Ungelöstes Ärgernis an der LEG-Siedlung
Anlieger an der Mulsanner Straße hadern weiter mit der Schranke vor dem Mietwohnungskomplex
Ärgernis Schranke - das kennt ganz Bönen von der Bahnhofstraße. Aber es gibt noch einen Schlagbaum, der nervt. So beklagen es Anwohner der Mulsanner Straße:
Bönen - Die Mulsanner Straße verläuft vom Billy-Montigny-Platz am Schulzentrum aus in einem kleinen Kreis an fünf Mehrparteienhäusern mit 36 Wohnungen vorbei. Es gibt nur diesen einen Zugang, den die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) als Vermieterin 2018 mit einer Schranke versah, um Wildparken zu verhindern.
„Die Feuerwehr hat sich darüber beklagt, dass Fremdparker immer wieder die Rettungswege zustellen. Die Gemeinde hat uns als Grundstückseigentümerin aufgefordert, etwas gegen die unkontrollierte Parkerei zu unternehmen“, berichtete damals ein LEG-Sprecher. Es gehe um die Sicherheit der Mieter.
Post, Pizza, Pillen: Lieferdienste ausgesperrt
Doch die ärgern sich über die Schranke. Sie haben zwar, wenn sie einen der 40 Stellplätze gemietet haben, einen Funkschlüssel (Transponder) bekommen, der den Schlagbaum automatisch hochfahren lässt. Müllabfuhr, Handwerker und Lieferdienste – egal ob Post, Pizza oder Apotheke – kommen allerdings nicht mehr ohne Weiteres daran vorbei. Und damit beginnt die Last.
Anwohner beschwerten sich zuletzt, dass die Mülltonnen, die ein Hausmeisterservice von den Gebäuden vor die Schranke bringt, nach der Leerung einige Mal quer im Weg standen – vorbeifahren unmöglich. „Ein Fahrer, der so etwas stehen lässt, kriegt einen Anruf“, reagierte Andreas Hellmich, der als Sprecher der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna (GWA) damit konfrontiert wurde. Ein solches Verhalten sei ihm aber nicht bekannt. Dennoch sprach auch er von einer „unbefriedigenden und schwierigen“ Situation durch die Schranke. Gut zu rangieren sei der Müllwagen an dieser Stelle nicht, rückwärts fahren dürfe der Lkw aus Sicherheitsgründen nicht.
Auch die Müllabfuhr hat Last damit
Immerhin scheint in diesem Punkt eine Lösung gefunden. Nach Auskunft der Gemeinde hat die Menge der Mülleimer Probleme bereitet. „Ein Wechsel von den 240-Liter-Gefäßen auf Container würde die Anzahl der aufgestellten Gefäße reduzieren“, schreibt Maximilian Drexler aus dem Rathaus. Die Wertstofftonnen sind nun durch Container ersetzt. Fünf Stück stehen nun bereit – es gibt aber sechs Hauseingänge. „Nach der Umstellung der Gefäße wird die Situation weiter beobachtet werden, sodass bei Bedarf weitere Maßnahmen getroffen werden können“, versichert Drexler.
Doch für die Anwohner ist es damit nicht getan. Schließlich kommen die Lieferdienste nicht an der Schranke vorbei. Der Fußmarsch bedeutet zu den hinteren Häusern eine ordentliche Strecke, und es geht nicht selten um schwere Lasten. Daher ersparten sich einige Zusteller aus Zeitdruck oder Bequemlichkeit nach Angaben der Anwohner einfach den Weg. Manche Fahrer versuchten, sich pragmatisch zu helfen, haben Telefonnummern mit Anwohnern ausgetauscht für den Einlass oder sie hupen in der Hoffnung, dass ihnen jemand aufmacht. Hilfreich, wenn jemand zuhause ist, aber nervig für alle, die nah an der Schranke wohnen.
