In ihre Zukunftsplanung würde ein solcher Dienst auch hineinpassen, da sie sowieso ab dem 1. September in einer Behindertenwerkstadt ihren Bundesfreiwilligendienst beginnt. Danach möchte die Bönenerin Sonderpädagogik studieren. „Eigentlich möchte ich erst etwas anderes machen, als zu studieren. Dann kam die Idee mit dem Bundesfreiwilligendienst auf. Ich freue mich total darauf, auch mal etwas anderes zu sehen.“ Sie erhofft sich dadurch, offener gegenüber anderen zu werden und Erfahrung in dem Berufsfeld zu sammeln.
Außerdem glaubt sie, dass durch den Pflichtdienst Pflegekräfte etwas entlastet werden könnten, da ihnen einfache Aufgaben abgenommen werden könnten. „Man kann sicherlich immer wieder neue Personen dazugewinnen, die sich für eine Ausbildung in der Pflege oder für ein Studium im sozialen Bereich entscheiden würden.“
Auch ihr Freund Max Kalina findet die Idee einer sozialen Pflichtzeit grundsätzlich gut. Ihn hätte es nicht gestört, wenn er den Dienst nach dem Abitur hätte absolvieren müssen.
Als Zeitverlust hätte er das Ganze nicht wahrgenommen: „Wenn alle den Dienst absolvieren würden, wäre es egal gewesen, ob ich jetzt dieses eine Jahr dafür aufbringe, weil sowieso alle meine Kollegen dann ein Jahr verspätet eine Ausbildung oder ihr Studium beginnen würden.“ Der 19-Jährige hätte sogar davon profitiert: „Ich hatte drei Wartesemester für mein Medizinstudium. Das hätte mir dann auch sehr gut gepasst, weil ich in dieser Zeit, zum Beispiel im Krankenhaus, hätte Erfahrung sammeln können.“
Kalina kann sich vorstellen, dass junge Menschen noch andere Dinge durch die Pflichtzeit lernen: „Alleine schon, wie hart es sein kann, acht Stunden zu arbeiten. Man ist das als Schüler nicht gewohnt, mehrere Stunden durchzuarbeiten, dann eine kleine Pause zu haben und dann wieder weiterzuarbeiten. Gerade bei körperlich fordernden Berufen kann das sehr anstrengend sein. Das ist für junge Menschen gut, weil sie da auch lernen, dass Geld nicht so leicht verdient ist, wie man es suggeriert bekommt.“
Jonathan Röhr macht im kommenden Jahr sein Abitur. Auch er findet die Idee gut. „Für den Staat wäre es sinnvoll, weil man dadurch viele neue Arbeitskräfte hat.“ Der 17-Jährige betont aber auch: „Für mich persönlich finde ich es nicht so passend, weil es nicht in meine berufliche Planung passt. Außerdem gibt es bereits mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr eine gute Alternative.“ Daher fände er es besser, wenn jungen Menschen weiterhin die Wahl gelassen wird, ob sie eine bestimmte Zeit in einem sozialen Beruf eintauchen möchten.