1. wa.de
  2. Lokales
  3. Bönen

Rat stimmt mehrheitlich Erweiterung des geplanten Baugebiets „Auf der Kiße“ zu

Erstellt:

Von: Kira Presch

Kommentare

Zuschauer in der Ratssitzung in der Aula
Zahlreiche Bönener Bürger waren am Donnerstagabend in die Ratssitzung in der MCG-Aula gekommen, weil sie die Diskussion zum geplanten Baugebiet „Auf der Kiße“ verfolgen wollten. © Presch, Kira

Ist es ökologisch wertvoll oder kann das weg? Die Rede ist von dem kleinen Waldstück, das sich auf der Zechenbrache entwickelt hat. Das ist die Gretchenfrage, die in der aktuellen Diskussion um die Erweiterung des geplanten Neubaugebiets „Auf der Kiße“ die Gemüter der Bönener erhitzt. Viele interessierte Bürger saßen deshalb im Rat und verfolgten die Diskussion

Bönen – So viel Interesse erlebt die Gemeinderatssitzung sonst nur selten: Rund 40 Bürger waren am Donnerstagabend zur öffentlichen Ratssitzung in die Aula des MCG gekommen, um die Diskussion über das geplante Baugebiet „Auf der Kiße“ mitzuverfolgen. Aus der öffentlichen Diskussion um den ökologischen Stellenwert des Wäldchens an der Zechenstraße hatten bereits einige Leserbriefe die WA-Redaktion erreicht, in denen Bürger ihren Unmut geäußert hatten über die Erweiterung des geplanten Baugebietes zwischen Zechenstraße und Nordkamp. Bürgermeister Stephan Rotering zog aufgrund des starken Besucherinteresses den Tagesordnungspunkt vor. Die Mehrheit der Ratsmitglieder folgte der geänderten Vorlage und stimmte der Vergrößerung des Areals zu.

Erweiterung auf insgesamt 90000 Quadratmeter Fläche

Der Rat hatte im April bereits mehrheitlich zugestimmt, dass die Verwaltung einen Bebauungsplan für das Gebiet aufstellt. Nun sollen 16.000 Quadratmeter zusätzlich erschlossen werden. Die Gemeinde hat sich mit dem Eigentümer geeinigt, das Gebiet westlich der Straße Am Nordkamp neben der bereits bebauten Fläche sowie den Bereich, der an die Paul-Weniger-Straße anschließt, mit zu erfassen. Insgesamt würde das Areal zwischen Zechenstraße und Nordkamp damit rund 90.000 Quadratmeter umfassen, inklusive des Wald-Biotops, das sich auf der Zechenbrache entwickelt hat, von dem möglicherweise kaum etwas übrig bleiben würde – und das ist der Streitpunkt.

 Künftiges Baugebiet „Auf der Kiße“
Das geplante Baugebiet „Auf der Kiße“ zwischen Zechenstraße und Nordkamp soll auf 90.000 Quadratmeter erweitert werden. Das umfasst auch das Waldstück an der Zechenstraße (im Hintergrund). © Robert Szkudlarek

Auf die Bebauung des Biotops verzichten

Die Fraktionen legten noch einmal ihre Standpunkte in der Ratssitzung dar: Thomas Köster (SPD): „Die erste Planung hat uns schon beschäftigt, weil zu wenig Grün in dem Wohngebiet vorgesehen war, deshalb mussten wir den ersten Entwurf ablehnen. Nach Prüfung des neuen, erweiterten Entwurfs haben wir festgestellt, dass es ausreicht, wenn auf die Bebauung des Biotops in Gänze verzichtet wird. Wir können uns vorstellen, dass eine Zuwegung von der Zechenstraße durch das Wäldchen führt, jedoch weitere Eingriffe dort nicht passieren sollten. Wir müssen den Vorschlag der Verwaltung in dieser Form ablehnen.“

Nicht alle Baugebiete gleichzeitig entwickeln

Sebastian Böhnke (CDU): „Unser Plan ist, die zusätzlichen Flächen einzubeziehen, um mehr Bauland zur Verfügung zu haben. Wir würden gerne mehr von dem Wäldchen erhalten. Im übrigen macht es nach unserer Meinung keinen Sinn, alle Baugebiete gleichzeitig zu entwickeln, damit man nicht ein Überangebot an Bauland auf den Markt schmeißt.“

Nachfrage nach Grundstücken rückläufig

Klaus Viertmann (Die Grünen): „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass wir unsere Zustimmung von einer ökologischen Bewertung des Waldgrundstücks abhängig machen. Wenn man sich die aktuelle Entwicklung auf dem Baumarkt und die Zinsentwicklung anschaut, wird die Nachfrage nach Baugrundstücken in den nächsten Jahren deutlich rückläufig sein. Das bedeutet, dass wir ohnehin nicht das gesamte Gelände bebauen würden. Wir können uns vorstellen, dass wir nur einzelne Abschnitte als Bauland entwickeln. Es wird aktuell ja noch gar nicht beschlossen, dass das Gesamtgelände bebaut wird. Es wird erst mal im Vorgriff ein Planungsrecht geschaffen.“

Ökologisch wertvolles Gelände nicht zerstören

Die SPD-Fraktion sei irritiert über die Haltung der Grünen, konterte Thomas Köster: „Sie brauchen eine ökologische Bewertung für ein Gelände, das sich 40 Jahre lang entwickelt hat und ökologisch wertvoll ist? Da ist eine tolle Sache entstanden, die darf man nicht zerstören.“

Werden ja, oder auch nein sagen

Friedhelm Lange von den Grünen legte nach: „Wir wollen an den Fakten entlang entscheiden über das legitime Interesse einer Gemeinde, sich zu entwickeln – wozu Bauland gehört. Wenn klar ist, was da mal kommen soll, dann werden wir ja, vielleicht aber auch Nein sagen.“

Erst Fakten auf den Tisch

Bürgermeister Stephan Rotering betonte, dass es wichtig sei, die ökologischen Aspekte zu berücksichtigen. „Ich pflege erst alle Fakten auf den Tisch zu bekommen, um abschließend eine Entscheidung zu treffen. In dieser Vorlage geht es ja nicht um die endgültige Festlegung der Gestaltung. Jetzt geht es erst mal um eine Erweiterung der Fläche, die dann planungsmäßig noch andere Optionen zulässt.“

Mit der Stimme des Bürgermeisters stimmte der Rat mehrheitlich gegen die Stimmen der SPD-Fraktion für die Ausweitung des Baugebiets „Auf der Kiße“.

Auch interessant

Kommentare