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GSW-Chef: Noch ist die Gasversorgung gesichert - Preise steigen

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Von: Kira Presch

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Gasflamme und Geldscheine
Auch wenn es noch keine Versorgungsengpässe gibt, die Gaspreise werden spürbar steigen. © Patrick Pleul/dpa

Krieg in der Ukraine - das ist erst einmal weit weg von unserem Alltag. Sollte die Krise eskalieren, könnte Putin den Gashahn zudrehen. Dann wird es eng im kommenden Winter mit der Gasversorgung, fürchtet der Chef der Gemeinschaftsstadtwerke. Eines ist aber sicher: Schon jetzt gehen die Preise durch die Decke.

Bönen – Der russische Präsident Wladimir Putin ist Donnerstagnacht in der Ukraine eingefallen, der Konflikt eskaliert. Der Westen droht mit wirtschaftlichen Sanktionen. Das alles scheint sehr weit weg von unserem Alltag zu sein – oder auch nicht. Denn jeder Verbraucher, der mit Gas heizt, wäre betroffen, wenn Russland als Antwort auf Sanktionen den Gashahn zudrehen würde.

„Wir sind abhängig von russischen Gaslieferungen“, sagt der Geschäftsführer der Gemeinschaftsstadtwerke Kamen, Bönen, Bergkamen (GSW), Jochen Baudrexl. „Über 55 Prozent unseres Bedarfs kommt aus Russland.“ Da seien die nationale Lage und die der GSW identisch. Die gute Nachricht: „Ich gehe davon aus, dass wir gut über diesen Winter kommen, die Speicher sind ausreichend gefüllt.“ Fragt sich, wie die Versorgung langfristig aussieht.

GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl
Jochen Baudrexl, Geschäftsführer der Gemeinschaftsstadtwerke Kamen, Bönen, Bergkamen, bestätigt, dass die Ukraine-Krise die Gaspreise hoch treibt. © Tim Luhmann

„Der Winter war relativ mild, der Februar ist fast rum, die Heizperiode nähert sich dem Ende. Deshalb gibt es zunächst keine wirkliche Sorge, dass wir unsere Kunden im Frühjahr nicht versorgen können“, sagt der GSW-Chef. Auch die GSW hätten natürlich vorgesorgt, „aber das sind langfristige Lieferverträge, das Gas ist ja noch nicht da, sondern muss noch geliefert werden“, erläutert Jochen Baudrexl. „Wenn der Vertragspartner die Verträge nicht erfüllt, dann nützt auch die Vorsorge nichts.“

Abhängig von Russland als größtem Lieferanten

Niemand wisse zurzeit aber, wie dieser Konflikt eskalieren wird. „Werden die angekündigten Sanktionen dazu führen, dass Russland uns für den kommenden Winter den Gashahn zudreht? Das wäre fatal, denn wir beziehen über 55 Prozent unseres Erdgases aus russischen Pipelines. Das ist ein großer Anteil, wir sind sehr abhängig von einem Lieferanten.“ Weil das bisher immer gut und zuverlässig funktioniert hat, schon zu Zeiten der Sowjetunion, habe man sich darauf eingelassen.

Die EU versuche gerade für den Fall, dass der Konflikt weiter eskaliert und Russland gestoppte Gaslieferungen als Druckmittel gegen Europa einsetzt, neue Märkte aufzutun, weiß Baudrexl. „Aber das wird angesichts des riesigen Volumens schwierig. Norwegen und Holland sind gar nicht in der Lage, so viel Gas zu liefern.“

Außerdem: „Die USA könnten Flüssiggas mit Schiffen liefern, wir haben aber gar nicht ausreichend Terminals, um das Gas umzuwandeln, damit es eingespeist werden kann. Sollte dieses schlechteste Szenario eintreten, sind wir hier vor Ort nicht in der Lage, die Bevölkerung im kommenden Winter ausreichend mit Gas zu versorgen.“

Die Versorgung von Privathaushalten hat Vorrang vor der Industrie

Sollte Gas tatsächlich knapp werden, weil der Konflikt nicht schnell beigelegt werden kann, gibt es die gesetzliche Regelung, dass unterschieden wird zwischen geschützten und ungeschützten Kunden. „Von geschützten Kunden sprechen wir, wenn es ums Wohnen geht“, erläutert Baudrexl. „Private Haushalte, Krankenhäuser, Altenheime haben Priorität und müssen zuerst beliefert werden, damit die Menschen nicht frieren müssen. Nicht geschützte Kunden sind zum Beispiel Industriebetriebe, die Prozessgas beziehen, um etwas zu produzieren.

Die würden bei einem Engpass im Interesse der geschützten Kunden dann nicht beliefert werden.“ Solche Szenarien gebe es auch für Strom. „Bisher mussten wir das nie umsetzen, aber beim Thema Gas könnte das passieren. Da sieht man, wie schnell wir existenziell von den Geschehnissen in der Ukraine betroffen sind.“

Die Preise steigen schon jetzt

Das Ganze sei eine Rechnung mit vielen Unbekannten, die aktuell schwierig einzuschätzen sei. Abhängig sei der Bedarf immer auch davon, wie kalt der nächste Winter wird. „Ich will niemandem Angst machen, da kann man zur Zeit noch keine Prognosen abgeben“, so Baudrexl. „Was man aber sagen kann, durch die Situation in der Ukraine eskalieren die Preise. Fest steht, die Gas- und Strompreise werden weiter steigen und das wird auch beim Verbraucher ankommen, das können wir nicht abfedern.“

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