Konkurrenz in den eigenen Reihen musste der 33-Jährige nicht fürchten. Die Vorsitzenden der örtlichen Verbände hatten im Vorfeld die Weichen gestellt. Die angestammte Bewerberin im hiesigen Wahlkreis Unna III - Hamm II, Ministerin Ina Scharrenbach aus Kamen, ist den Parteifreunden in Werne, Lünen und Selm zur Nominierung angetragen. Das ist auch ein traditionell roter Wahlkreis, indem zuletzt der vormalige Arbeitsminister im rot-grünen Kabinett von Hannelore Kraft, Rainer Schmeltzer (SPD) aus Lünen, das Rennen gegen Pufke als CDU-Herausforderer gemacht hat.
Goetz tritt nun gleichfalls im Stammland der Genossen hier gegen einen noch nicht benannten Hauptkonkurrenten an. Als „Kandidat mit eigenem Kopf, Rückgrat und dem Hang zum klaren Wort“, wie sich der verheiratete Vater einer kleinen Tochter der Versammlung im Bönener Zechenturm empfahl.
Solange die Bundestagswahl nicht entschieden ist, will sich der SPD-Unterbezirk auf diese Aufgabe konzentrieren und erst danach das Personaltableau für die Landtagswahl in den Blick nehmen. So hat es der UB-Vorstand nach Auskunft der Partei beschlossen, zugleich aber die Termine schon fix gemacht. Am 10. November soll die Delegiertenkonferenz in der Stadthalle Kamen entscheiden, wer nach dem unrühmlichen Abgang des Abgeordneten Rüdiger Weiß im Wahlkreis für Bönen, Bergkamen, Kamen und Hamm-Herringen für die Genossen antritt.
Dabei betonte er sein Politikverständnis als ganzheitlich, transparent und den Puls der Bürgerschaft fühlend. Diese Nähe unterscheide ihn vom neulich zurückgetretenen SPD-Abgeordneten Rüdiger Weiß. Dass der mit den Insignien des Mandats versucht hatte, in einer privaten Auseinandersetzung um einen geplatzten Italienurlaub Druck auszuüben, zeige eine überhebliche Distanz zur Realität der Bürger.
Der Applaus dafür versteht sich von selbst. Aber auch mit seinem „Wahlprogramm“ traf der Wahl-Bönener aus Bockum-Hövel den Nerv der Parteifreunde. Als Dienststellenleiter der Arbeitsagentur Lünen ist Goetz auf diesem Feld beschlagen. Den Strukturwandel will er im Rahmen des Fünf-Standorte-Programms forcieren, wie es dort Leitlinie ist: „Mit Forschung, Innovation und Technologie-Transfer könne wir neue qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.“
Als Parlamentsmitglied möchte der Kandidat die betriebliche Ausbildung forcieren, indem Stellensuchende und Arbeitgeber noch zielgerichteter zusammengeführt werden, „weil das eine wichtige Säule der sozialen Marktwirtschaft ist.“ Den Bürokratieabbau will Goetz aus Sicht des Praktikers in einer – bekanntermaßen recht bürokratischen – Behörde forcieren, die Digitalisierung ebenso. „Corona hat gezeigt, dass es geht.“ In seinem Tätigkeitsbereich seien etliche Vorschriften gefallen, Antragsverfahren online beschleunigt worden. „Warum sollen wir damit aufhören?“
Nun, wenn es nach der CDU geht, kann Torsten Goetz getrost so weiter machen. Aber dafür braucht er noch das klare Signal der Wählerschaft im Frühjahr, das sind gut 97 000 statt 37.