, bis endlich Entwarnung kam. Ein unbekannter Absender hatte einen Briefumschlag mit einer unbekannten Substanz geschickt. Dass das Pulver harmlos war, erfuhren sie erst um 14.55 Uhr.
Am Vormittag war mit der übrigen Post ein Briefumschlag ohne Absender in dem Bönener Versicherungsbüro eingegangen, der Kundenberater Felix Quester verdächtig vorkam. „Ich merkte, dass da ein Pulver im Umschlag war, die sich ähnlich wie Sand anfühlte“, erzählt er. Sein Chef Dirk Brunner habe nicht lange gefackelt, sondern den Umschlag zur Sicherheit in einen weiteren Umschlag gepackt und ist damit zur Polizeiwache nach Unna gefahren, um sicher zu gehen und den Brief prüfen zu lassen.

„Der Haupteingang der Wache wurde daraufhin zunächst für den Publikumsverkehr geschlossen“, so die Polizei in Unna. Dort war am Vormittag noch ein weiterer verdächtiger Brief, diesmal bei den Stadtwerken, eingegangen, ebenfalls mit einem verdächtigen Pulver. Beide Briefe untersuchten die Experten von der Analytischen Task Force (ATF) der Feuerwehr Dortmund. Immerhin bestand Gefahr, dass es sich um gefährliche Stoffe wie Anthrax handeln könnte.
Während in Unna die Spezialisten das möglicherweise gefährliche Pulver, das Unbekannte anonym verschickt hatten, untersuchten, wurde das Versicherungsbüro in Bönen komplett abgeriegelt. „Das war wirklich toll, wie schnell die Rettungskräfte tatsächlich vor Ort waren“, spricht Isabell Niewöhner ein großes Lob an die Einsatzkräfte aus. „Das ging alles blitzschnell. Erst waren wir noch ganz ruhig, aber als immer mehr Feuerwehr- und Polizeiwagen auftauchten und alles abgesperrt wurde rund um unser Büro, da wurde mir langsam mulmig.“

Spätestens als die Notärzte und Sanitäter immer wieder nach ihrem Befinden fragten und ob sie und ihr Kollege Veränderungen spüren, wurde sie doch unruhig. Was, wenn es sich nicht um ein harmloses Pulver handelt? „Da geht einem viel durch den Kopf in dem Moment“, schildert sie die bangen Momente, bis die Entwarnung kam.
Erst um 14.55 Uhr erhalten die Polizeibeamten vor Ort einen Anruf, von den Kollegen aus Unna. Sie können die Geschäftsstelle an der Bahnhofstraße 36 betreten und den beiden Mitarbeitern Entwarnung geben. „Nach Abschluss der Analyse der unbekannten Pulversubstanzen stellten sich diese als unbedenklich und nicht gesundheitsgefährdend heraus“, fasst die Polizei Unna am Ende zusammen.
Erleichterung bei Isabell Niewöhner und ihrem Kollegen Felix Quester. Diesen Tag werden sie so schnell nicht vergessen. „Wer macht so etwas“, fragt sich Isabell Niewöhner. Das sei kein dummer Streich, sondern eine gezielt geplante Aktion. In Bönen traf es eine Versicherungsagentur, in Unna die Stadtwerke. Ein Zusammenhang ist da zunächst nicht zu erkennen.
Das Anschlagsszenario, bei dem bei zwei Einsätzen zahlreiche Rettungskräfte aus dem ganzen Kreis in Alarm gesetzt wurden, wird jetzt die Kriminalpolizei weiter untersuchen. Es geht um den Verdacht der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.