Kaum etwas läuft heute noch ohne Strom. Egal, ob es die Heizung ist oder die Wasserpumpe im Wasserwerk, Licht oder Telefon. Ohne Strom steht die Welt still, denn es läuft weder der Herd noch der Computer oder ein Zug. Bei der medizinischen Versorgung wird es dann schnell gefährlich ohne zuverlässige Energieversorgung aus der Steckdose.
„Unser Ziel ist Prävention“, sagt Matthias Pelz, „vor der Lage sein und einen Schritt vorausdenken.“ Der Initiator des DRK-Projekts stieß auf einem Seminar in Münster auf das Thema. „Wir hatten den Krisenstab besichtigt, als die Frage kam, wie wir in Bönen eigentlich auf einen großflächigen Stromausfall vorbereitet sind. Wir erfuhren, dass es Studien gibt, die mittlerweile davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein Blackout trifft, durchaus groß ist.“ Das machte den Intensivpfleger, der sich ehrenamtlich in seiner Freizeit im DRK-Sanitätsdienst engagiert und Leben rettet, ziemlich nachdenklich.
Dabei sei der Anstoß gar nicht der Ukraine-Krieg, sagt er. Aber die Bilder von zerstörter Infrastruktur in den Kriegsgebieten und die Tatsache, dass die Menschen ohne Strom, Gas oder Wasser sehr schnell hilflos sind, macht den Sinn des Projekts „Blackout Bönen“ eher nachvollziehbar, hofft er. Stromausfall in großem Umfang? Das kann sich kaum jemand vorstellen. Aber längst könnten sich auch die Menschen in Deutschland nicht mehr in Sicherheit wiegen, dass hier ein Blackout nicht passieren kann. „Das zeigen die immer häufiger auftretenden Starkwetterereignisse, die uns ganz schnell an unsere Grenzen gebracht haben.“
Dabei will der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes Bönen in Sachen Prävention gar keinen Alleingang machen. „Eigentlich ist das Sache der Gemeinde, einen Notfallplan in der Schublade zu haben“, sagt Pelz. Er habe die Verwaltung auch schon angeschrieben und angefragt, ob ein solcher Plan existiert, aber noch keine Antwort erhalten. Ebenso sei es mit der Bönener Feuerwehr.
„Im Katastrophenfall arbeiten wir zusammen mit den Kameraden von der Feuerwehr, aber auch mit dem Technischen Hilfswerk, da sind wir alle in einem Boot, denn eine solche Ausnahmesituation bekommt man nur gemeinsam unter Kontrolle.“ Dann müsse allerdings ein Notfallplan existieren, den man gemeinsam abarbeiten kann. „Wenn man dann erst überlegen muss, was zu tun ist und wer welche Aufgaben übernimmt, dann ist es zu spät“, betont Matthias Pelz.
Deshalb erarbeiten Matthias Pelz und Thomas Beckert nun ein Szenario, in dem die gesamte Gemeinde eine Woche lang von Stromausfall betroffen ist, um zu überprüfen, wie die Ressourcen vor Ort sind. „Wir bilden fünf Fachbereiche – Führung und Kommunikation, Betreuungsdienst, Sanitäts- und Rettungsdienst, Sicherheit und Logistik. Dann überprüfen wir, wie wir aufgestellt sind. Wie können wir Strom erzeugen, bekommen wir Betriebsstoffe, um beweglich zu sein, wie kommunizieren wir, um die Einsätze zu koordinieren?“ Da es sich um eine sehr umfangreiche Aufgabe handelt, könnte auch die Gemeinde die Projektleitung übernehmen.
Die Hilfsorganisationen sind die eine Seite, die Bevölkerung die andere. Je besser der Einzelne auf den Ernstfall vorbereitet sei, umso besser lasse sich so eine Ausnahmesituation meistern. Geplant sei deshalb, im September oder Oktober an die Öffentlichkeit zu gehen und die Bönener über das Thema zu informieren. „Wichtig ist, dass jeder weiß, wie er sich auf den Notfall vorbereitet. Das wollen wir mit einem Stand auf dem Markt umsetzen und einer Black-Box, die das DRK Westfalen Lippe entwickelt hat, denn der Ortsverein Bönen ist nicht der einzige, der dieses Thema anpackt.“