In der Praxis hinkt die Gemeinde mit den Pflanzungen jedoch hinterher. Erneut mussten, so der Bericht im Planungsausschuss, 24 Bäume auf Gemeindegebiet bis Ende Februar entfernt werden, wie die jährlichen Baumuntersuchungen ergaben. Durch die Sturmschäden der vergangenen Tage dürften noch viele weitere Bäume auf die Liste kommen, die Opfer der Orkanböen wurden und nun ersetzt werden müssen.
Dem gegenüber stehen laut Verwaltung aktuell aber nur sieben Ersatzpflanzungen. Die Differenz zwischen Abholzung und Ersatzpflanzung kritisierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Lampersbach in der Ausschusssitzung: „Wenn Bürger einen Baum entfernen möchten, müssen sie eine Ersatzpflanzung machen oder eine Ausgleichszahlung leisten.“ Er schlug vor, im Haushalt vorhandene zweckgebundene Mittel aus den Ausgleichszahlungen für Baumpflanzungen auf geeigneten privaten Grundstücken zu verwenden.
Grundsätzlich eine gute Idee, findet Klaus Viertmann. „Aber wir haben schon bei der Aktion Klimabäume die Erfahrung gemacht, dass wir nicht viele Bönener begeistern konnten, mehr Bäume in ihre Gärten zu pflanzen, selbst wenn es sich um Obstbäume handelt und die Anschaffungskosten übernommen werden, denn Bäume wachsen, müssen gepflegt werden und verursachen nun mal Laub.“ Da wäre also noch Überzeugungsarbeit zu leisten.
So richtet Viertmann zunächst den Fokus auf öffentliche Flächen in der Gemeinde, obwohl die Verwaltung bisher argumentiert hatte, dass für Ersatzpflanzungen geeignete öffentliche Flächen fehlen. „Nach der Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers meldeten sich interessierte Bürger bei der bündnisgrünen Ratsfraktion, die mögliche Standorte für Ersatzpflanzungen vorgeschlagen haben“, so Viertmann.
Folgende Standorte schlagen Bönener Bürger für Ersatzpflanzungen im öffentlichen Raum vor:
- 2 Bäume an der Weetfelder Strasse
- 6 Bäume am Hohlweg
- 6 Bäume an Weetfelder Straße/Friedhof Westerbönen
- 2 Bäume auf der Rasenfläche des Westerböner Friedhofs
- 1 Baum auf einer Verkehrsinsel an der Weetfelder Straße
Zusätzlich sieht die Fraktion Bündnis90/Die Grünen Potential für weitere Pflanzungen:
- 15 Bäume auf den Wiesenbanketten zwischen Weg und Graben entlang des Hohlwegs
- weitere Bäume entlang des Herrenwegs im Bereich des Hexenbergs könnten abgängige Obstbäume ersetzen
Standorte für insgesamt 17 Bäume kämen so zusammen, bilanziert Viertmann. „Nachpflanzungen, die mit Bäumen erfolgen sollten, die sowohl klimaresistent als auch standortspezifisch ausgewählt werden.“ Oft sei es nämlich nicht ratsam, dieselbe Baumart an einer Stelle wieder anzupflanzen, die sich als ungeeignet erwiesen hat. Da müsse genau hingeschaut werden, welche Baumart an welchem Standort geeignet sei. Die Satzung sehe grundsätzlich eine adäquate Ersatzpflanzung vor, es müsse aber nicht eine Eiche gepflanzt werden, wo vorher eine Eiche stand.
„Weiteres Potenzial für eine Ersatzmaßnahme von rund 15 Bäumen sieht unsere Fraktion auf den Wiesenbanketten zwischen Weg und Graben entlang des Hohlwegs“, sagt Klaus Viertmann. „Außerdem könnten entlang des Herrenwegs im Bereich des Hexenbergs zwischenzeitlich abgängige Obstbäume ersetzt werden. In der Summe wären das über 30 mögliche Standorte für Ersatzpflanzungen und ein Anfang gemacht. Diese Vorschläge haben wir bereits der Gemeindeverwaltung übermittelt.“
Mittlerweile hat eine Begehung mit den Sachbearbeitern vom Naturschutz der Gemeindeverwaltung stattgefunden, um zu überprüfen, ob die Standorte tatsächlich alle geeignet sind für Ersatzpflanzungen und für welche Baumarten konkret. Demnach seien viele Standorte möglich, einige aber auch nicht, berichtet Klaus Viertmann. Die konkreten Ergebnisse aus der Begehung mit der Verwaltung würden zeitnah vorgestellt. „Ich finde es gut, dass die Gemeinde dies angeboten hat, damit es nicht wieder heißt, die Verwaltung hat das einfach so entschieden, drei Bäume gepflanzt und war fertig damit. Und wenn wir erst nur zehn von 17 Bäumen pflanzen können, dann wäre das doch zumindest mal ein ein Anfang.“
Viertmann würde sich wünschen, dass das künftig weitergeführt würde. „Ideal wäre ein digitales Baumkataster, in dem Bürger und Politik dann jederzeit einsehen können, wo sind noch Flächen verfügbar und wo sind bereits Pflanzungen erfolgt. Ein EDV-gestütztes Projektmanagement würde für die personell knapp besetzte Verwaltung zwar einmal Mehrarbeit bedeuten, aber langfristig auch ständige Anfragen ersparen und der Verwaltung Arbeitszeit einsparen.“