Im Verhältnis zur Einwohnerzahl belegen Unna und Kamen wieder die Spitzenplätze bei der Häufigkeit von Straftaten, aber auch dort sind die Zahlen rückläufig. Direkt danach folgt Bergkamen mit 2543 Fällen, das sind 111 mehr als 2020. In den Gemeinden Bönen und Holzwickede sind die wenigsten Delikte verzeichnet worden. Insgesamt gab es in Bönen bei 738 Fällen 58 mehr als im Vorjahr.
Den größten Zuwachs gab es in Werne: Ein Plus von 474 auf 1785 Fälle. Dort zeigen sich auch Gründe für den geringen Anstieg. Vermehrte Diebstähle in der Warendrehscheibe von Amazon und über Jahre angehäufte Tankbetrugsfälle, die seitens des Geschädigten rund zwei Jahre lang gesammelt und dann angezeigt worden sind, machen den Ausschlag nach oben aus. Das allein sind 175 der insgesamt 200 Werne Fälle. „Wir nehmen alle Straftaten auf, wenn wir solche Phänomene haben, hat das natürlich Einfluss auf die Zahlen“, erläuterte Kriminaldirektor Christoph Strickmann den Ausreißer.
Besonders zufrieden zeigte sich Landrat Löhr über die Erfolge bei der Bekämpfung des Betruges zum Nachteil älterer Menschen. Diesen Gaunern das Handwerk zu legen, hatte die Behörde vor wenigen Jahren als Ziel ausgegeben, der Leiter sieht das erfolgreich umgesetzt. Die Zahl der behördenweiten Fälle von Enkeltrick, falschen Polizisten und ähnlichen Maschen ist 1248 auf 862 gesunken.
Die dazugehörige Schadenshöhe sank um rund 430 000 auf knapp 525 000 Euro. „An dieser Strategie halten wir auch 2022 fest“, betonte Löhr. Den größten bekannt gewordenen Fall stellte die nicht zu verhindernde Übergabe von 70 000 Euro an einen falschen Polizisten in Werne dar.
„Wenn es um Sex, Crime und Totschlag geht, haben wir im Kreis nicht viel zu bieten – das finde ich auch gut so“, erklärte Strickmann. Im Bereich der Raub- und Gewaltkriminalität ist im Einsatzgebiet mit 605 Verbrechen exakt eins mehr dokumentiert als zuvor. Auf Bergkamener Boden trug sich derlei 97 Mal zu. In Bönen ist die Zahl an Taten leicht von 25 auf 21 zurückgegangen.
Stichwort Straßenkriminalität: Darunter erfasste Körperverletzungen, aber auch Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum, sind der Erhebung zufolge ebenfalls rückläufig: 322 Fälle weniger macht in Summe 4246 solcher Taten. In Bergkamen sind es 41 Vorfälle mehr auf Straßen und Plätzen, somit insgesamt 618 Fälle. In Bönen hat es einen Anstieg um 14 Fälle auf insgesamt 179 gegeben.
Deutlich zugenommen haben Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften in Chat-Gruppen. Im Amtsdeutsch heißt das „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ im Kapitel Sexualdelikte.
Von den 386 aktenkundigen Fällen resultieren hier allein 180 aus Unwesen via Social Media und dunklen Internetkanälen. 20 solche Vorgänge sind aus Bönen bekannt, das ist eine Steigerung um 100 Prozent.
Der Leitende Polizeidirektor Torsten Juds machte deutlich, dass die Ermittler bei ihrer Arbeit hier an Grenzen stoßen: „Das ist für uns immer schwer zu bewerkstelligen, weil wir von großen Datenmengen ausgehen können. Wenn jemand 80 Festplatten in seiner Wohnung hat, müssen die alle ausgewertet werden. Die Beamten, die sich um die Auswertung kümmern, fehlen dann an anderen Bereichen.“
Zurück zu Einbrüchen und Diebstählen aus Wohnungen: An dem Rückgang dieser Taten haben die Arbeit im Homeoffice, aber auch die intensiv beworbene Sicherung der Gebäude einen Anteil. Die Statistik führt 283 Einbrücke im Zuständigkeitsbereich auf, das sind 67 weniger als im Vorjahr.
Auch in Bönen wurde weniger häufig eingebrochen. Die Zahl ist von 25 auf 14 gesunken. In Bergkamen ist die Zahl mit 61 nahezu gleich zum Vorjahr (62) geblieben. „Das sind historisch niedrige Zahlen, die wir nicht in dem Maße behalten können, wenn das öffentliche Leben wieder Fahrt aufnimmt“, sagte Strickmann.
Auch die Zahl der gestohlenen Fahrräder ist rückläufig und im Kreis von 282 auf 249 gesunken. Gründe dafür liegen unter anderem bei der besseren Sicherung besonders hochwertiger E-Bikes. In Bönen sind 2021 mit 23 zehn Fahrräder weniger als im Vorjahr gestohlen worden. Im Gegensatz zum Kreis-Trend sind in Bergkamen mit 88 Rädern 13 mehr als im Vorjahr gestohlen worden.