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Gebäude tauschen, weil Kapazitäten der Schulen künftig nicht ausreichen

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Von: Kira Presch

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Hellwegschule Bönen aussen
Der Schulentwicklungsplan schlägt vor, dass Hellwegschule Foto) und Pestalozzischule die Gebäude tauschen, um Raum für die Grundschule zu gewinnen. © Henrik Wiemer/Digitalbild

Die gute Nachricht: Bönen ist gefragt als Wohnort und wird sich in den kommenden Jahren spürbar verjüngen. Die schlechte Nachricht: Dafür müssen die Schulen der Gemeinde erst noch ertüchtigt, ihre Kapazitäten erweitert werden. Notfalls mit einem Tausch der Schulgebäude. Das geht aus dem Schulentwicklungsplan hervor.

Bönen – Das ist – sehr kurz auf den Punkt gebracht – die Quintessenz, zu der der 178-seitige Schulentwicklungsplan kommt, den David Rupp von der mit der Aufstellung beauftragten Agentur Projektgruppe Bildung & Region (Biregio) aus Bonn im jüngsten Schulausschuss vorstellte.

Grundlage aller Berechnungen sind die demografischen Hochrechnungen für die Gemeinde in den kommenden Jahren. Zum einen sei davon auszugehen, dass Wohnraum frei wird von Senioren, die jetzt bereits über 80 sind. Ein weiterer wichtiger Faktor seien die aktuellen Elternjahrgänge, die bereits Kinder haben oder noch Kinder bekommen, hier sei mit starken Zuwächsen zu rechnen – nicht zuletzt im Hinblick auf die in der Gemeinde geplanten Neubaugebiete, die Familien anlocken werden.

Gemeinde wird jünger

„Die Verjüngung, auf die viele Regionen noch warten, hat in Bönen schon eingesetzt und wird sich fortsetzen“, so David Rupp. „Die Kinder, die schon geboren sind oder noch zu erwarten sind, drängen in den kommenden Jahren in die Schulen.“ Vorläufiger Spitzenjahrgang bei den Geburten war das Jahr 2019. Um dem steigenden Bedarf an Schulplätzen zu begegnen, müsse frühzeitig geplant werden.

Daraus ergeben sich folgende Prognosen für die Bönener Schulen: Die beiden Grundschulen betreuen aktuell 690 Kinder. Rupp geht hier von einer spürbaren Steigerung und einem konstanten Wachstum der Schülerzahlen in den kommenden Jahren aus, das sich oberhalb von 800 stabilisieren werde. „Bei den weiterführenden Schulen muss man das etwas differenzierter sehen, denn Eltern und Kinder sind mobiler und können den Schultyp wählen“, so Rupp. „Allerdings entscheiden sich die Eltern in der Regel für einen nahen Standort.“

Defizite bei den Schulen festgestellt

Die Pestalozzihauptschule wird sich – so die Prognosen – nach einem leichten Rückgang der Schülerzahl wieder auf dem gewohnten Niveau einpendeln. Die Realschule hat den höchsten Zulauf. Die Zahlen werden nach Rupps Einschätzung auf einem hohen Niveau stabil bleiben. „Das Gymnasium könnte weiter zulegen und mehr Klassen bilden, wenn es den nötigen Raum hätte“, so die Einschätzung von David Rupp. „Bönen hat einen hohen Anteil an auswärtigen Schülern. Das wird nicht so bleiben können, weil künftig sehr viel mehr eigene Kinder vor Ort versorgt werden müssen. Das bedeutet, dass mehr auswärtige Kinder abgelehnt werden müssen.“

Schild Pestalozzischule Bönen
Die Pestalozzischule ist für ihre Schülerzahl überdimensioniert. © Robert Szkudlarek

Berücksichtigt man den Anspruch auf Ganztagsbetreuung – ab 2026 beschlossen für Grundschulen –, dann ist das Raumangebot in den meisten Bönener Schulen künftig unzureichend, wie Rupp nach Begehung mit den Schulleitungen feststellte. Denn neben Klassen- und Fachräumen werden Aufenthalts- und Speiseräume etwa für die Offene Ganztagsschule (OGS) gebraucht. Rupp geht von 1,5 Räumen pro Klasse aus. Die Bilanz nach dem von der Agentur Biregio vorgeschlagenen Raumkonzept fällt negativ aus in fast allen Schulen – sowohl, was die Raumanzahl betritt als auch die Fläche, die pro Schüler zur Verfügung steht.

