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Schulbegleithund unterstützt an der Humboldt-Realschule das Lernen

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Von: Sabine Pinger

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Smörre arbeitet als Schulbegleithund an der Humboldt-Realschule in Bönen
Der zwölfjährige Dawid Rumpel und Smörre lernen an der Humboldt-Realschule mit und voneinander. © Pinger Sabine

Smörre macht gute Laune. Das stellt Dawid Rumpel jedes Mal fest, wenn er Zeit mit dem gutmütigen Labrador verbringen darf. „Ich bin in der Schule fast immer wütend“, spricht der Zwölfjährige offen über sein Problem. „Der Hund beruhigt mich, und ich bin dann nicht mehr so wütend.“ Das ist tatsächlich Smörres Aufgabe: Als Schulhund soll er den Kindern und Jugendlichen helfen, ausgeglichener zu werden, motivierter beim Lernen und rücksichtsvoller. Vor knapp einem Jahr hat der Vierbeiner diesen „Job“ an der Humboldt-Realschule übernommen.

Bönen - Rüde selbst noch ein Schüler. Zurzeit besucht der vierbeinige „Teenie“ die Hundeschule, und im Mai startet seine Ausbildung zum Schulassistenzhund. „Frauchen“ Jana Novak hat damit bereits begonnen. „Das erste Modul war ohne Hund, im zweiten werden wir als Team ausgebildet“, erzählt die Sonderpädagogin. Insgesamt vier Teile mit Theorie und Praxis umfasst die Ausbildung, die die Zwei nach Feierabend und an den Wochenenden durchlaufen. Sie dauert circa eineinhalb Jahre. Danach hat Smörre das Zertifikat, dass ihn für den Schuldienst auszeichnet.

Für seine Besitzerin geht damit ein Wunsch in Erfüllung. Sie hat sich für ihre Arbeit seit Langem einen Assistenzhund gewünscht. In zahlreichen Studien wurde die positive Wirkung der tiergestützten Pädagogik immerhin belegt. Als Smörre im vergangenen Jahr aus der elterlichen Zucht zu ihr kam, konnte sie diesen Wunsch nach einiger Überzeugungsarbeit umsetzten. „Natürlich haben wir vorher geklärt, ob es Schüler mit Allergien oder Ängsten gibt“, erzählt sie. Damit sich Hund, Kinder und Kollegen allmählich aneinander gewöhnen, betritt Smörre die Schule bisher nur durch den Hintereingang und hält sich in einem einzigen Trakt auf.

Jeden Mittwoch im Dienst

Im „Dienst“ ist der Rüde seit dem Welpenalter. Einmal pro Woche, mittwochs, begleitet er Jana Novak ins Lernbüro der Bönener Realschule. Dort bekommen Schüler mit besonderen Förderbedarf in kleinen Gruppen zusätzliche Unterstützung von der Lehrerin für Sonderpädagogik. Dawid Rumpel ist einer von ihnen, ebenso Leon Sprenger und Fatima Zeineddin. Die Drei haben Glück: Ihre Lernbürozeit fällt auf den Mittwoch, den „Smörre-Tag“.

Während die beiden Jungen allerdings längst dick befreundet sind mit dem schwarzen Labrador, kämpft Fatima Zeineddin noch gegen ihre Hemmungen. „Ich habe vor allen Tieren Angst“, verrät die 15-Jährige. „Auf der anderen Seite findet sie Smörre aber total süß“, weiß Jana Novak aus Gesprächen. Sie hat mit Hund und Schülerin deshalb Einzelstunden anberaumt, damit die beiden sich näher kommen. Und wirklich: Mittlerweile traut das Mädchen sich, dem fröhlichen Vierbeiner von Weitem Leckerli zuzuwerfen, und ganz vorsichtig gestreichelt hat sie ihn ebenfalls. „Wir arbeiten an ihren Ängsten“, erklärt die Pädagogin. Für die Jugendliche sei das sehr wichtig.

Sonderpädagogin Jana Novak will ihre Schülern mit Smörres Hilfe noch besser unterstützen.
Lehrerin Jana Novak und Smörre absolvieren gemeinsam die Schulassistenzhunde-Ausbildung © Pinger Sabine

Aber auch Smörre muss viel lernen. „Anfangs ist er jaulend zur Tür gerannt, wenn ich den Raum verlassen habe“, erzählt seine Halterin. Jetzt liegt er meistens brav in seinem Körbchen und lässt die Kinder arbeiten. Er freut sich offenbar auf seinen Einsatz, läuft schwanzwedelnd in die Schule und in sein „Arbeitszimmer“. Aufdringlich wird er nie. „Manchmal, wenn ich Streit habe, fühlt er aber, dass es mir schlecht geht. Dann kommt er an. Er bringt uns die Ruhe“, beschreibt Dawid Rumpel. Er und seine Mitschüler nehmen Rücksicht auf den tierischen Freund – und damit auf die Gruppe. „Niemand ist laut, alle achten aufeinander und übernehmen Verantwortung“, freut sich die Sonderpädagogin über den „Smörre-Effekt“. „Wir lernen alle zusammen – der Hund, die Kinder und ich.“

Zum Ausgleich dürfen die Schüler in den Lernpausen mit dem Hund spielen, Kommandos üben oder ihn im Schulgarten ausführen. „Er ist damit ein positiver Verstärker“, so Jana Novak. Gewünschtes Verhalten wird mit Smörre-Zeit belohnt.

Lebendiges Anschauungsobjekt

Gerne würde die Pädagogin das auch den anderen Realschülern gönnen. „Ich möchte im nächsten Jahr eine Schulhund-AG anbieten“, berichtet die Hammerin. Darin könnten die Teilnehmer mit Smörre trainieren, ihm Tricks beibringen und nebenbei Wissen über Hunde und deren Haltung vermittelt bekommen. Im Biologieunterricht stand der Rüde als lebendiges Anschauungsobjekt auch schon ein paar Mal zur Verfügung.

Damit er die notwendige Geduld aufbringt, wird der Jagdhund in seiner Freizeit ordentlich „ausgepowert“. Mit langen Spaziergängen und speziellen Trainings wie Mantrailing sorgt seine Familie dafür, dass er körperlich und geistig ausgelastet ist. Umso entspannter ist das Tier in der Schule. Demnächst darf Smörre an einem zweiten Wochentag nach Bönen kommen, in ein paar Monaten vielleicht sogar jeden Tag.

Ein gutes Gefühl für die Schüler

Bislang arbeitet der Labrador fast ausschließlich im Lernbüro, dort, wo Jana Novak überwiegend tätig ist. „Es wäre schön, wenn er stundenweise in andere Klassen mitgehen könnte“, hofft die Lehrerin auf mehr Einsatzmöglichkeiten. Jede Klasse hat etwa eine Sozialstunde pro Woche. Darin ließe sich mit dem Schulhund das soziale Miteinander prima üben.

Leon Sprenger würde sich jedenfalls freuen, seinen „Schulfreund“ häufiger zu sehen. Der Zwölfjährige ist stolz darauf, dass Smörre so gut auf seine Kommandos hört. Gerne er bereit, „Dienste“ zu übernehmen, zum Beispiel eine Gassirunde in der Pause. „Wenn ich erwachsen bin, dann kaufe ich mir auch einen Hund“, kündigt der Realschüler an. Wie er damit umzugehen hat, weiß er ja inzwischen. Das hat ihm Smörre beigebracht. „Er gibt den Kindern ein gutes Gefühl, stärkt ihr Selbstbewusstsein“, stellt Jana Novak zufrieden fest. Das können die meisten ihrer Schützlinge besonders gut gebrauchen.

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