Einige Paketboten kommen erst gar nicht
Anwohner berichten, dass sie häufiger Mitteilungen im Briefkasten fänden, sie seien nicht angetroffen worden – obwohl sie zu Hause gewesen seien. Richtig ärgerlich wird es, wenn nicht mal dieses Schreiben eingeworfen wird. Ob und wann ein Paket bei den Abgabestellen angekommen ist, erfahren die Betroffenen dann im besten Fall per Mail. Anderenfalls müssen sie selbst die Abgabeorte abklappern.
In der Kritik stehen unter anderem Fahrer des DPD. Vor einiger Zeit bestätigte ein Sprecher des Paketdienstes, dass tatsächlich schon Lieferungen direkt am Paketshop abgegeben worden seien. Diesen Boten habe man sich „zur Brust genommen“. Die Pakete würden wieder zur Tür gebracht. Von Dauer sei das aber nicht gewesen, halten die Mieter dagegen.
DPD-Sprecher: Außergewöhnlicher Aufwand
Der DPD-Sprecher nannte die Situation an der Mulsanner Straße unumwunden eine Verzögerung und eine zusätzliche Kraftanstrengung. „Das ist ein Mehraufwand wie an keinem anderen Ort im Zustellungsgebiet Hamm.“ Der Dienst sein an einer Lösung interessiert. So könnte den Fahrern dieer Tour ein Transponder zur Verfügung gestellt werden. „Wir sind gesprächsbereit“, hieß es damals. Aber: „Wir sehen den Vermieter in der Verantwortung.“
Das Wohnungsunternehmen sieht in einer Vergabe von Transpondern an die Paketdienste keine praktikable Lösung. „Dies wäre aufgrund geänderter Einsatzpläne beziehungsweise Änderungen im Arbeitsverhältnis bei den Paketzustellern nicht umsetzbar“, teilte eine Sprecherin vor einiger Zeit mit. Neben den Mietern habe die LEG Rettungsdiensten und auch Pflegediensten Funkschlüssel übergeben, damit diese direkt vor der Tür halten könnten. Alle anderen Personen müssten, „wie bei Privateinfahrten üblich“, so die LEG-Sprecherin, draußen parken. „Würden wir über den genannten Personenkreis hinaus zusätzlich allen Fahrern der unterschiedlichen Paketzustellerdienste einen Transponder aushändigen, könnte eine dauerhafte Erreichbarkeit durch Einsatzfahrzeuge nicht gewährleistet werden.“
Feuerwehr zufrieden: Rettungswege frei
Eine Lösung ist also nicht in Sicht. Aber bringt die Wegsperre denn wenigstens etwas? „Es sind auch bei Begehungen durch Mitarbeiter der LEG keine Falschparker mehr aufgefallen“, resümmiert die Vermieterin. Die Gemeinde blickt derweil nur auf den Zufahrtsbereich vor der Schranke. Der ist öffentlicher Straßenraum, der Rest dahinter Privatbesitz ist. Im Gemeinderevier waren bei Kontrollen keine Behinderungen der Rettungsdienste mehr zu erkennen. Und für die Bönener Feuerwehr habe sich die Schranke bewährt, erklärt Wehrleiter Stefan Eickelberg. Vormals sei besonders der Übergang vom Billy-Montigny-Platz zur Mulsanner Straße ein Problem gewesen. Fazit: „Das Verkehrteste ist die Schranke nicht.“
Die Wirksamkeit der Schranke wird von Anwohnerseite allerdings bezweifelt. Ständig stünden fremde Autos wild parkend auf den Stellplätzen. Die Fahrer würden von anderen Mietern hineingelassen, auch werde die Absperrung entriegelt und stünde dann tagelang offen.
Appell an die Verantwortung des Einzelnen
Feuerwehrchef Eickelberg sieht die Verantwortung beim Einzelnen. Jeder solle darauf achten, die Rettungswege freizuhalten. Parkausweise und regelmäßige Kontrollen sind für den Wehrleiter eine Alternative für die Mulsanner Straße. Durch die Schrankenregelung fühlen sich die Anwohner von der LEG gegängelt, zahlen sie doch nun Miete für die Transponder zu einer Schranke, deren Nutzen sie nicht wahrnehmen.