Raum gewinnen durch Tausch

Vor allem die Realschule leidet demnach unter einem spürbaren Defizit. Zudem ist sie die einzige Schule, die ein echter Sanierungsfall ist, sodass einzelne Räume nicht nutzbar sind. Das Gymnasium nebenan sei in einem grundsätzlich passenden Gebäude untergebracht, das sogar ein leichtes Raumplus aufweist, flächenmäßig aber ein Defizit hat. Für ein Ganztagsangebot schlägt David Rupp hier künftig eine gemeinsame Mensa- und Ganztagsbetreuung auf dem Campus vor.

Einzig die Hauptschule im ehemaligen Rathausgebäude an der Woortstraße ist für ihre Schülerzahlen eigentlich überdimensioniert. Für eine spürbare Verbesserung der Situation insgesamt schlägt die Agentur „als großen Wurf“ einen Tausch der Schulgebäude von Hellweggrundschule und Pestalozzihauptschule vor. Voraussetzung wäre allerdings eine Sanierung und die Schaffung von Fachräumen in der Grundschule.

Erste Reaktionen der Schulleiter

Im nächsten Schulausschuss soll über den Schulentwicklungsplan und seine Umsetzung eingehend beraten werden. Dennoch gab es nach der Präsentation erste Reaktionen der Schulleiter.

Antje Anbring, Leiterin der Hellwegschule, machte deutlich, dass die Zahlen ab 2027 von einer Fünfzügigkeit der Grundschulen sprechen, aber schon jetzt 25 Schüler mehr als geplant für das kommende Schuljahr angemeldet wurden. „Ein Gebäudetausch ist schwierig, da müssen Vor- und Nachteile genau abgewogen werden. Wir haben uns die Räume der Hauptschule schon einmal angeschaut. Es gibt auf den ersten Blick mehr Platz, aber die Rahmenbedingungen sind anders. Es fehlt das Außengelände, die Verkehrssituation ist anders. Zudem ist die Mensa viel zu klein. Da müsste viel umgebaut werden.“ Der von einem möglichen Tausch betroffene Hauptschulleiter Ralf Würzhofer war nicht anwesend.

Pausenhof Humboldt Realschule Bönen
Sorgenkind der Gemeinde ist die Realschule, weil sie großen Sanierungsbedarf hat. © Volkmer

Annegret Berg, Leiterin der Goetheschule: „Uns fehlen zusätzliche Räume, wenn wir künftig sogar fünfzügig sein werden. Für die OGS fehlen Räume, wenn wir davon ausgehen, dass statt der aktuell 125 Kinder dann 300 teilnehmen. Die Kapazitäten sind weitgehend ausgeschöpft.“

Guido Bläsing, stellvertretender Realschulleiter: „Wir betreuen die meisten Schüler in der Sekundarstufe 1, tragen den größten Anteil der Inklusion und müssen unter den katastrophalsten Bedingungen arbeiten. Ich hoffe, dass der Schulentwicklungsplan unsere Position stärkt. Wir sehen, dass überall Investitionsbedarf besteht, ich frage mich, wie das alles in angemessener Zeit erledigt werden soll.“ Er appellierte an die Gemeinde als Schulträger, alle Energie zu mobilisieren und endlich loszulegen.

Bianca Giese, kommissarische Leiterin des MCG, bedauerte, dass künftig weniger auswärtige Schüler aufgenommen werden können.

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