Ursula Apel verabschiedet sich von der Goetheschule

BÖNEN - Ihre Schubladen hat Ursula Apel bereits in den Weihnachtsferien ausgeräumt, persönliche Gegenstände mit nach Hause genommen. „Wenn ich gehe, dann brauche ich erstmal Abstand.“ Ganz leicht fällt der Schulleiterin der Abschied von der Goetheschule nämlich nicht.
Immerhin arbeitet sie genau 42 Jahre an der Bönener Grundschule, seit dem 1. Februar 1971. „Eigentlich bin ich ja immer zur Schule gegangen, meine eigene Schulzeit mit eingerechnet. Und 59 Jahre sind wohl genug.“ Unter diesem Motto feiert Ursula Apel am Donnerstag, am Tag vor ihrem 65. Geburtstag, noch einmal mit ihren Kollegen, mit Eltern, Ehemaligen und vor allem mit den Schülern. „Wichtigste Voraussetzung für den Lehrerberuf ist es, Kinder zu mögen“, bringt sie ihre Prämisse auf den Punkt. Die Freude an der Arbeit mit den Schülern war sicher ausschlaggebend dafür, warum sie sich 1964 an der Pädagogischen Hochschule in Dortmund einschrieb. „Ich würde es immer wieder tun. Von meinem ersten Schultag an wollte ich Lehrerin werden“, erzählt Ursula Apel.
Grund dafür war Lehrer Böse an der Jahnschule in Kamen-Methler, den die damals Sechsjährige „einfach toll fand“. So folgte nach dem Abitur das Pädagogikstudium, anschließend das Referendariat in Herne. Mit dem zweiten Staatsexamen in der Tasche trat die frisch verheiratete Ursula Apel an der Goetheschule ihre erste Stelle an. 1983 wurde sie Konrektorin, seit 1987 leitet sie die Grundschule.
„In Bönen ist alles anders“, erfuhr die junge Lehrerin seinerzeit. „Und das stimmt: Die Gemeinde ist klein, jeder kennt jeden. So weiß man stets, an wen man sich wenden muss. Es ist alles überschaubar“, sagt Ursula Apel. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum sie es so lange Bönen „ausgehalten“ hat.
Ein anderer seien die Kollegen. „Ich habe immer sehr gerne mit dem Kollegium zusammengearbeitet. Es war stets ein Miteinander, ein Füreinander – für die Kinder“, sagt Ursula Apel. In all den Jahren an der Bönener Grundschule hat sie aber auch die Kooperation mit anderen Einrichtungen, etwa mit der Volkshochschule oder dem Treffpunkt Go in geschätzt.
Ganz besonders wichtig war ihr der Kontakt zu den Eltern. Viele von ihnen hat die Schulleiterin bereits selbst als Kinder unterrichtet. „Als die erste Mutter mir erzählte, dass sie schon bei mir Unterricht hatte, da war das ein komisches Gefühl. Aber auch ein schönes“, erzählt die Grundschullehrerin. „Es ist toll zu erfahren, was aus meinen früheren Schülern geworden ist.“ Umso mehr hat Ursula Apel die zahlreichen Schulfeste genossen, Veranstaltungen bei denen alle – Eltern, Schüler und Lehrer – an einem Strang ziehen und so zum Gelingen beitragen.
Auf solche Gelegenheiten miteinander zusammen zu wachsen hat die 64-Jährige stets großen Wert gelegt, ebenso wie auf kulturelle Traditionen. „Das Poetische Puppentheater Bielefeld besucht uns jedes Jahr, außerdem fahren alle Kinder und Lehrer in jedem Jahr zur Waldbühne nach Heessen“, zählt sie auf. Den Kindern zu vermitteln, wie sie sich in einem Theater benehmen müssen, „dass nicht gegessen oder aufgestanden wird“ etwa, seien bedeutende Werte, die es zu vermitteln gelte.
Tatsächlich habe sich das Verhalten der Mädchen und Jungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gewandelt. „Die Kinder sind unruhiger geworden, sie können nicht mehr so lange zuhören. Darauf müssen wir Lehrer uns einstellen.“
Nicht alle Entwicklungen seien jedoch schlecht, findet Ursula Apel, zumal sich zwar die Unterrichtsmethoden, nicht aber die Inhalte geändert hätten. „Früher war es undenkbar einen Lehrer anzusprechen. Heute ist es für die Schüler selbstverständlich, zu ihm zu gehen, wenn sie etwas auf dem Herzen haben. Das ist sehr positiv.“
In Bönen hat sich in den vergangenen mehr als vier Jahrzehnten seit ihrem Dienstantritt ebenfalls viel getan. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich immer auf die Koksberge zugefahren bin, wie wir uns dann die Sprengung der Zechentürme angesehen haben und wie die Fußgängerzone gebaut wurde.
Auch „ihre“ Schule erlebte gravierende Veränderungen. Als „letzten Höhepunkt“sieht Ursula Apel für sich den Umzug der Grundschule in das neue Gebäude an der Wolfgang-Fräger-Straße. Es hat einige Jahre gedauert, bis aus ersten Plänen der eindrucksvolle, moderne Komplex hervorgegangen ist. An den Planungen waren Ursula Apel und ihre Kollegen beteiligt, ihre Wünsche wurden berücksichtigt. Bis zum Umzug im August 2008 gab es reichlich Arbeit für die Rektorin und ihre Kollegen. „Aber wir haben das gerne gemacht, weil wir uns darauf gefreut haben.“
In den 42 Jahren hat Ursula Apel die Arbeit an der Grundschule geprägt. Vermissen werden sie viele. Und so ganz der Einrichtung den Rücken kehren will sie natürlich nicht. „Ich werde weiterhin Mitglied im Förderverein sein und ganz bestimmt Schulveranstaltungen besuchen.“
Ansonsten hat sich Ursula Apel für ihren Ruhestand bewusst noch nicht viel vorgenommen – abgesehen von Urlaub außerhalb der Schulferien. Widmen will sie sich ihrer Familie, insbesondere den drei Enkelkindern. - fla