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Mehr Raum für Bäume: Bürger schlagen Orte für Ersatzpflanzungen vor

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Von: Kira Presch

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Feuerwehr Bönen zersägt Bäume wegen Sturmschaden
Nicht nur Krankheiten killen Bäume, auch die drei Sturmtiefs, die über Bönen hinwegzogen, haben zusätzlich Bäume umgerissen, die nun wieder ersetzt werden müssen. © Feuerwehr Bönen

Mehr Bäume braucht die Gemeinde – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass aktuell mehr Bäume entfernt werden als Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Wo Pflanzpotenzial im öffentlichen Raum besteht, dazu hatten Bürger konkrete Vorschläge geschickt, die in einer Ortsbegehung jetzt geprüft wurden.

Bönen – Nach der Diskussion im zuständigen Planungsausschuss greift Klaus Viertmann, stellvertretender Ausschussvorsitzender (Die Grünen), das Thema Ersatzpflanzungen erneut auf. Nachdem Bürger sich mit Standortempfehlungen für Ersatzpflanzungen in der Gemeinde gemeldet hatten, leitete er die Vorschläge an die Bönener Verwaltung weiter.  Mittlerweile fand eine Begehung mit der Verwaltung statt, die klären sollte, ob die Vorschläge umsetzbar sind.

Wenn ein Baum krank oder beschädigt ist, muss die Gemeinde den Baum entfernen, um ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Sie ist verpflichtet – schon für den Klimaschutz – zeitnah eine Ersatzpflanzung durchzuführen, oder, wo das nicht möglich ist, eine andere geeignete Fläche zu finden. Soweit die Theorie.

Verpflichtung zur Ersatzpflanzung

In der Praxis hinkt die Gemeinde mit den Pflanzungen jedoch hinterher. Erneut mussten, so der Bericht im Planungsausschuss, 24 Bäume auf Gemeindegebiet bis Ende Februar entfernt werden, wie die jährlichen Baumuntersuchungen ergaben. Durch die Sturmschäden der vergangenen Tage dürften noch viele weitere Bäume auf die Liste kommen, die Opfer der Orkanböen wurden und nun ersetzt werden müssen.

Bagger entfernt Baum in Garten
Für ein Bauvorhaben an der Fußgängerzone wurden gerade acht Bäume im Garten der Köhling-Immobilie entfernt, die ersetzt werden müssen. © Robert Szkudlarek

Dem gegenüber stehen laut Verwaltung aktuell aber nur sieben Ersatzpflanzungen. Die Differenz zwischen Abholzung und Ersatzpflanzung kritisierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Lampersbach in der Ausschusssitzung: „Wenn Bürger einen Baum entfernen möchten, müssen sie eine Ersatzpflanzung machen oder eine Ausgleichszahlung leisten.“ Er schlug vor, im Haushalt vorhandene zweckgebundene Mittel aus den Ausgleichszahlungen für Baumpflanzungen auf geeigneten privaten Grundstücken zu verwenden.

Leider wenig Resonanz bei der Aktion „Klimabäume“

Grundsätzlich eine gute Idee, findet Klaus Viertmann. „Aber wir haben schon bei der Aktion Klimabäume die Erfahrung gemacht, dass wir nicht viele Bönener begeistern konnten, mehr Bäume in ihre Gärten zu pflanzen, selbst wenn es sich um Obstbäume handelt und die Anschaffungskosten übernommen werden, denn Bäume wachsen, müssen gepflegt werden und verursachen nun mal Laub.“ Da wäre also noch Überzeugungsarbeit zu leisten.

So richtet Viertmann zunächst den Fokus auf öffentliche Flächen in der Gemeinde, obwohl die Verwaltung bisher argumentiert hatte, dass für Ersatzpflanzungen geeignete öffentliche Flächen fehlen. „Nach der Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers meldeten sich interessierte Bürger bei der bündnisgrünen Ratsfraktion, die mögliche Standorte für Ersatzpflanzungen vorgeschlagen haben“, so Viertmann.

