„Wichtig ist, dass es weitergeht“, sagt die 67-Jährige, die seit fast zwei Jahrzehnten das Gesicht und die gute Seele der Tafel ist. Aus Altersgründen ziehe sie sich nun von der ehrenamtlichen Arbeit bei der Tafel zurück, die ihr eine Herzensangelegenheit sei – und die mit den Jahren immer umfangreicher wurde. „Aber man merkt auch, man wird älter und die Kräfte schwinden“, stellt sie fest. Sie möchte sich jetzt vor allem auf einen neuen Lebensabschnitt vorbereiten und Zeit nehmen für ihr „Projekt Oma“, das zum Jahresende beginnt.
Zuvor galt es allerdings, die Tafel Kreis Unna in fähige Hände zu übergeben. Der Tafel-Verein sei zu klein gewesen, um einen Nachfolger in den eigenen Reihen zu finden. Da habe es nahegelegen, die Bildungs- und Beschäftigungseinrichtung Werkstatt Unna anzusprechen und ins Boot zu holen, zumal die bereits seit 13 Jahren die Tafel in Schwerte betreut. Also kein unbekanntes Terrain. Man kennt und schätzt sich seit Jahren und arbeitet eng zusammen. Beste Voraussetzungen also für einen reibungslosen Übergang.
Als der Übernahme-Vorschlag an den Werkstatt-Chef Herbert Dörmann herangetragen wurde, da konnte und wollte er nicht Nein sagen, wie er betont. „Denn die Tafeln erfüllen eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe. Über 2000 Kunden betreut die Tafel mittlerweile im Kreis Unna, in Bönen allein 150 Menschen, die jede Woche für Lebensmittel anstehen – Tendenz steigend“, beobachtet Dörmann. „Der Krieg hat die Situation noch verschärft. Ukrainische Flüchtlinge kommen zur Tafel, aber auch immer mehr ältere Menschen, die die steigenden Lebensmittelpreise nicht mehr zahlen können.“
Um so wichtiger, dass die Ausgabestellen im Kreis erhalten bleiben, betont Dörmann. Allerdings wird sich die Organisationsform mit der Übernahme verändern: Die bisher ehrenamtlich als gemeinnütziger Verein geführte Tafel Kreis Unna soll dann in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt werden, mit der Werkstatt als Gesellschafter. Während Ulrike Trümper die Organisation bisher quasi allein und ehrenamtlich gestemmt hat, soll der wachsende logistische Aufwand künftig auf drei Schultern verteilt werden.
Der Leiter der Tafel und zwei weitere Mitarbeiter werden den Job hauptamtlich machen und sich künftig um Logistik und Verwaltung kümmern, damit die Tafel auf soliden Beinen steht. „Die Kosten übernehmen Kreis Unna, Jobcenter und die Sparkasse im Schulterschluss“, so Dörmann. Künftig will die Tafel nach Schwerte zunächst auch in der Zentrale Unna Frühstück und Mittagessen für die Tafelkunden anbieten. Ob sich das auch in Bönen umsetzen lässt, wird sich zeigen.
Das Tafelteam in Bönen besuchte Herbert Dörmann bereits und informierte über die geplanten Schritte. „Für die rund 120 ehrenamtlichen Helfer vor Ort in den zehn Ausgabestellen soll sich nichts ändern“, so Dörmann. „Ohne die wichtige Arbeit der Ehrenamtler ist das nicht zu schaffen.“
78 Einzelhandelsunternehmen werden regelmäßig angefahren, um abgelaufene Lebensmittel abzuholen. Sie werden in der Zentrale in Unna sortiert und für die einzelnen Ausgaben zusammengestellt und dann an den jeweiligen Ausgabetagen angeliefert.