Vorschläge für Baumersatzpflanzungen

Folgende Standorte schlagen Bönener Bürger für Ersatzpflanzungen im öffentlichen Raum vor:

- 2 Bäume an der Weetfelder Strasse

- 6 Bäume am Hohlweg

- 6 Bäume an Weetfelder Straße/Friedhof Westerbönen

- 2 Bäume auf der Rasenfläche des Westerböner Friedhofs

- 1 Baum auf einer Verkehrsinsel an der Weetfelder Straße

Zusätzlich sieht die Fraktion Bündnis90/Die Grünen Potential für weitere Pflanzungen:

- 15 Bäume auf den Wiesenbanketten zwischen Weg und Graben entlang des Hohlwegs

- weitere Bäume entlang des Herrenwegs im Bereich des Hexenbergs könnten abgängige Obstbäume ersetzen

Über 30 Standorte vorgeschlagen

Standorte für insgesamt 17 Bäume kämen so zusammen, bilanziert Viertmann. „Nachpflanzungen, die mit Bäumen erfolgen sollten, die sowohl klimaresistent als auch standortspezifisch ausgewählt werden.“ Oft sei es nämlich nicht ratsam, dieselbe Baumart an einer Stelle wieder anzupflanzen, die sich als ungeeignet erwiesen hat. Da müsse genau hingeschaut werden, welche Baumart an welchem Standort geeignet sei. Die Satzung sehe grundsätzlich eine adäquate Ersatzpflanzung vor, es müsse aber nicht eine Eiche gepflanzt werden, wo vorher eine Eiche stand.

Herrenweg Bönen
Nicht nur entlang des Herrenwegs sieht die bündnisgrüne Ratsfraktion noch Potenzial, um Bäume als Ersatzpflanzungen im öffentlichen Raum unterzubringen. © Robert Szkudlarek

„Weiteres Potenzial für eine Ersatzmaßnahme von rund 15 Bäumen sieht unsere Fraktion auf den Wiesenbanketten zwischen Weg und Graben entlang des Hohlwegs“, sagt Klaus Viertmann. „Außerdem könnten entlang des Herrenwegs im Bereich des Hexenbergs zwischenzeitlich abgängige Obstbäume ersetzt werden. In der Summe wären das über 30 mögliche Standorte für Ersatzpflanzungen und ein Anfang gemacht. Diese Vorschläge haben wir bereits der Gemeindeverwaltung übermittelt.“

Vorschläge werden jetzt ausgewertet

Mittlerweile hat eine Begehung mit den Sachbearbeitern vom Naturschutz der Gemeindeverwaltung stattgefunden, um zu überprüfen, ob die Standorte tatsächlich alle geeignet sind für Ersatzpflanzungen und für welche Baumarten konkret. Demnach seien viele Standorte möglich, einige aber auch nicht, berichtet Klaus Viertmann. Die konkreten Ergebnisse aus der Begehung mit der Verwaltung würden zeitnah vorgestellt. „Ich finde es gut, dass die Gemeinde dies angeboten hat, damit es nicht wieder heißt, die Verwaltung hat das einfach so entschieden, drei Bäume gepflanzt und war fertig damit. Und wenn wir erst nur zehn von 17 Bäumen pflanzen können, dann wäre das doch zumindest mal ein ein Anfang.“

Wunsch nach einem digitalen Baumkataster

Viertmann würde sich wünschen, dass das künftig weitergeführt würde. „Ideal wäre ein digitales Baumkataster, in dem Bürger und Politik dann jederzeit einsehen können, wo sind noch Flächen verfügbar und wo sind bereits Pflanzungen erfolgt. Ein EDV-gestütztes Projektmanagement würde für die personell knapp besetzte Verwaltung zwar einmal Mehrarbeit bedeuten, aber langfristig auch ständige Anfragen ersparen und der Verwaltung Arbeitszeit einsparen.“

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